Rezension zu "Bekenntnisse einer Maske" von Yukio Mishima
Es ist verblüffend, dass dieses Tabuthema bereits 1949 veröffentlicht worden ist: Der Autor lässt uns daran teilhaben, wie ein junger Mann in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts seine Homosexualität entdeckt. Der Schriftsteller entpuppt sich dabei als genauer Beobachter der menschlichen Gefühlswelt. Seine Beschreibungen sind teilweise in brillanter Weise brutal ehrlich und in der Sache unerwartet zutreffend. Jedoch vermag es Herr Mishima nicht, sich aus dem menschenverachtenden Wertekorsett und den gesellschaftlichen Zwängen seiner Zeit zu befreien. So wird die Hauptfigur in seinem Werk dazu verdammt, das eigene Empfinden als pervers und unsittlich anzusehen; sie ergeht sich in Selbsthass und Gewaltfantasien und beschreitet den grausamen Pfad der Selbstverleugnung. Wer den sozialen Druck, den ein Mensch zur Selbstverachtung bringen kann, nicht versteht, dem sei dieses Buch dringend empfohlen. Am Ende blieb in mir aber – der negativen Sichtweise aufs Schwulsein wegen – ein unerquicklich bitterer Nachhall zurück. Es ist kein Buch, dass Mut machen will. Schade.