Inhalt siehe Klappentext.
Ich kannte die Autorin Ulla Mothes bisher nicht, mir ist das helle Titelbild mit dem bunten Schriftzug und dem süßen Hamster aufgefallen. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, ebenso der Videoclip, der in die Leserunde einlud. Kurz drauf habe ich dann gelesen, dass in Frankfurt/Main Feldhamster angesiedelt werden - hier aber aus gutem und ehrlichem Grund, ohne Hintergedanken wie bei Lu.
Das Buch von Fischer/Krüger mit 400 Seiten lässt sich wunderbar leicht lesen. Wenn man den Schutzumschlag abnimmt, strahlt einem das Buch in grasgrün entgegen, passend zu Gartenkolonie. Auf den ersten Innenseiten ist eine Skizze vom "Flusseck" abgebildet, so kann man beim Lesen besser schauen, wer wo seine Laube hat. Einzelne Abschnitte sind mit ebendiesem Symbol gekennzeichnet, man erkennt am schwarzen "Eckchen", um welche Parzelle es gerade geht - eine schöne Idee.
Man lernt recht schnell die Alteingesessenen kennen: Florian und Jana mit ihren Kindern, die zwischen Garten und Stadtwohnung pendeln. Florian, ist derjenige, der sich nichts zutraut; Jana will alles und noch viel mehr und macht im Laufe der Geschichte eine Wandlung durch, als sie endlich entdeckt, was für sie wichtig ist. Rudi, der vermeintlich einsame alte Mann, der dauerhaft in der Laube lebt, nicht nur unter der Erde ein Geheimnis hat und gerne mal eine Tüte dreht. Immer hilfsbereit, sehr direkt, ein Urgestein, irgendwie liebenswert. Das Rentnerehepaar Kati und Maxe: Er entscheidet für sie beide, sieht nicht, was das mit seiner Frau macht - schade. Die Beiden könnten ihre Freizeit besser nutzen, als sie das gerade tun.Das kinderlose Paar Efkan und Sara, die nicht so recht wissen, wie sie mit der Großfamilie und der eigenen fehlenden Familie umgehen sollen und sich dabei entgleiten. Und zuletzt M&M: Merle und Maja, ein ungleiches Frauenpaar, die sich trotz Unterschiede oder gerade deshalb gut ergänzen, wenn sie es zulassen. Und in diese "Idylle" platzt die Architektin Lu, die, nachdem sie ihren Lebensgefährten und Chef Tobias mit der Bürgermeisterin erwischt hat, erst mal einen Teil ihres Namens ablegt und den Anderen eine andere Identität vorspielt. Die Bewohner sind auf ihre Art liebenswert, sodass Lu nicht einfach nur Tobias ausstechen, sondern doch auch etwas Gutes für ihre "Nachbarn" erreichen will. Nicht alle ihre Ideen stoßen auf offene Ohren, nicht jeder mag Lu, aber es wäre kein Wohlfühlroman im Grünen, würde für alle (bis auf Tobias) etwas Gutes dabei rausspringen. Die Feldhamster spielen leider nicht so mit, wie sie sollen, aber es finden sich andere (unehrliche) Wege und Mittel - nicht nur von Lu. Die letzten Kapitel haben fast ein bisschen Krimicharakter - hat Kati da beim Texten geholfen?
So, genug verraten, am besten "Morgenluft" selbst lesen, ein paar Monate in der Kleingartenanlage "Am Flusseck" verbringen und die Verwandlung der Bewohner miterleben, wenn ihr Grund und Boden auf der Kippe steht. Wie sie alle aktiv werden, sich einsetzen, nicht nur Gespräche über den Gartenzaun führen, sondern sich richtig damit auseinandersetzen, was auf sie zukommt.
Von mir bekommt "Morgenluft" 5 Sterne und Ulla Mothes ein großes Dankeschön für die Begleitung in der Leserunde - ich habe mich sehr gefreut.