Immer noch schockierend zu realisieren, dass die Demokratie innerhalb weniger Wochen aufgrund der Präsenz der brutal gewalttätigen SA und SS und der schwachen Knie von Hindenburg und anderen Autoritäten zusammengebrochen ist. Ein Großteil der kriminellen Aktivitäten der Nazis wurde bereits vor ihrer vollständigen Machtübernahme durchgeführt, und dies begann bereits im Jahr 1930 (!), ohne dass sich jemand traute, sie zu konfrontieren. Die Treffen der deutschen Kulturkammer der Schriftsteller sind ein Zeugnis für das mangelnde Verständnis unter diesen Intellektuellen darüber, was wirklich außerhalb ihrer engstirnigen Welt vor sich geht.
Uwe Wittstock
Lebenslauf von Uwe Wittstock
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Uwe Wittstock
Februar 33
Marcel Reich-Ranicki
Der Auftrag und andere Revolutionsstücke
Karl Marx beim Barbier
Der Familienplanet
Die Büchersäufer
Postmoderne in der deutschen Literatur
Der Weg nach Surabaya
Neue Rezensionen zu Uwe Wittstock
Rezension zu "Februar 33" von Uwe Wittstock
Das Buch sollte eigentlich in keinem Schulunterricht fehlen. Es zeugt davon, dass nicht einmal die als am integersten geltenden Schriftseller des 20.Jhdts gegen das Nazitum geimpft waren und sich von den Ereignissen überrollen ließen. Das Buch ließ sich für mich wie ein Krimi. Erschreckend, in welcher Geschwindigkeit sich die erfolgreichsten Autoren ihrer Zeit entweder gegeneinander ausspielten, vereinnahmen ließen, kommentarlos abtauchten oder einfach alles über sich ergehen ließen. Das System hat seine Widersacher nicht mundtot gemacht, sondern einfach der Kunst die Klauen gestutzt. Meiner Meinung nach zeigt dieses Buch auf großartige Weise, wie perfide die Mühlen im Dritten Reich mahlten.
Rezension zu "Februar 33" von Uwe Wittstock
Was Hitler und sein Gefolge in Deutschland und der Welt angerichtet haben, ist weitreichend bekannt, doch Uwe Wittstock hat sich nicht auf die Gesamtheit des Elends fokussiert, sondern auf den Monat der Machtergreifung, und was er für deutsche Künstler bedeutet hat. Aus Briefen, Tagebucheinträgen und Co. lässt er seine Leser den Februar 1933 gemeinsam mit den großen deutschen Autorinnen und Autoren (um mit Brecht, Mann, Lasker-Schüler und Benn nur einige zu nennen) miterleben, wie sich Deutschland innerhalb weniger Wochen in eine Diktatur verwandelt. Die anfängliche Hoffnung, die Nationalsozialisten wären nur für ein kurzes Gastspiel da, wandelt sich in Unglaube und dann Angst, gespickt mit Zeitungsmeldungen aus der Zeit wird deutlich, welchen Horror Deutschland in dieser Zeit erlebt hat. Detailliert beschreibt Wittstock die Schicksale mehrerer großer und kleiner Namen, ohne große Emotionen, denn die braucht dieser Inhalt nicht. Und mit jeder Seite fragt man sich erneut, was wohl aus Deutschlands Kulturlandschaft geworden wäre, wenn nicht so viele Künstlerinnen und Künstler ins Ausland hätten flüchten müssen.
Eine klare Leseempfehlung, die Hitlers Machtergreifung aus den Blickwinkeln der deutschen Literaturszene zeigt, sehr persönlich und sehr erschreckend.
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