Eines der seltenen Fantasy Stand-Alones, das sich nicht mal eben in eine Schublade stecken lässt. Als Leser werden wir direkt und ohne Vorkenntnisse in die Welt geschmissen. Eine Welt, die aus den immergleichen Räumen und Strukturen zu bestehen scheint, dann aber doch genug Besonderheiten aufweist, um den Entdeckungsdrang im Leser und in den Figuren anzufachen. Gemeinsam mit dem Protagonisten durchschweifen wir diese idyllische und nichtsdestoweniger lebensfeindliche Welt aus Gezeitentümpeln, verfallenen Statuen und Vogelparadies. Die Geschichte nimmt sich dabei ausreichend Zeit all seine Geheimnisse, und davon gibt es viele, erst nach und nach zu lüften. Wir blicken dem Protagonisten sozusagen direkt über die Schuler, wenn er versucht mit den trivialsten Mitteln um die Runden zu kommen, dabei aber dennoch versucht seinen Forschergeist zu befriedigen und da wo andere schon längst kapituliert hätten, beginnt alles feinsäuberlich zu dokumentieren und auszuwerten. Im Grunde ist der Plot aber auch nur Nebenschauplatz. Der Kern der Story ist die Suche nach sich selbst. Es geht um Identitätsstiftung, das was uns definiert und wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen und gestalten. Der allzu naive Blick des Protagonisten auf die Welt hat etwas zutiefst geerdetes, naturverbundenes, warmherziges. Es macht Spaß dem Protagonisten dabei zuzuschauen wie er versucht all diesem unsinnigen Geschehen einen Sinn zuzuordnen. Trotz all der Erklärdialoge und ein bisschen ausartendem pseudowissenschaftlichem Exposition dumping gegen Ende, ist und bleibt das hier Fantasy. Magischer Realismus, der mit unserem Verstand spielt und uns geistig in neue Sphären schickt. Ich wurde hier von Seite eins an in einen traumwandlerischen Strudel gesogen. Dieses Hidden Gem hat nicht nur die Qualitäten eines Whodunnit Thrillers, eines Survival Ratgebers und eines Selbsthilferomans, nein hier wird man ganz nebenbei auch noch mit ganz großartigen Spachbildern geblendet.
Susanna Clarke
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Susanna Clarke
Jonathan Strange & Mr. Norrell
Piranesi
Die Damen von Grace Adieu
Jonathan Strange & Mr. Norrell
Jonathan Strange & Mr. Norrell: Roman
Jonathan Strange & Mr. Norrell
Jonathan Strange and MR Norrell
The Ladies of Grace Adieu
Neue Rezensionen zu Susanna Clarke
Dieses Buch hat mich komplett in seinen Bann gezogen! Die Geschichte wird durch fesselnde Tagebucheinträge der Hauptfigur erzählt, wodurch ich mich regelrecht in die "andere Welt" hineinversetzt fühlte. Die bildhafte und präzise Beschreibung schuf eine lebendige Kulisse, die mich das Geschehen hautnah miterleben ließ. Ich schätze es, dass ich als Leser genau so viel wusste wie der Protagonist selbst, was das Mitfiebern und Miträtseln besonders spannend gestaltete. Jedes Detail wurde liebevoll in den Tagebucheinträgen festgehalten, was die Geschichte umso realistischer machte. Insgesamt ein fantastischer Roman, den ich jedem ans Herz legen kann!
Rezension zu "Piranesi" von Susanna Clarke
Ich bin hin und weg. Empfohlen von einer Kollegin begann ich dieses Buch und wachte zwei Tage später wieder auf. So könnte man es nennen, weil die Zeit nur so verflog mit diesem Buch in den Händen.
Worum geht es?
Es geht um Piranesi, er lebt in einem Haus mit tausenden von Räumen, die Gezeiten und Witterungen passieren darin, Regen, Stürme, Fluten. Tag für Tag erkundet er dieses unendliche, unwirkliche Haus und man lernt ihn besser kennen. Genauso wie den Anderen. Sein einziger Freund.
Doch was bedeutet das alles? Ist es ein Roman, ein Fantasybuch? Irgendwie beides und doch mehr.
Schreibstil
Der Schreibstil ist speziell und doch leicht. Hat man sich mal an den Begriff Vestibül (Saal, Halle) gewohnt und ihn erstmal gegoogelt, ja ich gebe zu, dass ich das tun musste, liest es sich so schön und schnell da hin, als würde man sich in einem Bach abkühlen. Die bildliche Sprache erzeugt unglaubliche Bilder und wenn ich mich auch nicht mit dem Protagonisten identifizieren konnte, war er doch bald ein Freund und fühlte sich vertraut an. Man mag ihn zu verstehen, wenn man auch sich selbst nicht in ihm sieht. Die Gesellschaft wird unter die Lupe genommen, kritisiert und hinterfragt, doch man fühlt sich nicht zurechtgewiesen. Man beginnt einfach zu denken, wie wir funktionieren und ob das die einzig wahre Lösung ist.
Fazit
Alles in allem fühlt es sich aber mehr wie eine unglaubliche Reise an. Und wie ein Land voller geheimnisse, dass ich gerne erneut besuchen würde, als sähe ich es zum ersten Mal.
Gespräche aus der Community
Zusätzliche Informationen
Susanna Clarke wurde am 01. November 1959 in Nottingham (Großbritannien) geboren.
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