Toni Morrison

 3,9 Sterne bei 544 Bewertungen
Autorin von Menschenkind, Gott, hilf dem Kind und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Chloe Anthony Wofford wurde am 18.2.1931 in Lorain, Ohio geboren. Sie wurde als zweites von vier Kindern einer afroamerikanischen Familie geboren. Schon als Kind war eines ihrer Hobbies das Lesen, zu ihren Lieblingsautoren gehörte unter anderem Jane Austen. 1949 hat sie begonnen in Washington Anglistik zu studieren. 1953 erwarb sie ihren Bachelor in Englisch, 1955 den Master. 1964 begann Tony Morrison als Verlagslektorin zu arbeiten. Während ihrer Arbeit dort spielte sie eine wichtige Rolle bei der Etabllierung der afroamerikanischen Literatur. Währendessen brachte sie unter den Namen "Toni Cade Bambara" und "Gayl Jones" erste Roman heraus. Viele andere Romane folgten und wurden von Kritikern sehr gut aufgenommen. Sie zählt heutzutage zu den bedeutendsten Vertreterinnen der afroamerikanischen Literatur. 1993 erhielt sie daher den Literaturnobelpreis für ihr Gesamtwerk.

Neue Bücher

Cover des Buches Sehr blaue Augen (ISBN: 9783498003678)

Sehr blaue Augen

 (64)
Neu erschienen am 12.09.2023 als Gebundenes Buch bei Rowohlt.
Cover des Buches Tar Baby (ISBN: 9783499013621)

Tar Baby

 (13)
Erscheint am 12.12.2023 als Gebundenes Buch bei ROWOHLT Taschenbuch.
Cover des Buches Sula (ISBN: 9783499013614)

Sula

 (11)
Erscheint am 12.12.2023 als Gebundenes Buch bei ROWOHLT Taschenbuch.

Alle Bücher von Toni Morrison

Cover des Buches Menschenkind (ISBN: 9783644002654)

Menschenkind

 (93)
Erschienen am 26.03.2019
Cover des Buches Gott, hilf dem Kind (ISBN: 9783499271724)

Gott, hilf dem Kind

 (72)
Erschienen am 23.10.2018
Cover des Buches Sehr blaue Augen (ISBN: 9783498003678)

Sehr blaue Augen

 (64)
Erschienen am 12.09.2023
Cover des Buches Liebe (ISBN: 9783644002647)

Liebe

 (34)
Erschienen am 12.03.2019
Cover des Buches Jazz (ISBN: 9783644004702)

Jazz

 (30)
Erschienen am 19.02.2019
Cover des Buches Solomons Lied (ISBN: 9783644002623)

Solomons Lied

 (18)
Erschienen am 19.02.2019
Cover des Buches Paradies (ISBN: 9783644002630)

Paradies

 (17)
Erschienen am 20.08.2019
Cover des Buches Heimkehr (ISBN: 9783499259852)

Heimkehr

 (17)
Erschienen am 24.04.2015

Neue Rezensionen zu Toni Morrison

Cover des Buches Sehr blaue Augen (ISBN: 9783498003678)
claudi-1963s avatar

Rezension zu "Sehr blaue Augen" von Toni Morrison

Sehnsucht nach einem anderen Leben
claudi-1963vor 2 Tagen

"Die ganze Welt war sich einig, dass eine Puppe mit blauen Augen, blonden Haaren und rosa Haut genau das war, was jedes kleine Mädchen sich erträume." (Buchauszug)
In der Kleinstadt Lorain in Ohio wachsen die Freundinnen Pecola und Claudia auf. Während Claudia jegliche blonden Puppen hasst und zertrümmert, sehnt sich Pecola nach blonden Haaren und den schönsten blauen Augen, die es gibt. Für sie ist dies das Schönheitsideal, das hierzulande Kinderstar Shirley Temple vermittelt. Allerdings wird der Herbst 1941 für Pecola eine ganz andere traumatische Erfahrung mit sich bringen, welches ihre Zukunft verändern wird. Mit dem Romandebüt von Toni Morrison bekommen wir einen Einblick, welche Auswirkungen Rassismus und Sexismus schon damals hatte. 

