Rezension zu "Insel der verlorenen Erinnerung" von Yoko Ogawa
𝗪𝗼𝗿𝘂𝗺 𝗴𝗲𝗵𝘁 𝗲𝘀?
Jedes Mal wenn auf der Insel Dinge verschwinden, wundern sich die Bewohner der Insel nicht mehr sonderlich darüber. Denn sie wissen: das Regime hat beschlossen, dass diese Dinge verschwinden müssen - aus ihrem Leben und auch aus ihren Erinnerungen. Und so verblassen Erinnerungen an Vögeln, an Fähren und bald gibt es auch keine Haarbänder mehr. Doch wohin soll dies alles führen? Und was geschieht mit den wenigen Menschen, bei denen diese "verbotenen" Erinnerungen einfach nicht verblaßen?
Die Autorin Yoko Ogawa gehört zu den wichtigsten japanischen Autorinnen ihrer Generation und wurde bereits mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Übersetzt wurde das Buch von Sabine Mangold.
𝗠𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗠𝗲𝗶𝗻𝘂𝗻𝗴:
Dieses ist eine schöne und gleichzeitig eine traurige Geschichte - eine Geschichte über das Vergessen, den Verlust und die Einsamkeit. Aber auch über das Bewahren und sich Erinnen.
Als Leserin habe ich die namenlose Protagonistin in ihrem Leben auf der Insel begleitet, mit ihr zusammen angesehen, wie Stück für Stück immer mehr Dinge auf der Insel in der Vergessenheit verschwinden. Bin häufig frustriert darüber gewesen, dass die Bewohner dieses radikale Ausradieren einfach hinnehmen und gleichzeitig fassungslos über die Härte der Erinnerungspolizei. Dieses Buch brachte mich zum Nachdenken, über den Wert persönlicher Gegenstände und darüber, welche Bedeutung Erinnerungen im Leben haben. Am meisten hat mich an diesem Roman das Gedankenexperiment des kollektiven Vergessens fasziniert. Ein melancholisches, teils spannendes und auf jeden Fall zum Nachdenken bewegendes Buch. Für mich definitiv eine Geschichte, die ich nicht so schnell vergessen werde!
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: Eine klare Leseempfehlung von meiner Seite. Insbesondere wenn euch die Themen Erinnerungen, Vergänglichkeit und experimentielle, gesellschaftliche Gedankenreisen interessieren.
🌟4/5 Sterne