Rezension zu "Fast alles, was Recht ist" von Uwe Wesel
Der Inhalt
Das Werk ist - für Nichtjuristen, aber auch für Juristen verfasst - eine Einführung in das Recht. Dazu verliert es sich nicht in juristischen Details, sondern vermittelt wesentliche Grundbegriffe, erläutert, was sich dahinter verbirgt. Zudem bringt es zentrale Rechtsfälle, die von der Rechtsprechung entschieden worden sind. Damit wird der Stoff nicht nur anschaulich und plastisch. Der Leser bekommt vielmehr auch ein Gefühl über den Einfluss und die Bedeutung der Judikative. Bei all dem beschreibt der Autor nicht nur, sondern übt auch Kritik und gibt Anregungen zum Weiterdenken, damit sich der Leser ein Urteil bilden kann. Inhaltlich beginnt Wesel mit der Sprache des Juristen und stellt dann exemplarisch Materien u.a. aus dem Staats-, Europa- und Verwaltungsrecht, dem Privat- und Arbeitsrecht sowie dem Strafrecht dar. Am Schluss erfährt der Leser noch Wichtiges zu Theorie und Methode des Rechts. Vorteile auf einen Blick - vermittelt das Verständnis für zentrale Strukturen des Rechts - gibt einen Überblick zu den wesentlichen Rechtsgebieten - anregender, amüsanter Schreibstil
Der Autor
Nach dem Abitur in Hamburg studierte Wesel an der Ludwig-Maximilians-Universität in München klassische Philologie, bevor er zur Rechtswissenschaft wechselte. Von 1961 bis 1968 war er an der Münchner juristischen Fakultät zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann Assistent bei Wolfgang Kunkel. Er wurde 1965 mit einer Arbeit zum Römischen Recht an der Universität des Saarlandes zum Dr. iur. promoviert. Er habilitierte sich 1968 mit einer Schrift über Römisches Recht und Bürgerliches Recht.1968 wurde er zum Ordentlichen Professor für Bürgerliches Recht und Rechtsgeschichte an der Freien Universität Berlin berufen und von 1969 bis 1973 war er deren Vizepräsident. Im März 2001 wurde er emeritiert. Im Mai 2006 wurde Wesel in Berlin als Rechtsanwalt zugelassen.Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland und regelmäßiger Mitarbeiter der ZEIT, der Kritischen Justiz und des Kursbuches. [ Quelle: Wikipedia ]
Meine MeinungNachdem ich 5 Jahre Studium hinter mich gebracht habe, hätte ich eine ganze Wagenladung mit Sachbüchern, die ich euch vorstellen könnte. Doch die wollte ich auf meinem Blog nie haben. Warum also nun diese Rezension? Bei Fast alles, was Recht ist handelt es sich nicht um ein klassisches juristisches Lehrbuch, sondern ist vielmehr gerade an Nicht-Juristen gerichtet. Ich habe es von meiner Tante, die selbst Anwältin ist, geschenkt bekommen, als ich mich nach dem Abi dazu entschieden habe, genau dieses Gebiet zu studieren. Nun stehen meine mündlichen Examensprüfungen bevor und wer kennt es nicht: man greift auch zu dem noch so kleinen Strohhalm, also habe ich mir auch dieses Werk nochmal zu Gemüte geführt.
Uwe Wesel hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jura auch für Nicht-Juristen verständlich zu erklären. Denn die Waffe eines jeden Juristen ist seine Sprache, die außer ihm nur andere "Gleichgesinnte" verstehen können. Wer schon einmal einen Blick ins BGB geworfen hat, wird mir da wohl zustimmen. Doch Uwe Wesel will zeigen, dass Jura auch nur logisches Denken und ein wenig Verständnis ist.
Er beschäftigt sich ausgiebig mit den drei großen Rechtsgebieten Strafrecht, Zivilrecht und öffentliches Recht. Er geht aber auch auf Themen wie Gerechtigkeit ein. Das Buch umreißt das Recht in einem Umfang, der mich wirklich überrascht hat, denn er deckt so ziemlich jedes große Gebiet ab. Dabei versucht er, komplexe Themen in einfache Worte zu kleiden, doch man darf sich nicht täuschen lassen: einfache Lektüre ist was anderes. Denn das Themengebiet bleibt ein schwer durchdringbares.
Allerdings sind mir zwei Minuspunkte negativ im Gedächnis geblieben. Zum einen werden immer wieder Paragrafen fehlerhaft zitiert. Da wird das Rechtsstaatsprinzip einmal nach Art. 200 GG verortet, einmal nach Art. 10 GG, dabei steht es in Wahrheit in Art. 20 GG (und das nicht erst seit gestern). Auch die Ewigkeitsgarantie, die für unsere Verfassung einen herausragenden Posten einnimmt, steht in Wesels Grundgesetz wohl an anderer Stelle als in meinem. Nachdem mir die bereits 8. Auflage des Buches vorliegt, kann man doch davon ausgehen, dass solche Fehler zwischenzeitlich beseitigt wurden. Für den gebietsfremden Leser mag das vielleicht kleinkariert erscheinen und auch nicht weiter auffallen. Wer allerdings weiß, wo was steht, der stolpert immer wieder über diese Stellen.
Hinzu kam, dass Uwe Wesel an vielen Stellen seine ganz eigene Meinung über diskutierte Rechtsprobleme oder Streitstände mit in den Text einfließen lässt. Das ist in der juristischen Literatur nichts außergewöhnliches, gerade in diesem Buch hätte ich mir aber Objektivität gewünscht. Zumal ich der Ansicht bin, dass diese Meinungseinstreuungen das Ganze noch verkomplizieren.
Mein Fazit
Wer sich für unser Rechtssystem interessiert und gerne wissen möchte, wie sich alles aufbaut, der ist mit Fast alles, was Recht ist richtig bedient. Und auch wer mit dem Gedanken spielt, ein Jura-Studium in Angriff zu nehmen, sollte vielleicht mal einen Blick risikieren. Das Buch liefert einen wirklich guten Überblick und zeigt, dass auch Juristen nur mit Wasser kochen.