Thomas Mann

 3,9 Sterne bei 4.698 Bewertungen
Autor von Buddenbrooks, Der Zauberberg und weiteren Büchern.
Autorenbild von Thomas Mann (©Gemeinfrei, Foto von Carl Van Vechten)

Lebenslauf

Thomas Mann, 1875 als Paul Thomas Mann in Lübeck geboren, 1955 in Zürich gestorben, zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Thomas Mann war Sohn des Kaufmanns und Lübecker Senators Thomas Johann Heinrich Mann und seiner Frau Julia (geborene da Silva-Bruhns). Zur Familie zählten zudem die Brüder Heinrich (ebenfalls ein bekannter Schriftsteller) und Victor („Vicco“) sowie die Schwestern Julia und Carla. Nach dem Tod des Vaters 1891 siedelte die Familie nach München über. Thomas Mann verblieb zunächst in Lübeck, verließ jedoch 1894 vorzeitig die Schule und folgte seiner Familie in die bayerische Landeshauptstadt. Im selben Jahr wurde seine erste Novelle „Gefallen“ in dem literarischen Magazin „Die Gesellschaft“ veröffentlicht. Aufgrund dieses ersten Erfolges kündigte Mann seine Tätigkeit bei einer Feuerversicherungsgesellschaft und besuchte mit der Absicht, später eine journalistische Laufbahn einzuschlagen, Vorlesungen an der Technischen Universität München. 1896 volljährig geworden, bezog er von diesem Zeitpunkt an eine monatliche Rente aus dem väterlichen Vermögen, was ihm das Leben als freier Schriftsteller ermöglichte. Im Jahre 1897 folgte er seinem älteren Bruder Heinrich nach Italien, wo sie das gemeinsame Werk „Bilderbuch für artige Kinder“ verfassten. Thomas Mann schrieb unter anderem auch die Novelle „Der kleine Herr Friedmann“ und begann mit seinem Roman „Buddenbrooks“. Dieser erschien 1901 und wurde – nach gewissen Anlaufschwierigkeiten – ein großer Erfolg. Viele Figuren des Romans waren tatsächlich existierenden Lübecker Bürgern nachempfunden, die ihre ironisierende Darstellung nicht begeistert aufnahmen. So war das Verhältnis vieler Lübecker zu ihrem prominenten Mitbürger für längere Zeit gespannt. 1905 heiratete Mann die aus einer angesehenen Münchner Familie stammende Katia Pringsheim, mit der er die sechs Kinder Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth und Michael hatte. Den ersten Weltkrieg sieht Thomas Mann als prinzipiell notwendig an – ganz im Gegensatz zu seinem Bruder und vehementen Kriegsgegner Heinrich, zu dem er den Kontakt nach langjährigen Streitereien endgültig abbricht. Erst die Ermordung des deutschen Außenministers Rathenau im Jahre 1922 lässt Mann öffentlich für die Republik und ihre Werte Stellung beziehen. Zudem wird er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei. 1924 veröffentlicht er seinen Roman „Der Zauberberg“, der auf Anhieb ein großer Erfolg wird. Im Jahre1929 erhält Thomas Mann für seinen Roman „Buddenbrooks“, 28 Jahre nach dessen Erscheinen, den Nobelpreis für Literatur. Dem Erstarken der NSDAP bei den Reichstagswahlen des Jahres 1930 begegnete Mann mit seiner Rede „Appell an die Vernunft“ im Berliner Beethovensaal, welche jedoch wie die zahlreichen weitere Appelle des prominenten Gegners des Nationalsozialismus ungehört verhallte. Thomas Mann kehrt Deutschland schließlich – unter Zurücklassung eines erheblichen Teils seines Vermögens – mitsamt seiner Familie den Rücken und lebte zunächst in der Nähe Zürichs. Sein Haus und andere in Deutschland verbliebenen Vermögensgegenstände wurden beschlagnahmt. 1936 wurden ihm die deutsche Staatsbürgerschaft wie auch diverse Ehrendoktortitel aberkannt. Im Jahre 1938 siedelte Thomas Mann nach mehreren vorherigen Besuchen endgültig in die USA über, wo er eine Gastprofessur an der Universität in Princeton erhielt. Dort arbeitete er auch an seinem Goethe-Roman „Lotte in Weimar“, der 1939 erschien. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bewegte Mann zur Mitgliedschaft in mehreren Ausschüssen zur Unterstützung von Migranten und dem Erstellen der berühmten Rundfunkreihe „Deutsche Hörer!“ Diese wird ab 1940 monatlich von der BBC auf auch in Deutschland empfangbaren Frequenzen ausgestrahlt und richtet sich direkt an das deutsche Volk. 1944 erhält Mann und seine Familie die amerikanische Staatsbürgerschaft. Unterbrochen von einer schweren Lungenerkrankung, beendet er 1947 den von ihm selbst als seine „Lebensbeichte“ bezeichneten Roman „Doktor Faustus“. Sein Verhältnis zum Nachkriegsdeutschland bleibt mehrere Jahre äußerst gespannt, auch weil Mann die These einer deutschen Kollektivschuld vertritt und die Bombardierung deutscher Städte mit den Worten „Alles muss bezahlt werden“ kommentiert hatte. Drohbriefe und negative Kritiken seines „Doktor Faustus“ waren die Folge. Von den USA zunehmend enttäuscht, brachte ihn eine Vorladung vor das „Komitee für unamerikanische Aktivitäten“, vor dem er Rechenschaft über seine Aktivitäten ablegen sollte, endgültig dazu, nach Europa zurückzukehren. 1952 kehrte er mit seiner Frau und seiner Tochter Erika in die Schweiz zurück. Seiner Heimat Deutschland bleibt er nach wie vor verbunden. Seine Deutschland-Besuche werden zu einer festen Einrichtung. 1954 setzt er die Arbeit an seinem bereits 1922 begonnenen Roman „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ fort. 1955 wird ihm die Ehrenbürgerschaft seiner Heimatstadt Lübeck verliehen. Im selben Jahr stirbt er achtzigjährig in Zürich. Er wird unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof in Kilchberg in der Schweiz beigesetzt.