Meine Meinung:
Ein Cover eines Mädchens ohne Augen gibt mir beim Betrachten Rätsel auf. Allerdings als ich das Buch gelesen habe, wusste ich, weshalb dieses Bild gewählt wurde. Dieser Roman ist Toni Morrisons erstes Buch, das sie im Jahre 1970 geschrieben hat. Für die Autorin selbst steht schnell fest, dass sie schwarze Literatur schreiben will, welches für ihre Hautfarbe steht und von den Problemen dieser Bevölkerung handelt. Zudem geht es dieser Geschichte insbesondere um das schon damalige Schönheitsideal, das unverkennbar blondes Haar, blaue Augen und weiße Hautfarbe hat. Zu dieser Zeit kommt auch Kinderstar Shirley Temple groß heraus, für welche die 12-jährige Pecola schwärmt. Morrisons lässt uns in zerrüttete und toxische Familien blicken, die im Gegensatz zu perfekten Familien mit liebevollen Eltern und einem schönen großen Hause stehen, das nicht alle haben werden. Besonders Pecolas Familie werden es wegen ihrer Hautfarbe nie so weit bringen, sondern müssen in ärmlichen Behausungen leben. Demzufolge sind diese Familien oft zerrüttet und wissen nicht, wie sie sich über Wasser halten können mit ihrem spärlichen Einkommen. Zusätzlich leiden sie an Unterdrückung, dessen Auswirkung auf ihr Selbstwertgefühl und natürlich auf die Familie hat. Selbsthass bis hin zu Missbrauch und Inzest wird in diesem Buch drastisch thematisiert und aufgezeigt. Deshalb leide ich mit Pecola mit, die nach einem traumatischen Ereignis einer schwierigen Zukunft entgegengeht. Die Autorin hat hier einige Passagen, die wirklich vor Poesie und Schönheit nur so strotzen. Doch dann wiederum haben mich einige Szenen verwirrt und sogar erschüttert. Auch heute noch kann man sicher vereinzelt ihr damaliges Bild von Familie noch immer unter dieser Bevölkerung sehen. Trotz allem fehlt es mir an einigen Stellen an Tiefe und Empfindungen, und es wird wegen der Kürze des Buchs einiges viel zu oberflächlich abgehandelt. Ich wünschte, sie hätte noch viel mehr über Pecolas Gedankenwelt geschrieben um, dem Buch noch mehr Stärke zu geben. Bedrückend finde ich, dass hässlich und schwarz zu sein, heute sicher noch immer viel zu viele Menschen so sehen. Das Buch zeigt nicht nur, was schwarze Kinder in jener Zeit alles erdulden müssen, sondern obendrein die Erwachsenen. Ob man allerdings alles so detailliert aufzeigen muss, weiß ich nicht. Trotzdem sollte man dieses Buch gelesen haben und von mir gibt es 4 von 5 Sterne dafür. 

Kommentare: 1
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Cover des Buches Sehr blaue Augen (ISBN: 9783498003678)
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Rezension zu "Sehr blaue Augen" von Toni Morrison

Eindrückliches Debüt der Nobelpreisträgerin
GAIAvor 3 Tagen

Aktuell erscheint im Rowohlt Verlag eine von Tanja Handels ins Deutsche überführte Neuübersetzung von Toni Morrisons Debütroman „The Bluest Eye“ aus dem Jahre 1970. Vervollständigt wird die vorliegende Ausgabe durch ein Vorwort der Autorin selbst aus dem Jahre 2008 sowie ein Nachwort der afrodeutschen Buchautorin, Journalistin und Podcasterin Alice Hasters.

Morrison erschafft in ihrem Roman eine kleine Welt in einem Ort an den Großen Seen gelegen (also nicht den Südstaaten!) um das Jahr 1940 herum. In dieser Welt kommen eigentlich kaum weiße Menschen vor, trotzdem strotzt hier alles vor Rassismus. Denn wie wir eindrücklich nach der Lektüre von Morrisons Roman wissen: Es braucht nicht unbedingt die physische Anwesenheit von Weißen, um das Joch des Rassismus auf eine Schwarze Gemeinde wirken zu lassen.

Die kleine Pecola Breedlove führt als Elf- bzw. Zwölfjährige ein Leben in Elend und Armut, ohne viel Liebe von ihren Eltern zu erfahren und gleichzeitig als Außenseiterin in dieser Gemeinde zu gelten. Über vier Jahreszeiten beginnend mit dem Herbst hinweg begleiten wir nun Pecola aus verschiedenen Erzählperspektiven heraus. Eine davon ist Claudia, die mit ihrer Schwester Frieda Wegbegleiterin von Pecola ist und uns bereits auf den ersten Seiten eine harte Wahrheit mitteilt, der wir uns bis zum Ende des Buches mit all seinen Ursachen und Auswirkungen annähern werden: Pecola wird ein Kind von ihrem Vater bekommen. Gleichzeitig ist Pecola diejenige, die sich mehr als alles andere wunderschöne blaue Augen wünscht. Sie gilt in der Gemeinde als hässlich, die blauen Augen, wie bei dem Kinderstar Shirley Temple, sollen Erlösung bringen. Klar ist, hier hängen die Erfahrungen der Vorfahren Pecolas mit ihrem schlimmen Schicksal ebenso zusammen wie mit ihrem Wunsch, blaue Augen zu bekommen.

