Willy Vlautin

 4,2 Sterne bei 105 Bewertungen
Autor von Motel Life, Northline und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Notenblätter und Buchseiten: Willy Vlautin, geboren 1967 in Reno, ist ein US-amerikanischer Musiker und Schriftsteller. 1994 gründete er zusammen mit Dave Harding die Band Richmond Fontaine. Als Liedsänger der Band produzierte er insgesamt sieben Alben, einen Soundtrack für ein Buch, sowie einige Live-Recordings. 

Ausgehend von seinem Umgang mit Songtexten entschloss er sich dann sich als Schriftsteller zu versuchen. Und das mit Erfolg. Sein Debütroman „The Motel Life“ wurde bisher in über elf Sprachen übersetzt und erfolgreich verfilmt. The Independet zeichnete den Autor für sein Werk mit dem Titel „Dylan of the dislocated“ aus.

Alle Bücher von Willy Vlautin

Cover des Buches Northline (ISBN: 9783833306662)

Northline

 (25)
Erschienen am 19.06.2010
Cover des Buches Motel Life (ISBN: 9783833351129)

Motel Life

 (25)
Erschienen am 01.02.2013
Cover des Buches Lean on Pete (ISBN: 9783833350511)

Lean on Pete

 (22)
Erschienen am 02.09.2010
Cover des Buches Ein feiner Typ (ISBN: 9783827013781)

Ein feiner Typ

 (17)
Erschienen am 02.05.2019
Cover des Buches Die Freien (ISBN: 9783827011763)

Die Freien

 (9)
Erschienen am 05.10.2015
Cover des Buches Nacht wird es immer (ISBN: 9783827014306)

Nacht wird es immer

 (5)
Erschienen am 01.09.2021
Cover des Buches Lean on Pete (ISBN: 9783827072702)

Lean on Pete

 (0)
Erschienen am 01.07.2010
Cover des Buches Northline (ISBN: 9783491912946)

Northline

 (1)
Erschienen am 15.03.2009

Videos zum Autor

Neue Rezensionen zu Willy Vlautin

Cover des Buches Northline (ISBN: 9783491912946)
Jorokas avatar

Rezension zu "Northline" von Willy Vlautin

Inhalt okay, Umsetzung als Hörbuch nicht.
Jorokavor 4 Monaten

Allison erzählt ihre Geschichte. Sie ist Anfang 20 und flieht schwanger aus Las Vegas vor allem vor ihrem brutalen Freund Jimmy, dem Vater des Kindes und landet in Reno, wo sie ihren Sohn zur Welt bringt und gleich an die Adoptiveltern weiterreicht. Diesen Entschluss wird sie im weiteren Verlauf noch sehr bereuen. Doch Allison hat genug mit sich selbst zu tun. Sie hält sich mit Gelegenheitsjobs als Kellnerin über Wasser hat Panikattacken und ertränkt ihren Kummer immer wieder im Alkohol. Ihre Traummann ist Paul Newman. Ihn vergöttert sie. Er taucht immer wieder in ihren Tagträumen auf und versucht sie auf den rechten Weg zu bringen.....




Nun, alles in allem eine recht deprimierende kleine Geschichte. Die Hauptperson kämpft gegen die Trostlosigkeit ihres Lebens an, scheitert immer wieder, rappelt sich aber genau so oft wieder auf. Ob man sich die antun möchte, muss jeder selber entscheiden. Doch auf dem Hörbuch liest Nicolette Krebitz die Geschichte von Allison als Ich-Erzählerin und schlüpft auch in alle andere Rollen (stimmlich), außer den Sequenzen mit Paul Newman, die Otto Mellies liest, der ihn auch in seinen Filmen synchronisiert hat.


Also, ich fand die Stimme von Frau Krebitz alles anders als einfühlsam, wie auf dem Cover angepriesen. Vor allem, wenn sie ihre Stimme für die männlichen Figuren verstellte (welche alle irgendwie gleich klangen), war sie für mich kaum erträglich. Das klang vor allem krächzend und abgesoffen. Hatte jeweils das Bild einer alten Hexe vor Augen. Otto Mellies hingegen machte seine Sache hingegen routiniert und gut (wohltuend sein Stimmklang als Kontrast).


Leicht gekürzte, inszenierte (vor allem störende Hintergrundgeräusche) Lesung.


Fazit: Hier würde ich dann doch das Lesen des Buches empfehlen.



