Rezension zu "Eine kurze Geschichte vom Glück" von Thommie Bayer
Ein großer Lottogewinn, davon träumen sehr viele Menschen. Robert A. ereilt dieses Schicksal, er gewinnt 6 Millionen. Doch bevor er dem Liebsten in seinem Leben - seiner Frau - davon erzählen kann, verlässt sie ihn nach einem Streit. Er realisiert das jedoch eine ganze Weile noch nicht umfassend, da er von einer sofortigen Versöhnung ausgeht, sobald sie von ihrem Kongress zurück gekehrt ist.
Währenddessen versucht er sich an den Gedanken zu gewöhnen, nun nicht mehr sparen zu müssen. Als erstes kauft er sich ein teures und schnelles Auto. Bisher hat er sich mit dem Schreiben von Werbeprospekten finanziell über Wasser gehalten, doch eigentlich ist er im Herzen ein Musiker. So ist die nächste Investition ein komplette, moderne Ausrüstung zum Komponieren.
Er zieht mit seinem neuen Fahrgefährt umher, besucht Orte aus seiner Vergangenheit und landet schließlich in Italien, um dort einen Auftrag seines Arbeitgebers auszuführen. Inzwischen weiß er bereits, dass seine Frau wohl nie wieder zu ihm zurückkehren wird....
Ist der Titel des Buches nicht ein wenig in die Irre leitend? Müsste es nicht besser heißen: Eine kurze Geschichte vom Geld oder wahlweise vom Lottogewinn? Die Frage nach dem Glück, in Verbindung mit dem großen Geld ist sicherlich kein neues Thema. Natürlich ist der Ich-Erzähler nun auf einen Schlag schuldenfrei, kann sich alle materiellen Wünsche erfüllen und braucht eigentlich keiner geregelten Arbeit mehr nachgehen. Doch seine Ehedilemma, alte Feindschaften und familiär schwierige Bande werden damit nicht gelöst, im Gegenteil.
Spannend im Handlungsverlauf ist, dass ihm der 2. Gewinner, mit dem er den Jackpot teilt, bekannt ist, da er über Jahre dessen Zahlen verwendet hat: sein ehemaliger Geschäftspartner, der ihn aber über den Tisch gezogen hat. So ist es dem Ich-Erzähler ein Vergnügen, dessen Frau, von der dieser sich gerade getrennt hat, vom Gewinn mitzuteilen, von dem ihr die Hälfte zusteht, da sie keine Gütertrennung vereinbart haben.
In zeitlichen Rückblicken erinnert sich Robert an die guten Zeiten mit seiner Frau, die aber mit einem Handstreich weggewischt sind, als er hinter ihr Geheimnis kommt.
Robert wird aufgrund seines neuerworbenen Reichtums etwas verschroben, was den Umgang mit Bettlern angeht und leicht phobisch gegenüber möglichen Betrügern. Er trifft sich mit der Glücksfee der Lottogesellschaft, was so vielleicht nicht ganz realistisch erscheint.
Der Stil des Buches ist gut zu lesen. Ich konnte mich wunderbar in den Erzähler hinein versetzten. Schön finde ich die Aufteilung in recht kurze Abschnitte, die jeweils mit einem ..&.. getrennt werden. Es gibt keine Kapiteleinteilung.
Fazit: Obgleich ich nach dem Lesen des Klappentextes nicht all zu viel erwartet habe, hat mich das Buch doch positiv überrascht. Kann mir gut vorstellen, ein weiteres Werk des Autors zu lesen.