In ihrem leicht fragmentarisch aufgebauten Roman, ein Aufbau, der übrigens später die Autorin selbst gestört hat an ihrem Debüt, nähert sie sich mithilfe von vielen Deutungsebenen einem afro-feministischen Thema an. Wie wirkt sich der von den Weißen im Rahmen der Kolonisierung und des Sklavenhandels implementierte und noch Jahrhunderte bis zum heutigen Tage aufrechterhaltene Rassismus auf die betroffenen Schwarzen Menschen aus. Dabei geht sie ganz stark in die Tiefe und schlüsselt auf, wie Selbsthass auf die eigene Erscheinung genauso entsteht wie auch Colorismus. Unter Colorismus versteht man die Diskriminierung aufgrund unterschiedlich dunkler Hautnuancen, welcher innerhalb der Schwarzen Gemeinde vorhanden ist. Sehr dunkle Hautfarbe wird dabei als hässlich und damit negativ konnotiert, während hellere Hauttöne erstrebenswert erscheinen und eher präferiert werden. Gleichzeitig arbeitet die Autorin stichhaltig heraus, inwiefern die Frauen im Gegensatz zu den Männern ganz besonders diskriminiert werden.

Dies ist eine Abwärtsspirale, die einmal in Gang gesetzt bis hinunter auf die psychologische Mikroebene schwerst Versehrte zurücklässt. Im vorliegenden Fall stellt Pecola exemplarisch diese Person dar, die der Maschinerie zum Opfer fällt und auf schlimmste Art und Weise bezahlen muss für etwas, was dieses unschuldige Kind definitiv nicht verbrochen hat.

Wie Morrison sowohl versteckt durch viele Andeutungen, Metaphern und manchmal auch erschreckend direkte Formulierungen diesen Roman soziologisch wie auch psychologisch absolut stimmig erschafft, zeugt bereits von dem Talent und Ehrgeiz, der sie später zum Nobelpreis führen wird. Manche Formulierungen wirkten – zumindest in der aktuellen Übersetzung, wie dies im Original aussieht, kann ich nicht beurteilen – ab und an etwas sperrig. Der Einstieg in den Roman fiel mir zunächst nicht ganz leicht, aber mit zunehmender Seitenzahl entwickelte er einen massiven Sog. Es gibt so viel hier in den Zeilen und zwischen den Zeilen zu entdecken, was sicherlich mithilfe eines Austauschs mit anderen Leser:innen besser zu zutage gefördert werden kann, als in der Einzellektüre.

Somit bekommt die Autorin für ihren meisterhaften Debütroman und der Verlag mit seiner ausführlichen Neuauflage von mir aufgerundet die volle Punktzahl. Eine wirklich dringend zu empfehlende Lektüre zum Thema Rassismus und seine Folgen bis in die Tiefen der Psyche der Betroffenen.

4,5/5 Sterne

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Cover des Buches Sehr blaue Augen (ISBN: 9783498003678)
alascas avatar

Rezension zu "Sehr blaue Augen" von Toni Morrison

Wegweisend
alascavor 7 Tagen

„Sehr blaue Augen“ ist der erste veröffentlichte Roman von Toni Morrison. Er spielt im industriellen Ohio der 1940er Jahre nach der Depression und erzählt die tragische Geschichte von Pecola, einem afroamerikanischen Mädchen. Pecolas Geschichte verläuft parallel zu der der Ich-Erzählerin Claudia MacTeer und deren Schwester Frieda, die zwar unter ähnlich schwierigen Umständen aufwachsen, aber dabei halbwegs intakt bleiben. 


Gleich am Anfang wird ein Geheimnis enthüllt: Pecolas Vergewaltigung und Schwängerung durch ihren Vater.  Dies und die weitere Geschichte erfahren wir aus Claudias Ich-Perspektive. Ergänzt wird diese durch Biographien der anderen Charaktere, deren Verhalten oft kaum nachvollziehbar scheint – bis Morrison uns den Hintergrund nahebringt. Mich hat der psychologische Scharfsinn ihrer Analysen sehr beeindruckt. Die Tiefe und Vielschichtigkeit von Morrisons Figuren ist eine der großen Stärken dieses Romans. 