Neue Bücher

Cover des Buches Mario und der Zauberer (ISBN: 9783103975529)

Mario und der Zauberer

Erscheint am 25.10.2023 als Gebundenes Buch bei S. FISCHER.

Alle Bücher von Thomas Mann

Cover des Buches Buddenbrooks (ISBN: 9783596521487)

Buddenbrooks

 (2.388)
Erschienen am 21.09.2017
Cover des Buches Der Zauberberg (ISBN: 9783596904167)

Der Zauberberg

 (542)
Erschienen am 05.04.2012
Cover des Buches Der Tod in Venedig (ISBN: 9783596904075)

Der Tod in Venedig

 (454)
Erschienen am 23.03.2017
Cover des Buches Mario und der Zauberer (ISBN: 9783946257059)

Mario und der Zauberer

 (213)
Erschienen am 01.08.2018
Cover des Buches Tonio Kröger/ Mario und der Zauberer (ISBN: 9783596512799)

Tonio Kröger/ Mario und der Zauberer

 (172)
Erschienen am 07.03.2013
Cover des Buches Der Tod in Venedig und andere Erzählungen (ISBN: 9783596900275)

Der Tod in Venedig und andere Erzählungen

 (148)
Erschienen am 01.03.2008
Cover des Buches Doktor Faustus (ISBN: 9783596904037)

Doktor Faustus

 (136)
Erschienen am 05.04.2012
Cover des Buches Tonio Kröger (ISBN: 9783100482815)

Tonio Kröger

 (54)
Erschienen am 14.02.2003

Neue Rezensionen zu Thomas Mann

Cover des Buches Der Tod in Venedig (ISBN: 9783596904075)
Nik_Sanders avatar

Rezension zu "Der Tod in Venedig" von Thomas Mann

Ein Stern muss man ja vergeben. Den zweiten Stern gebe ich für die starke Symbolik
Nik_Sandervor 5 Monaten

Das erste Drittel des Buches ist eine Zumutung für den Leser. Danach wurde T. Mann offensichtlich selbst müde von seinem eigenen Schreibstil und wechselte zu einer mehr oder weniger "normalen" Erzählung. Allerdings stellt sich automatisch die Frage, ob er nicht absichtlich solch einen Unfug formulierte, um zukünftige Kritiker und Leser auszulachen... Wenn dies der Fall war, ist ihm dies gut gelungen.

