Rezension zu "Erdsee" von Ursula K. Le Guin
Ich kannte bislang nur irgendeinen Film, der mich auch nicht wirklich überzeugen konnte. Im Rahmen der Klassikerleserunde wurde "Ein Magier von Erdsee" ausgewählt, der erste von 5 Romanen und vielen Kurzgeschichten der Erdsee-Welt. Diese "Trilogie" (tolles Nachwort von Le Guin zum zweiten Roman weist ironischerweise auf die Triologisierung in der Fantasy hin...) ist der erste Band des Gesamtwerkes, enthält die ersten drei Romanen, zwei noch davor entstandene Kurzgeschichten und eine mit dem fünften Roman entstandene Beschreibung von Erdsee.
Gerade der erste Roman "Ein Magier von Erdsee", das Eintrittstor in diese Fantasywelt vermochte mich nicht ganz zu packen. Obwohl er sehr gehaltvoll, an manchen Stellen fast schon philosophisch, aber durchaus auch handlungsreich ist, gibt es für zwei zentrale Kritikpunkte: zum einen wird die Magie nur sehr vage erläutert. Daran musste ich mich einfach gewöhnen, was mir doch schwer fiel (In Harry Potter zum Beispiel ist die Magie sehr genau erklärt). In den weiteren Geschichten bleibt das grundsätzlich so, aber da fiel es mir dann nicht mehr so negativ auf. Der zweite Punkt ist die emotionale Distanz zum Protagonisten. Ged ist eine tolle Figur, mit einer spannenden Entwicklung, aber ich beobachte das als Leser von relativer Ferne. Das ist etwas, womit ich generell einfach nicht so gut klar komme. Dennoch hätte ich einzeln ⭐⭐⭐⭐ gegeben, da die Geschichte sehr faszinierend und vielschichtig ist.
"Die Gräber von Atuan" ist der zweite Roman, mit einer neuen, wieder jugendlichen Protagonistin. Kommt der Anfang völlig fremd daher, wird die Geschichte doch nach und nach in der Welt von Erdsee verankert und ohne zu viel zu spoilern, spielt auch Ged hier noch eine entscheidende Rolle. Insbesondere die Nähe zu Tenar, aber auch ihre Entwicklung und generell der Plot hat mich in seinen Bann gezogen. ⭐⭐⭐⭐⭐
Als dritter Roman ist "Das fernste Ufer" enthalten und dieser Geschichte hat mich wirklich überzeugt. Wieder ein neuer jugendlicher Protagonist, aber diesmal direkt in Erdsee und mit Ged. Es ist fast schon eine Art Roadtrip, der sie durch Erdsee führt bis an das besagte fernste Ufer, an dem ihr Gegnber wartet. Sehr spannend. Sehr emotional. Und doch sehr tiefsinnig und komplex. Für mich große Fantasy. ⭐⭐⭐⭐⭐
Zur Abrundung des Bandes sind noch zwei Kurzgeschichten enthalten, die zusammen mit der Karte von Erdsee (Ich liebe Karten! Und auch noch selbstgezeichnet von Le Guin), ein paar Jahre vor dem ersten Roman entstanden sind. Die zweite fühlt sich anfangs etwas fremd an, aber letztlich passen beide gut in die Welt von Erdsee. Zuletzt folgt eine Beschreibung der Völker, der Sprachen, der Geschichte (und die der Magie) von Erdsee.
Fazit: Alles in allem bin ich sehr begeistert von diesem Klassiker der Genres und freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil des Gesamtwerkes. Wer den ersten Roman nicht ganz mochte, sollte Erdsee nochmals eine weitere Chance geben. Für mich hat sich das Weiterlesen wirklich gelohnt!