Die Sprache des Buches fand ich abwechselnd großartig und irritierend. Sehr gelungenen, geschliffenen Formulierungen und Passagen von großer Klarheit und Poesie stehen befremdliche Metaphern und Vergleiche entgegen, wie eine Sonne, die „sich achselzuckend außer Sicht begab“, oder ein „strotzender Männergeruch.“ Brüche im Lesefluss, die zu Denkpausen führen. 


Morrison fokussiert vor allem auf das Phänomen des internalisierten Rassismus, also die Übernahme des Blickwinkels der weißen Mehrheitsgesellschaft ins eigene Denken der Afroamerikaner. Sie stellt - ein brillanter Kunstgriff – den Kapiteln Zitate aus einer Serie von Lesebüchern um die mittlerweile sprichwörtlichen Charaktere Dick und Jane voran, die sich allesamt um eine stark genormte weiße Mittelklassefamilie drehen: Weiß, blond, blauäugig, wohlhabend, vorstädtisch. Diese Erzählungen wurden durch ihre Verwendung für den Leseunterricht von Millionen von Kindern über einen Zeitraum von 40 Jahren (bis in die 80er) zu einem mächtigen Narrativ für das, was normal und wünschenswert ist und erwischten die Kinder in einer höchst empfänglichen Phase – dem Beginn der Bildungskarriere. Zusammen mit anderen kulturellen Einflüssen – Film, Werbung, Fernsehen – erschafften sie Normen, die auch die Schwarzen Amerikaner verinnerlichten: Selbstabwertung war und ist die Folge. 


Wie weit und wie tief das gehen kann, macht Pecolas Schicksal klar. Eine gesunde Identitätsbildung in den zentralen Jahren der Pubertät hat bei ihr nicht stattgefunden, und im Gegensatz zu Claudia gibt es in ihrem Leben nichts, was die schädlichen Einflüsse puffern könnte. In einer der vielen aufwühlenden Szenen fragt sie die Schwestern: „… wie kriege ich jemanden dazu, mich zu lieben?“ Denn auch Pecolas Mutter kann sie nicht lieben: Mit der sehr dunklen Tochter wird ihr täglich der Grund für ihre vermeintliche Minderwertigkeit vorgeführt.


„Sehr blaue Augen“ wurde Ende der 1960er Jahre geschrieben, als die Bewegung „Black Is Beautiful“ entstanden ist. Diese Bewegung bekämpfte die Vorstellung, dass die natürlichen Merkmale von Schwarzen, wie Hautfarbe, Gesichtszüge und Haare, von Natur aus hässlich sind. Die „schönen“ blauen Augen, die Pecola sich wünscht, stehen für die internalisierten weißen Normen, die sie in den Wahnsinn treiben.


Am Ende kommt Claudia zu dem resignierten Schluss: "Für manche Blumen ist dieser Boden schädlich. Manche Samen will er einfach nicht nähren, manche Früchte nicht tragen […]“. Das Einzige, das sie für Pecola tun kann, ist, ihre Geschichte zu erzählen. 


Morrison ist mit diesem Roman eine facettenreiche Darstellung der Interdependenzen von Rassismus, Sexismus und Patriarchat gelungen. Ein von Anfang bis Ende fesselnder, erschütternder Text mit hohem Verständnisgewinn.

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Gespräche aus der Community

Welcome to our English discussion group. We will start reading this book together on August, 15. 

205 Beiträge
friggas avatar
Letzter Beitrag von  friggavor 3 Jahren

Ich hatte mir das Buch gekauft und auf eine interessante Lektüre gehofft. Ja, interessant ist sie wohl, aber ich habe abgebrochen, mich hat die detaillierte Beschreibung abgestoßen. Nobelpreis hin oder her, ich finde das Buch daduch insgesamt abstoßend.

Ich werde gern an einer weiteren englischen Leserunde teilnehmen, mich aber diesmal vorher intensiver mit dem zu lesenden Buch beschäftigen. Dieses Geld war für mich zum Fenster hinausgeworfen.

Zusätzliche Informationen

Toni Morrison wurde am 18. Februar 1931 in Lorain, Ohio (Vereinigte Staaten von Amerika) geboren.

Community-Statistik

in 802 Bibliotheken

auf 117 Merkzettel

von 21 Leser*innen aktuell gelesen

von 19 Leser*innen gefolgt

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