Anspruchsvolle Bücher
Was genau ist eigentlich anspruchsvolle Literatur? Zu dieser Frage findet wohl jeder Leser eine ganz individuelle Antwort. Um für unsere Liste einen Rahmen zu finden, lautet unsere darauf ungefähr so: Ein anspruchsvolles Buch regt seinen Leser zum Denken an, es ist vielschichtig und lässt Interpretationsspielraum. "Anspruchsvoll" verlangt nicht zwangsläufig eine komplizierte Ausdrucksweise (natürlich mag es die trotzdem haben), sondern kann auch hinter einfachen Formulierungen Tiefgang beweisen.
In dieser Liste findet ihr Bücher für Leser, die sich gerne etwas gehobenere Literatur zu Gemüte führen möchten. Wir haben euch ein paar der anspruchsvollen Bücher herausgesucht, die uns besonders gut gefallen. Dann seid ihr gefragt: Welche Exemplare anspruchsvoller Literatur konnten euch begeistern? Fügt eure Favoriten hinzu und stimmt für sie ab!
Diese Buchliste wurde erstellt von Kathycaughtfire
Empfehlungen für anspruchsvolle Leser
James Joyce
Ulysses
(187)
Erschienen am 01.01.1966
Es gibt nur wenige Werke, bei denen sich alle Leser einig sind, wenn man sie fragt, ob sie zur anspruchsvollen Literatur gezählt werden sollten. Bei "Ulysses" von James Joyce jedoch wird diese Frage selbst von Literaturwissenschaftlern stets mit einem klaren "Ja" beantwortet. Zunächst klingt die Geschichte simpel: Der Autor beschreibt einen Tag im Leben des Protagonisten Leopold Bloom. Doch durch unendlich fließende Gedankenströme, Wirrungen und Verzweigungen ist es mit der Einfachheit schnell vorbei. Mit Joyce' wortgewaltigem Meisterwerk hat der Leser unzweifelhaft eine Herausforderung vor sich.
Arundhati Roy
Der Gott der kleinen Dinge
(297)
Erschienen am 05.08.1997
Ein vollkommen anderes Thema behandelt "Der Gott der kleinen Dinge" von Arundhati Roy. Die Autorin nimmt uns mit nach Kerala, Indien, in die Jahre 1969 und 1993. Sie erzählt die Geschichte der Zwillinge Rahel und Estha, die zunächst sehr unterschiedlich wirken, aber tief miteinander verbunden sind. Wir erleben ihre Perspektive als Siebenjährige, abwechselnd mit der im Erwachsenenalter. Der zentrale Konflikt, den die Autorin in ihrem Roman behandelt, ist das indische Kastensystem, über das sich die Mutter der beiden Geschwister unbedacht hinwegsetzt und so große Gefahr riskiert. Ein spannender, bildgewaltiger Einblick in eine fremde Kultur!
Ferdinand von Schirach
Terror
(188)
Erschienen am 07.12.2015
Wie auch Michel Houellebecqs Roman befasst sich das Theaterstück "Terror" von Ferdinand Schirach mit aktuellen Bedrohungen. Es stellt uns vor die problematische Frage, wie wir uns angesichts jüngster Terroranschläge richtig verhalten sollen. Als ein Terrorist eine Passagiermaschine kapert, schießt ein Kampfpilot entgegen seiner Anweisungen das Flugzeug ab, es gibt keine Überlebenden. Vor Gericht, dessen Rolle der Leser bzw. Theaterbesucher einnimmt, muss er sich für diese Tat verantworten. Wie wird das Urteil lauten? Brisant, dramatisch und absolut aktuell.
Ian McEwan
Kindeswohl
(270)
Erschienen am 09.01.2015
Der zentrale Gewissenskonflikt in Ian McEwans aktuellem Roman macht ihn zu einem durchaus anspruchsvollen Werk. Denn hier wird die Frage gestellt, was höher wiegt: Das Leben eines Kindes zu retten oder die religiösen Vorschriften der Glaubensgemeinschaft zu achten, aufgrund derer seine Familie wie auch er eine Bluttransfusion ablehnen. Mit diesem Dilemma sieht sich Fiona Maye, Richterin am High Court in London, konfrontiert. Der Autor stellt neben der Protagonistin auch den Leser vor die moralische Frage, inwiefern das Empfinden eines Kindes über sein Wohlergehen gestellt werden darf. Fesselnd und bewegend!
Michel Houellebecq
Unterwerfung
(298)
Erschienen am 16.01.2015
In "Unterwerfung" schildert Michel Houellebecq ein Schreckensszenario, das aufgrund der besonders im letzten Jahr vorgegangenen Ereignisse entsetzlich real scheint. Der Roman handelt vom Literaturwissenschaftler François, der die französische Hauptstadt wegen Ausschreitungen verlässt, als die Bruderschaft der Muslime zunehmend Wähler für sich gewinnt, und ein Bürgerkrieg unausweichlich erscheint. Der Autor präsentiert uns eine bittere Satire, die den Leser in ihren Bann zieht und ihn vor eine Menge unbeantworteter Fragen stellt.
Martin Walser
Ein sterbender Mann
(26)
Erschienen am 08.01.2016
Bereits vor gut 60 Jahren geriet Martin Walsers Arbeit, für die er mit zahlreichen Preisen geehrt wurde, in den Fokus der Öffentlichkeit. Und auch im Alter von fast 90 Jahren denkt der erfolgreiche Autor nicht daran, die Schreibfeder niederzulegen. Ein Glück für den Leser, denn Martin Walsers Bücher möchte man in der deutschen Literatur nicht missen! Auch "Ein sterbender Mann", sein neuester Roman, ist ein mehr als gelungenes Werk. Es erzählt von Theo Schadt, dessen Leben nach einem Verrat durch seinen besten Freund ausweglos scheint. Doch dann ist da diese Frau, die einfach alles ändert – aber sie lebt ausgerechnet mit dem, der Theo so hintergangen hat, in einer offenen Beziehung. Bedeutet das Theos Untergang? Eine Geschichte über das (Weiter-) Leben, verfasst in der typisch grandiosen Sprache Martin Walsers.