Was ich an der Novelle positiv hervorheben kann, ist die starke Symbolik. T. Mann hat enorm viel Zeit investiert, um eine innere Welt "eines" Mannes (was auch zu seinem Namen passt ;) - letztendlich ist es auch das Buch über ihn selbst) mit griechischen Mythen zu verschmelzen. Allerdings sollte man eine gute Allgemeinbildung haben, um alle Zeichen zu erkennen. Die Alternative wäre zumindest vor dem Lesen eine gute Lektüre über das Buch lesen. Denn wenn man die Symbolik des Buches nicht versteht und die versteckten Botschaften nicht bereits beim Lesen wahrnimmt, bietet das Buch aus meiner Sicht wenig literarische Schönheit.

Und jetzt komme ich zur komplizierteren Frage des Inhalts... Ich verstehe, dass der Autor mit dem Text eigene Gedanken und homoerotische Neigungen verarbeiten wollte, ABER ganz ehrlich! Muss man wirklich einen Text über einen alten Pädophilen lesen? Ich sage klar - NEIN. Wäre das Werk nicht von T. Mann geschrieben, wäre es längst aus unserem kollektiven Gedächtnis ausradiert.

Ein Stern muss man ja vergeben. Den zweiten Stern gebe ich für die starke Symbolik.

 

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Cover des Buches Der Zauberberg (ISBN: 9783596904167)
Argentumverdes avatar

Rezension zu "Der Zauberberg" von Thomas Mann

Gefangen in der eigenen Dekadenz
Argentumverdevor 5 Monaten

Hans Castorp besucht seinen in Langzeitkur befindlichen Vetter Joachim Ziemßen in einem Sanatorium namens „Berghof“ im Schweizer Kurort Davos. Er plant für drei Wochen seinen Vetter aufzumuntern. Dabei erscheint ihm das Leben im Berghof als äußerst genehm und simpel. Durch „gesundheitlichen“ Besorgnis seitens der Heimleitung, verlängert Hans Castorp seinen Aufenthalt und aus 3 Wochen werden Monate und Jahre.

Während sich die Welt drastisch verändert und auf einen Weltkrieg zusteuert, geht das Leben im Berghof wie in einer Blase der Abgeschiedenheit weiter. Hans Castorp ist ein junger Ingenieur, welcher nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Onkel aufgewachsen ist. Anfangs sucht er Halt bei seinem Vetter Joachim Ziemßen. Mit der Zeit wird er immer eigenständiger, aber auch immer nachdenklicher und trotz geistiger Reifung immer weltfremder. Im Laufe der Erzählung trifft er auf viele Charaktere, aber insbesondere 3 nehmen einen wichtigen Platz in seinem Leben ein. Lodovico Settembrini, der sich zum Mentor Hans‘ ernennt, ist ein Liberalist und Freimaurer, der aber auch ebenso frei mit seiner Ignoranz und Arroganz Anderen gegenüber umgeht. Sein Gegenspieler wird Naphta, der ein poetisch verklärtes, aber menschlicheres Weltbild hat. Mit einer jungen Russin, Claudia Chauchat, kommt auch Liebesfreud und vor allem -leid in Hans Leben. Auch die beiden Ärzte sind prägend für Hans und ebenfalls typisch für ihre Zeit. Gemäß dem Obrigkeitsdenken der damaligen Zeit wird Ihnen bedingungslos Glauben geschenkt. Widerworte sind ausgeschlossen, selbst wenn diese durchaus logisch und sinnvoll wären. 

