Rezension zu "Geschichte einer großen Liebe" von Susanna Tamaro
Geschichte einer großen Liebe von Susanna Tamaro ist ein sehr emotionsgeladener Roman, der für mein Empfinden ein paar Mal dicht an der Grenze zum Melodrama entlangschliddert. Der Verlust geliebter Menschen ist immer ein Quell für eine Extradosis an starken Empfindungen, und damit wird hier nicht gespart. So gesehen hält der Inhalt, was der Titel verspricht. Damit will ich mich nicht über die Ausdruckskraft des hier Erzählten hinwegsetzen, denn auch mich hat die eigentlich gar nicht kitschige Liebesgeschichte besonders in der zweiten Hälfte gepackt. Erzählt wird durchweg aus der Perspektive von Andrea (männlich). Dabei alternieren Rückblenden und Gegenwart. Die von Unterbrechungen geprägte Beziehung zwischen der Studentin Edith und dem Fährschiffkapitän Andrea hat ihren Anfang in den Siebzigerjahren und ist somit auch ein bisschen Zeitgeschichte. Da die Handlung vorwiegend in Venedig angesiedelt ist, würde sich die nicht sehr umfangreiche Lektüre atmosphärisch übrigens bestens für eine Venedigreise eignen. Einen ausgeklügelten Plot sollte man nicht erwarten, auch wenn die Autorin durch das geschickte Vorenthalten gewisser Informationen durchaus Spannung aufzubauen versteht.
Gut gefallen haben mir insbesondere einige feingesponnene Gedanken zum Leben und somit zur Liebe, für die es die Lebenserfahrung braucht, die Susanna Tamaro auf Grund ihres Alters bieten kann. Wer vor Jahrzehnten ihr „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ gelesen (und für gut befunden) hat, wird auch an diesem Roman Gefallen finden.
Ich habe die Lektüre auf Deutsch begonnen, habe mich dann aber bald für das italienische Original entschieden, das für mein Empfinden stimmiger daherkommt. Das liegt wohl in der Natur der Sache, auch bei guten Übersetzungen.