Rezension zu "Der Engelsturm" von Tad Williams
Das Geheimnis der Großen Schwerter – Band 4
Gelingt es Simon zusammen mit Prinzessin Miriamel das Schwert Hellnagel zu finden? Das Grab König Johans ist leer und die alte Prophezeiung scheint sich ganz anders zu erfüllen als gedacht.
(Quelle: Auszug aus der Inhaltsangabe – Hobbit Presse / Klett Cotta)
„Der Engelsturm“ ist der vierte und finale Band der Osten Ard-Reihe „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ und setzt die spannende Geschichte fort. Sehr hilfreich als Erinnerungsstütze ist die Zusammenfassung der ersten drei Bände am Anfang des Buches.
Die Handlung setzt nahtlos an die letzten dramatischen Geschehnisse an, die sich am Ende von „Die Nornenkönigin“ ereignet haben. Es wird immer klarer, dass die drei Großen Schwerter „Leid“, „Minneyar/Hellnagel“ und „Dorn“ eine zentrale Rolle spielen – können sie wirklich um die dunkle Macht aus dem Norden aufhalten?
Während sich das Heer von Prinz Josua auf den Weg in den Süden macht, reist Prinzessin Miriamel, die Tochter von König Elias, zusammen mit Simon zurück zum Hochhorst, wo alles begann. Während Miriamel einen ganz eigenen Plan verfolgt, hofft Simon, das verschollene Schwert „Hellnagel“ zu finden. Doch vieles kommt völlig anders als gedacht.
Nach einem schmerzlichen Verlust haben sich die unsterblichen Sithi im Westen mit den Menschen verbündet um gegen die dunklen Nornen zu kämpfen, die sich an einem bestimmten Ort versammelt haben. Doch noch ahnt niemand, was sie in der gefallenen Burg wirklich erwartet.
„Immer näher kamen die Nornen. Ihr anmutiger Gang und die wehenden Gewänder ließen es fast so aussehen, als schwebten sie über den holprigen Boden. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, die Augen schwarz wie Löcher zwischen den Sternen.“ – Seite 208, eBook
Dieses sind nur kurze Einblicke in die umfassende Geschichte, die in der beeindruckenden Fantasy-Welt „Osten Ard“ angesiedelt ist. Die Blickwinkel wechseln regelmäßig zwischen mehreren Figuren, die an verschiedenen Orten im ganzen Reich unterwegs sind. So bekommt einen sehr guten Überblick über die Geschehnisse in Osten Ard. Schließlich spitzt sich die Lage immer weiter zu und auch die Nornenkönigin im Norden spinnt ihr ganz eigenes Netz…
„Der Tag war trügerisch angenehm wie die ruhige Oberfläche eines Flusses.
Aber es gab keinen Zweifel, dass darunter verborgene Felsen oder Schlimmeres lauerten.“ – Seite 253, eBook
Neben einigen ruhigeren Abschnitten mit vielen Gesprächen und detaillierten Schauplatzbeschreibungen gibt es auch viele dramatische und gefährliche Momente, die auch mal ziemlich düster sind. Mir hat diese Mischung sehr gut gefallen.
Die schon bekannten Charaktere lernt man immer besser kennen - besonders Simon, zu Anfang ein unscheinbarer Junge, ist in den Bänden über sich hinaus gewachsen – genauso wie Prinzessin Miriamel, der kleine Troll Binabik und der Wranna Tiamak. Ihre Wege sind besonders spannend zu verfolgen. Sowohl Haupt- als auch Nebencharaktere sind sehr gut ausgearbeitet und sorgen für Überraschungen.
In dem knapp 900 Seiten umfassenden Werk gibt es im Mittelteil auch mal kleine Längen, wo es etwas zu ausschweifend wird – dennoch fällt dieses in dem ansonsten fesselndem High-Fantasy-Abenteuer nicht so sehr ins Gewicht.
Auch im vierten Band gibt es nochmal viel zu entdecken: Von der „Straße der Träume“ und magischen Artefakten über ein Labyrinth im verborgenen bis hin zu den Geheimnissen und Mythen um die drei Großen Schwerter – es wird spannend und auch ziemlich überraschend.
„Sie konnten kaum noch darauf vertrauen, nicht vom Kurs abgewichen zu sein. Kein Zweifel bestand jedoch daran, dass sie, wo immer sie sich inzwischen befanden, das Reich der Menschen hinter sich gelassen hatten. Sie waren ins tiefe Asu’a hinuntergestiegen, in gewisser Weise eine Rückkehr in die Vergangenheit. (…) Wer konnte ahnen, dass die Welt so viele Geheimnisse barg?“ – Seite 401, eBook
Die verschiedenen Wege der einzelnen Figuren verbinden sich nach und nach miteinander – alles läuft an einem bestimmten Ort zusammen, der mehr Geheimnisse birgt als zunächst geahnt…
Mein Fazit: Ein gelungenes Finale der High Fantasy-Reihe. Es wird spannend, abenteuerlich und düster mit einigen Überraschungen. Viele Geheimnisse werden gelüftet, auch die schon bekannten Charaktere wachsen nochmal über sich hinaus. Bis auf kleinere Längen im Mittelteil ein fesselnder Band mit viel dunkler Magie und einem großen Finale am Ende. Ich vergebe 4,5 Sterne – sehr Lesenswert!