Meine Meinung:
In ihrem Buch "Forbidden" lässt Tabitha Suzuma ein totgeschwiegenes Thema der Gesellschaft aufleben. Sie erzählt eine Geschichte zweier Geschwister, die sich ganz allein um ihre jüngeren Geschwister kümmern müssen, weil der Vater fort, und die Mutter nur mit sich selbst beschäftigt ist.
"Forbidden" erzählt die Geschichte von Lochan und Maya Whitley, die schon immer mehr waren als einfach nur Bruder und Schwester.
"Wie kann sich etwas Falsches so richtig anfühlen?"
Lochan ist der älteste von fünf Geschwistern. Sein Vater haute früh auf einen anderen Kontinent ab und seine Mutter lässt ihn immer spüren, dass es ihn nur gibt, weil es der Wunsch seines Vaters war.
Maya, die Zweitälteste, kümmert sich gemeinsam mit ihrem Bruder um ihre drei jüngeren Geschwister. Kit, dreizehn, ist der typische rebellische Teenager, der Lochan immer wieder auf die Spitze treibt und ihm klar macht, was er von Lochans Status als ältester Mann im Haus hält. Tiffin ist ein kleiner Spaßvogel und Willa, das fünfjährige Nesthäckchen.
Seit ihre Mutter wieder einen neuen, jüngeren Freund hat gibt sie das meiste Geld für sich selbst aus. Teure Kleidung und Make Up als Fassade um jung zu bleiben und ihrem Lover zu gefallen. Ihre Kinder vernachlässigt sie immer weiter, bis sie schließlich kaum noch zu Hause ist und es Lochan und Maya überlässt sich um die Familie zu kümmern.
Die Beiden kümmern sich aufopferungsvoll um ihre Geschwister. Schule, Hausaufgaben, saubere Kleidung, Freizeitaktivitäten, Essen kochen, Gute-Nacht-Geschichten und am nächsten Tag alles wieder von vorne.
Für Maya ist Lochan wie ein bester Freund. Sie sieht in ihm einen Vertrauten, nicht nur einfach ihren Bruder.
Und dann bricht endlich das raus, was so lange im Verborgenen geblieben ist. Als Maya eines Abends ein Date mit einem Jungen hat, kann sich Lochan nur mühsam beruhigen. Er macht sich Sorgen und würde seine Schwester am liebsten zurückholen. Als sie wieder zu Hause ist, stellt er sie zur Rede, will wissen ob sie sich geküsst haben, vielleicht sogar weiter gegangen sind. Lochan kann sich nicht länger zusammenreißen und aus einem ersten Kuss wird schließlich mehr.
Doch die Beiden leben in ständiger Angst die Familie könnte auseinanderreißen. Jahrelange Verschleierungen über die Vernachlässigung ihrer Mutter haben sie geprägt und vorsichtig werden lassen. Lochan und Maya wissen, dass ihre Liebe verboten ist, doch sie haben ein großes Ziel: Sobald ihre Geschwister Erwachsen sind werden sie abhauen und irgendwo ihre neugewonnene Freiheit gemeinsam genießen...
Also erstmal muss ich sagen, dass das Komplettpaket (Buchumschlag, Titel, Klappentext) wirklich verdammt viel versprochen hat und ich auch nicht enttäuscht wurde! Irgendwie hat mich dieses Buch schon nach dem ersten Blick gefesselt und als ich einmal ins Lesen versunken war, gab es kein Zurück mehr. Die Kapitel wechseln zwischen Lochans und Mayas Sicht ab und gewähren tiefe Einblicke in eine kaputte Familie, die von zwei Jugendlichen, die viel zu schnell in die Erwachsenenrolle gezwungen wurden, aufrecht gehalten wird. Von der ersten Seite an hat mich diese Geschichte gepackt und ich war gleichermaßen geschockt und positiv überrascht.
Wie stark Lochan und Maya sind hat mich tief beeindruckt. Diese Stärke war von Beginn an zu spüren, aber je weiter die Geschichte vorranschritt, umso intensiver wurde sie.