Thomas Mann schreibt detailliert, genau, poetisch, wortgewandt und wortgewaltig mit starken Auswüchsen ins Philosophische. Oft schweift er weit in Einzelthemen ab, beleuchtet diese aus verschiedenen philosophischen Blickwinkeln, nur um kurz darauf prägnant und auf den Punkt genau die Gesellschaft und die Missstände seiner Zeit zu kritisieren. Parodie, Satire, Kritik und Geisteswissenschaft sind hier ständig vernetzt und gekonnt ineinander verwoben. Dabei ist die Freude an der Sprache selbst niemals zu übersehen.

Mein Fazit: Ein Buch, für das es sich lohnt, sich Zeit zu nehmen, sich einzulassen und vor Allem darüber nachzudenken und die Sprache Mann‘s zu genießen. Auch wenn es das Weltbild einer ganz anderen Zeit ist, so sind die Ansätze heute nicht weniger präsent und teils genauso aktuell, wenn vielleicht auch anders ausgeprägt. 

Kommentare: 7
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Cover des Buches Mario und der Zauberer (ISBN: 9783946257059)
B

Rezension zu "Mario und der Zauberer" von Thomas Mann

Buchkritik
BM1TE19avor 7 Monaten

Mario und der Zauberer von Thomas Mann ist eine eindringliche Novelle, die eine kritische Haltung gegenüber Macht und Manipulation zum Ausdruck bringt. Die Geschichte dreht sich um den Magier Cipolla, der das Publikum mit seinen hypnotischen Fähigkeiten kontrolliert und manipuliert. Die Prosa von Thomas Mann ist präzise und scharfsinnig, und er schafft eine Atmosphäre der Bedrohung und Faszination, die den Leser in den Bann zieht. Die Darstellung von Cipolla als eine Art Bühnenfigur, die das Publikum manipuliert, ist ein brillanter Kommentar zur Rolle von Kunst und Kultur in der modernen Welt. Thomas Mann nutzt die Figur des Magiers als Metapher für die autoritäre und totalitäre Macht, die in der modernen Welt allgegenwärtig ist. Insgesamt ist Mario und der Zauberer ein literarisches Meisterwerk, das einen tiefen Einblick in die menschliche Psyche und die menschliche Natur gewährt.

L.B.

Kommentare: 1
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Gespräche aus der Community

Willkommen zur vierteljährlichen Leserunde der SuB-Perlensammler. Jeder liest mit seinem eigenen Exemplar, also kein Gewinnspiel und keine Verlosung. Beginn 10.4.2022

477 Beiträge
tinstamps avatar
Letzter Beitrag von  tinstampvor einem Jahr

=))))

Wir wollen ab dem 16. April 2021 in einer kleinen, aber feinen Leserunde zusammen den 'Zauberberg' lesen, jeder mit seinem eigenen Exemplar. Thomas Mann ist einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20.Jahrhunderts, der mit seinem Erstlingswerk Die 'Buddenbrooks' 1901 mit einem Schlag bekannt wurde und 1929 den Literatur-Nobelpreis erhielt. Auch der 1924 erschienene 'Zauberberg' wurde ein Erfolg.

601 Beiträge
Countofcounts avatar
Letzter Beitrag von  Countofcountvor 2 Jahren

Das würde mich doch sehr freuen (auch wenn ich gerade einen Heidenrespekt davor habe. "Normalerweise" lese ich gerne was von Murakami, etc. So einen echten "Klassiker" hab ich nur mal mit dem "Faust" gehabt (und der hat mich mal so was von "besiegt"...)).

Welche Schullektüre hat euch beeindruckt und/ oder ist rückwirkend eine Offenbarung für euch gewesen?

Meine hänge ich an 😊

Zum Thema
15 Beiträge
annikaliests avatar
Letzter Beitrag von  annikaliestvor 3 Jahren

Das ist bei mir eindeutig "Tintenherz" von Cornelia Funke. Ich habe danach direkt die restlichen Bände verschlungen. Diese Reihe muss ich wirklich dringend mal rereaden...ansonsten mochte ich noch "Nennt mich nicht Ismael" echt gerne. :)

Zusätzliche Informationen

Thomas Mann wurde am 05. Juni 1875 in Lübeck (Deutschland) geboren.

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