Rezension zu "Sisis schöne Leichen" von Thomas C. Brezina
Thomas Brezina, Autor von über 550 (!) Büchern springt auf den Zug, prominente Personen ermitteln zu lassen auf, und nun darf Kaiserin Elisabeth Detektivin spielen.
Herausgekommen ist ein Cosy-Krimi, der sich leicht lesen lässt und einige (teils fiktive) Einblicke in das Leben der Kaiserin und Mutter gibt.
Worum geht’s?
Nachdem die Kaiserin den grausamen Erziehungsmethoden an Kronprinz Rudolf durch den Generalmajor Graf Gondrecourt einen Riegel vorgeschoben hat, ist nun Joseph Graf Latour der Lehrer des Thronfolgers und seiner Schwester. Latour fördert die naturwissenschaftlichen Neigungen Rudolphs und so steht nun ein Besuch bei Alfred Oberland, seines Zeichens Hofbibliothekar und Imker an. Doch plötzlich fällt Oberland tot um. War es wirklich ein Bienenstich, der den Imker getötet hat?
Es kommen Zweifel auf, zumal Oberfeld wenige Tage vor seinem Tod, der Kaiserin ein geheimnisvolles Päckchen zur Aufbewahrung geben wollte, und von Ida Ferenczy, der Hofdame, abgewimmelt worden ist. Als dann noch Alexander, der Sohn des Toten verschwindet, sind sich die Kaiserin, die Hofdame Ida und Graf Latour einig: Oberfeld wurde ermordet. Nur, was steckt dahinter?
Nicht nur Ida plagt ein schlechtes Gewissen. Auch die Kaiserin und Latour interessieren sich für den Tod Alfred Oberfelds. Und so beginnt das Trio, mehr oder weniger geschickt, nach dem Mörder zu suchen.
Je näher sie dem Mörder kommen, desto gefährlicher wird die Neugierde.
Meine Meinung:
Thomas Brezina spinnt rund um die unkonventionelle Kaiserin einen Cosy-Krimi, der sich leicht lesen lässt. Zunächst wird von einem neuen Spleen Elisabeths berichtet: Sie sammelt Fotografien von schönen Leichen - ziemlich makaber, oder? Nun gut, für den Tod und alles, was mit ihm zusammenhängt, hat die Kaiserin schon länger ein Faible. Da darf dann auch ein Besuch bei einer Bestatterin und dem erlauchten Kreis einiger Ärzte nicht fehlen. Geschickt lässt Thomas Brezina die Kaiserin Interesse an der Arbeit von Pathologen zeigen. Dort stellt sie dann die Frage, mit welchem „Gift, das man weder riecht, noch schmeckt, das tötet und den Tod natürlich aussehen lässt.“ könnte man sie ermorden. Die Antwort kommt schnell und eindeutig: Arsen oder, wie man in der Steiermark, wo es häufig vorkommt, sagt, „Hittrach“.
Wie es sich für einen Cosy-Krimi gehört, gibt es weder wilde Verfolgungsjagden noch blutige Auseinandersetzungen. Es wird „kriminalisiert“ und wir Leser entdecken die eine oder andere bislang unbekannte Anekdote aus dem Kaiserhaus.
Ich bin recht bald auf die Spur des Täters gekommen. Nun ja, gekränkte Eitelkeiten, sind häufig ein Motiv.
Ein interessantes Detail war das Geständnis der alten Gräfin auf ihrem Totenbett, die nach einigen Jahrzehnten ihr Gewissen erleichtern wollte.
Sisi-Fans werden diesen Krimi gerne lesen. Nicht alles ist historisch so abgelaufen wie beschrieben. Dass Elisabeth manchmal Fanny Feifalik als Double in der Kutsche durch Wien fahren ließ, gilt als gesichert. Aufgefallen ist mir, dass die Hofdame Ida Ferenczy ihre Kaiserin über weite Strecken, selbst im Beisein Fremder, duzt.
Dass dieser Krimi Auftakt einer Reihe ist, lässt sich unschwer erkennen. Einerseits bietet das unkonventionelle (um nicht zu sagen exzentrische) Verhalten der Kaiserin viel Stoff und andererseits haben Bauarbeiter im Jahr 2020 bei Renovierungsarbeiten im Schloss Schönbrunn, just eine Kiste mit Mappen von Dossiers und Fotos von Toten entdeckt. Da werden Autor Thomas Brezina die Ideen für weitere Folgen nicht ausgehen.
Fazit:
Diesem Reihenauftakt, der uns ins kaiserliche Wien entführt, gebe ich gerne 4 Sterne.