Der Buchtitel "Forbidden" fasst die komplette Grausamkeit gut zusammen. Grausamkeit deswegen, weil Lochan und Maya wirklich zusammen gehören. Sich die Beiden alleine vorzustellen wäre so, als würde man einem Menschen alle Gliedmaßen abtrennen. Die Verbindung und das Vertrauen zwischen den Beiden ist mehr als nachvollziehbar und das sich eine wirkliche Liebe daraus entwickelt ist ein vorhersehbarer Schritt gewesen. Und dennoch hätte ich das Buch am liebsten oft genug wieder zugeklappt, weil mein Unterbewusstsein mich schon darauf vorbereitet hat, dass dieses Buch kein Happy End haben wird.
Lochan ist ein junger Erwachsener, der in diesem Buch die größte Entwicklung durchlebt und mich am meisten berührt hat. Für seine Familie tut er alles und als er sich seine Liebe zu Maya eingesteht, scheint ein großer Druck von seinem Herzen genommen zu sein. In der Schule hat er nur Spitzennoten und dennoch hat er panische Angst laut zu sprechen. Nur im Umfeld seiner Familie kann er tief durchatmen und sich frei fühlen. Er weiß was richtig und falsch ist, doch dagegen anzukämpfen macht ihn kaputt.
Die Thematik dieser Geschichte hat mich wirklich stark beschäftigt, so dass ich mir oft die Frage gestellt habe ob es wirklich auch eine falsche Liebe geben kann? Denn eigentlich vertrete ich die Meinung, wenn es einvernehmlich ist, intensiv, offen und vertrauensvoll, dann ist sie nicht falsch. Doch egal wie man es versucht zu drehen und zu wenden, dieses Wort "Falsch" bleibt am stärksten im Kopf hängen und ist unabänderlich.
Wenn man dieses Buch liest, bekommt man einen ganz anderen Blickwinkel und will am liebsten hoffen, dass die Gesellschaft mal versucht anders darüber zu denken. Doch wenn man Realist ist, weiß man, dass das nie passieren wird und dafür gibt es genug gute Gründe.
Und auch wenn das hier nur ein Buch ist... Irgendwo gibt es Menschen, die genau dieses Problem haben. Und die Liebe zwischen Lochan und Maya ist in meinen Augen nicht falsch. Es ist eine einfühlsame, nachvollziehbare Geschichte die Tabitha Suzuma erzählt, die mich stark bewegt hat und die ein Ende gefundne hat, was mir wiklich Tränen in die Augen geschossen hat.
Ich bewundere Suzuma für den Mut, so eine Geschichte zu erzählen. Ihr Schreibstil hat mich berührt. Leicht und emotional. Stellenweise wiederholend, aber dennoch autentisch. Die Beschreibungen der Charaktere beschränkte sich mehr auf die Familienmitglieder, aber dennoch haben auch andere Charaktere eine größere Stimme gegeben. Zum Beispiel Lochans Lehrerin, die ihm Stück für Stück hilft, seine Panik in den Griff zu kriegen. Aber auch Mayas Freundin Francie, mit der Maya schließlich ein Gespräch über falsche und richtige Liebe führt, ist mir in Erinnerung geblieben. Sie ist nur eine Randstatistin, hat mich mit ihren Ansichten aber stark zum Nachdenken angeregt.
Dieses Buch kann ich absolut empfehlen. "Forbidden" ist eine eindrucksvolle, bewegende Geschichte, die lange nachhallt und wirklich Fragen aufwirft. Auch wenn es nur eine erfundene Geschichte ist, muss man sich vor dem Lesen klar sein, was da auf einen zurollt. Ich war mir dessen ehrlich gesagt absolut nicht bewusst. Ich dachte, es sei eine Geschichte mit der ich mir ein paar nette Lesestunden machen kann und gut ist, doch so schnell werden Lochan und Maya nicht aus meinem Kopf verschwinden.
Die Entwicklung hat eine harte Wendung und wenn man nur Happy Ends gewöhnt ist, muss man bei diesem Buch ein paar Mal mehr schlucken. Dennoch: Absolut empfehlenswert!!!