Rezension zu "Auf dem Weg" von Yongey Mingyur Rinpoche
Inhalt
Sein ganzes Leben verbringt Yongey Mingyur Rinpoche allseits behütet, unter eher strenger Aufsicht und mit guter Ausbildung. Als Abt eines buddhistischen Klosters wird er auch als Erwachsener gut umsorgt und behütet. Als ihm bewusst wird, dass er das "eigentliche" Leben außerhalb von Klostermauern gar nicht kennt, beschließt er, auf ein Vierjähriges Wanderretreat zu gehen. Er will ohne fremde Hilfe, ohne seine buddhistische Robe, ohne Geld, ohne Obdach durch die Welt wandern.
Sein Vorhaben bereitet er lange vor. Ja, er plant seine Flucht nahezu minutiös. In der geplanten Nacht, hinterlegt er einen Abschiedsbrief und verlässt das Kloster.
Der Schock der Umstellung trifft ihn hart. Mit Hilfe der erlernten Meditationstechniken schafft er es, die ersten Tage zu überstehen und erste Schritte in seinem neuen Leben zu wagen.
Als sein Geld alle ist, legt er seine buddhistische Robe endgültig für die Zeit seines Retreats ab und lebt als Saddhu weiter. Doch schon das erste gespendete Essen macht ihn krank - so krank, dass er am Sterben ist. Durch seine Ausbildung entsprechend vorbereitet, durchlebt er sterbend die einzelnen Bardos und bleibt nahezu bis zum Ende bewusst in allem, was um ihn und mit ihm geschieht.
Subjektive Eindrücke
Als Wanderin und Pilgerin interessiert es mich immer, was andere Menschen auf ihren Wegen erleben. Deshalb musste ich dieses Buch einfach lesen. Aber es übertraf alle meine Erwartungen.
Es ist nicht einfach nur eine Beschreibung der 4 Jahre in seinem Wanderretreat. Nein, man erfährt tatsächlich nur die erste Etappe bis zu seiner schweren Erkrankung. Aber Yongey Mingyur Rinpoche vermittelt, angeknüpft an seine Reiseerlebnisse, buddhistische Meditationstechniken, stellt dar, welches Ziel sie verfolgen und wie sich die entsprechenden Fragen für ihn stellen und durch die Meditation für ihn beantworten.
Das ist das Beeindruckende für mich an diesem Buch. Bisher habe ich viele Bücher über buddhistische Meditation gelesen. Diese blieben für mich auf der Ebene der Übung stehen. Ich konnte sie nicht in Bezug zu meinen Lebensfragen setzen. In diesem Buch zeigt Yongey Mingyur Rinpoche wie sich seine Lebensfragen bzw. die Fragen, die seine Wanderung für ihn und sein Leben aufwerfen, durch die verschiedenen Meditationsansätze beantworten. Diese Beispiele sind für mich sehr eingängig und ich habe den Eindruck, sie auf meinen eigenen Fragen übertragen zu können.
Einige andere Rezensionen weisen darauf hin, dass man Vorkenntnisse haben müsse. Das kann ich schlecht beurteilen, da ich durchaus schon etliche buddhistische Literatur gelesen habe. Am Ende des Buches gibt es 9 Seiten Glossar mit zum Teil recht ausführlichen Erläuterungen. Zumindest kam mir das Buch nicht überfrachtet mit buddhistischen Begriffen vor, was ich bei anderen Büchern durchaus das Gefühl hatte.
Fazit
Nicht nur ein weiteres Buch zum Meditieren, sondern die realen, praktischen Erfahrungen eines buddhistischen Meditationslehrers eingängig und lebhaft erzählt. Wundervoll.
Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/category/rezension/