Rezension zu "Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben" von Tereza Vanek
Die Autorin hat es mit diesem Roman geschafft die Macht der Kirche in Irland der 60-er und 70-er Jahre zu hervorheben. Die willkürliche selbstgerechte und menschenverachtende Art der Menschen, die es eindeutig besser wissen/machen sollten, ist erschreckend. Die Art wie mit den jungen Frauen umgegangen wurde, weil sie ein sündiges Leben geführt haben, macht traurig und wütend zugleich.
Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, doch diese immer wieder so vehement dargestellte Grausam- oder Bösartigkeit waren irgendwann anstrengend und trug nicht gerade zu Lesegenuss oder Spannung bei. Das ist auch der Grund, warum ich dieses Buch nicht in einem Zug lesen konnte, es hat irgendwann einfach genervt. Ja, dieses Thema ist wichtig und sollte nicht vergessen werden, aber das geht auch feinfühliger.
Dieses dunkle Stück unrühmlicher irische Geschichte behandelt Tereza Vanek in diesem Roman, wie es sich hätte zutragen können. Verknüpft werden 2 Zeitebenen: es spielt einmal in den 1960-Jahren und einmal heute.
Da sind die Protagonisten:
Rose und Cathy, im Irland der ´60er. Es sind zwei Freundinnen ungleicher Herkunft. Cathy ist unabhängig und freidenkend, Rose in der ihr zugeteilten Rolle als Mutter und Ehefrau zufrieden. Doch sie stehen füreinander ein, bis zu dem Tag als Cathy verschwindet. Und da ist John Simmons, der auf einem Kreuzzug gegen die Weiblichkeit ist. Rose hat ein Geheimnis, das sie nicht einmal mit ihrem Mann teilt. Sie war in einem Magdalenenheim.
Leah ist im heutigen Irland als deutsches Au-pair-Mädchen und hat keine Ahnung, was sie will. Sie ist über weite Strecken ziemlich fad und farblos. Sie lernt dort Shawn (Teil der Gastfamilie Mooney) und Rose (seine Großmutter) in der Jetzt-Zeit kennen.
Nach und nach wird die ganze entsetzliche Geschichte aufgerollt:
Die katholische Kirche hat ihre Geschäfte mit den jungen Frauen, die zwar nichts verbrochen, aber eben vergewaltigt und schwanger geworden waren, nie eingestanden. Dass sie diese Frauen ähnlich wie Sklavinnen gehalten hatten, blieb ebenso ein Geheimnis. Erst als die Kirche Land verkaufte und man verscharrte Skelette von Säuglingen und Frauen ausgrub kamen diese Zustände ans Tageslicht.
Anfangs als Hilfe für „gefallene Mädchen“ gedacht, werden die Magdalenenheime zu Orten, an denen harte Strafen und Erniedrigungen, sowie schwere körperliche Arbeit an der Tagesordnung waren. In diese Heime wurden Frauen geschickt, die ohne Ehe oder durch Vergewaltigung schwanger geworden waren, mitunter schon als junge Mädchen.
Es war für mich etwas mühsam in das Buch zu kommen. Zum einen, weil ich Leah zu fad fand. Ihr Charakter war für mich nicht glaubwürdig. Sie gewann etwas an Tiefe, als sie mit ihrer Detektivarbeit Roses Geheimnis lüftete. Gegen Ende baute sich Spannung auf, die neben dem vielen Wissenswerten über die irische Geschichte auch dafür sorgte, dass man zügig weiterlesen wollte. Der Schluss ist stimmig mit den vorliegenden Passagen.
Es ist ein eindrucksvoller Roman, der allerdings in der Umsetzung einige „Luft nach oben“ lässt. In meinen Augen reicht es für 4 Sterne. Das liegt an den obengenannten Punkten. Wer Interesse an diesem Thema hat, wird sicher für eigene Recherchen Ansatzpunkte finden.