Rezension zu "Minima Moralia" von Theodor W. Adorno
Nach Kalifornien auszuwandern, das mag für naive und grobe Ohren geradezu phantastisch klingen, doch für einen Verächter der „Kulturindustrie“ war Los Angeles kein Ort, an dem man auf dem Klavier sperrige Zwölftonmusik à la Arnold Schönberg spielen konnte, ohne sich wie ein Außerirdischer vorzukommen.
In den „Minima Moralia“ bekannte Adorno: „Jeder Intellektuelle in der Emigration, ohne alle Ausnahme, ist beschädigt… Er lebt in einer Umwelt, die ihm unverständlich bleiben muss… immerzu ist er in der Irre… Enteignet ist seine Sprache und abgegraben die geschichtliche Dimension, aus der seine Erkenntnis die Kräfte zog.“
Adornos geistige Wurzeln waren zu fein, zu tief, zu eigenartig und viel zu weit verästelt, um überall gleichermaßen gedeihen zu können. Sein hochdifferenziertes Denken und sein ästhetisches Empfinden konnte man nicht verpflanzen, ohne damit schweren Schaden anzurichten.