Rezension zu "Geheimer Ort" von Tana French
Krimis gehören nicht zu meinen bevorzugten Genres, aber wenn die Handlung interessant ist, greife ich zu. Hier hat mich das Schlagwort „Internat“ gelockt. Internate sind solch vornehme Orte, den reichen und gut erzogenen Kids vorbehalten. Und trotzdem hat man das Gefühl, dass es hinter den blütenweißen Fassaden verdorbener zugeht als an so mancher staatlichen Schule. Zumindest dieser Roman ist die Bestätigung dafür.
Ein Jahr ist es her, seit Chris Harper im Park des Mädcheninternats St. Kilda erschlagen aufgefunden wurde. Den Mörder konnte man nicht ermittlen. Bewegung kommt erst wieder in den Fall, als am schwarzen Brett der Schule eine Karte mit der Aufschrift „Ich weiß wer ihn getötet hat“ auftaucht. Für den jungen Detective Stephen Moran ist das die Gelegenheit für den beruflichen Aufstieg. Ein Fall, der ihm mehr als nur geschicktes Feingefühl abverlangen wird.
Etwas das ich am Anfang super fand und später zum Problem wurde: Die ausschweifenden Beschreibungen. Die Autorin schafft es, kaum greifbare Momente, die wir alle kennen aber kaum beschreiben können, in Worte zu fassen. Auch wenn die Teeni-Mädels zum Teil sehr überspitzt dargestellt werden, erkennt man doch einige Stereotypen wieder. Erinnert sich an Gefühle zurück, die man in dem Alter selbst hatte. Der klebrig süße Teenager (Alb)Traum – perfekt eingefangen.
Die Ermittlungen selbst werden mir der Zeit immer zäher. Das ewige Wiederholen von Befragungen wird zwar realistisch beschrieben, sorgt aber auch für einige Längen. Die Kapitel hätten ruhig etwas kürzer ausfallen dürfen, genau wie das gesamte Buch. Und das wäre sicher machbar gewesen, hätte man diesen übersinnlichen Quatsch weggelassen, der sehr stark an den Film „The Craft“ erinnert hat und letztendlich überhaupt nicht relevant für die Handlung war.
Bei allem Gemecker, hat mich die Geschichte aber dennoch gefesselt und die Atmosphäre,welche die Autorin geschaffen hat, fand ich großartig. Auch wenn ich bezüglich des Täters von Anfang an einen Verdacht hatte, der sich dann am Ende bestätigt hat.
„Geheimer Ort“ hat mich neugierig auf die anderen Romane von Tana French gemacht. Dieser erhält von mir schon einmal 4 Sterne.