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Cover des Buches Nacht wird es immer (ISBN: 9783827014306)
J

Rezension zu "Nacht wird es immer" von Willy Vlautin

Portland Oregon einmal anders
Johann_Baiervor 2 Jahren

In dem Roman lernen wir durch Lynette die Lebenssituation der amerikanischen Unterschicht kennen, genauer das Leben ohne Sozialstaat: minimale Löhne, minimale Krankenversicherung, keine Sozialwohnungen, Vertreibung durch Gentrifizierung, keine Altersversorgung, keine Kreditwürdigkeit, keine Unterstützung bei der Pflege von Behinderten. Wir begleiten Lynnette bei ihrem Kampf, das Geld für den Kauf ihrer Mietwohnung zusammenzutragen. Dabei ergreift sie auch Maßnahmen jenseits der Legalität, wodurch sie in recht gefährliche Situationen gerät: bei Geschäften mit Berufskriminellen hat man nicht mehr den Rechtsstaat im Rücken, der für die Einhaltung von Verträgen sorgt. Die Gefahr sorgt für Spannung – schafft sie es als unerfahrene Neueinsteigerin in der kriminellen Szene, ihre Ziele zu erreichen?

Lynettes Leben besteht fast nur aus Katastrophen: Missbrauch durch den Stiefvater, Weglaufen von zu Hause mit 16, Prostitution, Drogen, Abtreibung, Psychiatrie, hasserfüllte Mutter, Pflege des schwerbehinderten Bruders. Vielleicht ein bisschen zu viel auf einmal.

Die Geschichte ist ausschließlich aus ihrer Perspektive erzählt, aber es werden nie ihre Gedanken und Gefühle direkt beschrieben, sondern nur ihre Handlungen und Worte. Wir lernen ihre Gedanken und Gefühle nur dann kennen, wenn sie sie in einem Gespräch mitteilt. Das tut sie dann gelegentlich in extrem langen Monologen, die etwas unglaubwürdig wirken. Würde die sonst eher wortkarge und bildungsferne Lynette plötzlich solche ausgefeilten Monologe halten können, würde der Gesprächspartner so lange schweigend zuhören? Manchmal spricht sie mit anderen Personen über die gemeinsame Vergangenheit in einer Ausführlichkeit, die unrealistisch ist – da beide die Vergangenheit kennen, würden ja ein paar Stichworte genügen. Es erscheint inszeniert für den Leser.

In aktionsreichen Szenen wird nur die äußere Handlung beschrieben, keine Intentionen, Hoffnungen und Befürchtungen – dadurch klingt der Roman manchmal wie ein Polizeibericht. Der Leser ist dadurch nicht nah bei Lynette, sondern rätselt: was macht sie denn jetzt schon wieder?

Die Handlung erscheint mir in mancher Hinsicht nicht ganz plausibel: der Einstieg in die Kriminalität erscheint mir zu leicht, zu wenig begründet. Würde nicht jeder zweimal überlegen, bevor er oder sie den Rest des Lebens mit dem Risiko einer Haftstrafe verbringt? Ist der Kauf einer Wohnung ein ausreichendes Motiv für kriminelle Handlungen (Diebstahl, Drogenhandel)? Ist das Leben mit der Mutter, mit der sie sich nicht versteht, ein ausreichendes Motiv? Ist es nicht ein bisschen klischeehaft, Unterschicht mit Kriminalität zu assoziieren? Andererseits ist in der Tat schwer zu erkennen, wie sie legal aus ihrer Armut herauskommen könnte.

Trotzdem fühlt man mit Lynette mit, und hofft, dass sie ihre Ziele erreicht. Sie hat unsere Sympathie, weil sie für ein besseres Leben für sich, ihren behinderten Bruder und ihre Mutter kämpft. Am Schluss kommt alles anders als erwartet, und Lynette muss ihr Leben umorganisieren.

Der Roman ist in einer angenehm einfachen, schnörkellosen Sprache geschrieben. Er erlaubt einen Einblick in ein Milieu, das den meisten Lesern fremd sein dürfte. Der Autor ist in dem Milieu offenbar selbst aufgewachsen und besingt es auch in den Texten seiner ‚Alternative Country‘-Band ‚Richmond Fontaine‘.

