Das Buch „Das Wolkenvolk – Seide und Schwert“ von Kai Meyer ist der erste Band der Wolkenvolk-Trilogie, die im alten China spielt. Die Geschichte folgt den Abenteuern von Nugua, einem Mädchen, das unter Drachen aufgewachsen ist, und Niccolo, einem Jungen mit goldenen Augen aus dem Wolkenvolk. Die beiden machen sich auf die Suche nach den verschwundenen Drachen, die für das Überleben ihrer Welten entscheidend sind. Dabei begegnen sie vielen Gefahren, Geheimnissen und magischen Wesen.
Kai Meyers Stil ist, wie man es von seinen Werken aus dieser Zeit kennt, fließend und vielseitig. Er verbindet verschiedene Elemente zu originellen Geschichten, die oft von der europäischen Kultur inspiriert sind. Eine Ausnahme bildet diese Reihe, die hauptsächlich in China spielt, wobei das Wolkenvolk seine Wurzeln dennoch in Italien hat.
Die Handlung kommt nur langsam in Gang und spielt in der Qing-Dynastie, der letzten kaiserlichen Dynastie Chinas, einer Zeit des wirtschaftlichen, kulturellen und militärischen Aufstiegs, aber auch des Niedergangs und der Konflikte mit dem Westen. Das Buch vermischt historische und mythologische Fakten mit fantastischen Elementen wie Drachen und Magie. Was mir sehr gut gefallen hat, ist, dass die acht Unsterblichen, von denen einige im Laufe des Buches auftauchen, sogar auf echten Legenden basieren. Daran merkt man, wie wichtig dem Autor die Recherche für seine Bücher ist!
Trotz des Titels spielt das Wolkenvolk eine eher untergeordnete Rolle. Die Ausgangssituation ist zwar, dass sie in Not sind, weil ihnen der Äther ausgeht, der die Wolkeninsel in der Luft hält, und nur der Atem der Drachen die Pumpen wieder in Gang bringen kann, aber über ihre Kultur und Lebensweise erfährt man so gut wie nichts. Man weiß nur, dass Lesen verboten ist und dass Leonardo da Vinci der Schöpfer des Wolkenvolkes ist.
Die Charaktere sind tiefgründig und nachvollziehbar gestaltet. Meyer gelingt es, seine Figuren so lebendig zu gestalten, dass man sie allein an ihrer Sprechweise voneinander unterscheiden kann. Für fiktive Figuren haben sie erstaunlich viel Seele. Die Hauptfiguren sind Nugua und Niccolo, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird. Um zu erfahren, was während Niccolos Abwesenheit beim Wolkenvolk passiert, gibt es auch einige kleine Kapitel aus der Sicht der Herzogstochter Alessia, die ihre ganz eigene Mission erfüllt, denn nicht nur der versiegte Äther macht dem Wolkenvolk zu schaffen.
Ich war sehr gespannt auf das Buch, da mich das Setting und die Drachen sehr ansprachen. Leider muss ich zugeben, dass es mir im Vergleich zu der Wellenläufer-Trilogie um einiges weniger gut gefallen hat. Trotz der nicht allzu großen Seitenzahl hat es sich für mich gezogen und mit einigen Nebencharakteren konnte ich mich auch nicht so richtig anfreunden, da sie mir echt auf die Nerven gegangen sind. Außerdem hätte ich mir mehr über das Wolkenvolk selbst gewünscht. Da mir die Idee aber sehr gut gefallen hat, gebe ich diesem Roman trotzdem solide 3 Sterne!