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Cover des Buches Nacht wird es immer (ISBN: 9783827014306)
Bris avatar

Rezension zu "Nacht wird es immer" von Willy Vlautin

Gier - oder das Land der Freien
Brivor 2 Jahren

Eine ganze lange Nacht über versucht Lynette, den Plan, den sie seit drei Jahren verfolgt und mit dem sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihrem entwicklungsgestörten Bruder und ihrer Mutter ein Zuhause sichern möchte, zu retten. Drei Jahre lang hat sie gearbeitet bis zum Umfallen – welche persönlichen Grenzen sie in der Ausführung ihrer Jobs überschritten hat, das wird sich im Lauf der Nacht zeigen. Daneben hat sie sich, so gut es neben diesen Jobs ging, um ihren Bruder gekümmert. Wenn sie es nicht persönlich konnte, so sorgte sie doch dafür, dass immer jemand bei ihm war, sie ihn nicht alleine zu Hause einsperren musste. Denn Kenny kann nicht sprechen, kann sich nicht um sich selbst kümmern und hat vor Vielem, vor allem aber vor Männern, Angst. Als die junge Frau vor besagter Nacht nach Hause kommt, bahnt sich etwas an, was sie nicht erwartet hätte: Ihre Mutter durchkreuzt den gemeinsamen – so hatte Lynette zumindest die letzten Jahre gedacht – Plan, das Haus, in dem sie derzeit wohnen und das sie für einen guten Preis von ihrem Vermieter kaufen könnten, anzuzahlen, indem sie sich einfach ein neues Auto kauft. Nun reicht das Geld für die in drei Tagen zu begleichende Anzahlung auf keinen Fall – außer Lynette schafft es, sich das zurückzuholen, was ihr gehört. Und genau das versucht sie. Eine unglaubliche Nacht lang, mit Auswirkungen, die zeigen, wie es um die amerikanische Gesellschaft bestellt ist …

Willy Vlautin ist für mich eine Neuentdeckung und zwar eine, auf die ich nicht mehr verzichten möchte. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie ich auf seinen neuen Roman „Nacht wird es immer“ gestoßen bin. Wahrscheinlich hat mich interessiert, wem eine junge Frau in Portland / Oregon Geld geliehen haben könnte, wie sie versucht, dieses zurückzubekommen und vor allem, weshalb sie es nicht schon längst erhalten hat. Der Einstieg in den Roman vermittelt das Bild einer viel jüngeren Frau, als Lynette tatsächlich ist, die versucht, viele Dinge gleichzeitig auf die Reihe zu bekommen, sich um ihren Bruder zu kümmern, dabei noch ihrer Arbeit nachzugehen und ihre Mutter damit zu unterstützen. Nach und nach wird klar, Lynette und ihre Mutter haben eine Geschichte, die bei der Mutter ein gewisses Bild hinterlassen hat und gleichzeitig auch schon einen Blick auf ihre eigene Haltung freigibt:


"Kenny … Du hast mal gesagt, dass du meinst, ich hätte ihn aufgegeben, hätte alles aufgegeben. Also, ich habe oft darüber nachgedacht und vielleicht stimmt das, vielleicht ist es wahr, aber wenn es so ist, dann hat alles angefangen, als du das erste mal weggelaufen und dann so fertig wieder nach Hause gekommen bist. Dieses erste Mal hat mich gebrochen, du wirst dir nie vorstellen können, wie sehr […]"


Vlautin füttert uns Leser:innen so regelrecht an, steckt uns Bruchstücke der Geschichte zu, die uns nicht genügen können, um alles zu verstehen, also bleibt uns nichts anderes übrig, als den Krumen durch den Wald der Erinnerungen zu folgen. Lynette führt uns Stück für Stück weiter, indem sie uns ihre Geschichte in Rückblenden erzählt, während sie von einer schwierigen Situation in die nächste rennt, um das zurückzubekommen, was eigentlich ihr gehört. Anfänglich immer relativ easy und vertrauenswürdig, soweit man das in den Kreisen, in denen sich Lynette in diesen Momenten bewegen muss, überhaupt sagen kann, entpuppt sich jede, aber auch jede Situation irgendwann als schwierig. Als Leser:in folgt man ihr zwar einerseits willig, man will ja wissen, ob sie Erfolg haben wird und natürlich auch etwas über ihre Vergangenheit erfahren, andererseits möchte man ihr aber gleichzeitig zurufen „Ist das wirklich klug?“. Doch Lynette entpuppt sich als extrem starke und auch kluge junge Frau.

Die Gesellschaft, die Vlautin zeichnet, ist einerseits von Gier getrieben und andererseits eben den Gierigen an der Spitze ausgeliefert. Portland / Oregon steht für viele andere Städte – ich erinnere mich lebhaft an Long Bright River von Liz Moore, die dieselben Verdrängungsmomente und Hochsanierungsprojekte in Philadelphia beschreibt, wo sie auch lebt, wie es Vlautin für Portland nachzeichnet. Wie Moore lebt Vlautin in der Stadt, die er zum Lebensmittelpunkt seiner Protagonisten gemacht hat und kennt sich deshalb naturgemäß mit den Vorgängen bestens aus. Es geht um Immobilienverkäufe, Mehrfachjobs, nicht vorhandene Krankenversicherungen und darum, dass die Menschen, die das Leben in solch einer Stadt ja auch am Laufen halten, es sich über kurz oder lang nicht mehr leisten können, dort zu wohnen. Eine Situation, die wir in Berlin seit Jahren fast genauso erleben.

Lynettes Gier jedoch ist keine, die auf Geld gerichtet ist. Das ist nur das Mittel zum Zweck und notwendig, um sich das zu erschaffen, wovon sie schon so lange träumt: einen sicheren Ort. Nicht nur für sich, sondern auch für ihren Bruder und ihre Mutter. Dafür ist sie bereit, zu kämpfen, bis aufs Blut. Aber sie will sich nur holen, was ihr auch wirklich gehört  – und das ist der große Unterschied zwischen ihr und den anderen. Und auch ihr großes Problem, weil sie einfach nicht verstehen kann, dass die anderen, denen sie vertraut und geholfen hat, egal, wer sie sind oder was sie tun, ihre Versprechen, die sie ihr gaben, nicht gehalten haben. Auch wenn Lynette Dinge getan hat, die zum Teil kriminell zu nennen sind, ist sie ein grundehrlicher Charakter.

Überhaupt ist die Figurenzeichnung Vlautins großartig. Ich habe selten ein Buch gelesen, dessen Figuren mir gleichzeitig, nicht gerade unsympathisch, was ja auch okay wäre, aber trotzdem gemein vorkamen und die ich trotzdem in ihren Handlungen verstanden habe, als mir die Hintergründe klar waren. Unglaublich nachvollziehbar und doch in meiner Welt nicht richtig. Menschlich verständliches Handeln, das aber die Personen selbst nicht mehr weiterbringt. Dabei ist Lynette jedoch die Ausnahme, weil sie nicht aufgibt, nicht resigniert. Obwohl auch sie dunkle Tage hatte. Diese eine Nacht, in der sie versucht, einen Plan zu retten, den sie seit Jahren verfolgt, wirft sie einerseits aus der Bahn und setzt sie andererseits genau damit auf eine neue Schiene. Es fällt ihr nicht leicht, einzusehen, dass sie zu viel Kraft und Energie für ihre Umgebung gibt. Aber sie tut es. Mit einem neuen Plan und einem Ziel im Gepäck.

Vlautin schreibt schonungslos, direkt, trocken, ohne Schnörkel und gibt Hoffnung, ohne falschen Zuckerguß. Das ist einfach echt. Auch wenn er selbst als Musiker und Autor in einer privilegierten Situation lebt, blickt er tief in die Seelen derer, die durch die Gier der Mächtigen und Reichen abgehängt werden und täglich darum kämpfen, den Kopf über Wasser zu halten und erzählt das alles meisterhaft.


"Das Land der Freien und der ganze Bockmist. Das sind alles Leute, die sich nehmen, was sie wollen, und das rechtfertigen, wie es ihnen gerade passt, damit sie am nächsten Morgen aufstehen und sich noch mehr nehmen und sich noch ein Motorboot und ihr drittes Ferienhaus und ihr fünftes Mietobjekt kaufen können, um dann die Menschen aus ihren Häusern zu vertreiben, damit sie noch mehr Geld verdienen und auf Safari gehen und Giraffen und Elefanten killen können, während alle anderen versuchen, ihre Kreditkartenrechnung oder ihr Stipendium abzubezahlen, oder sich abrackern, um in einem Job genug Stunden zu ergattern, damit sie sich keinen zweiten suchen müssen. […] Das ist also mein Rat an dich, Lynette, am Ende solltest du dich nur um dich selbst kümmern und alle anderen bescheißen, so gut es geht."


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