Für mich war es das erste Buch von Sunil Mann und mir ist erst mitten im Buch bewusst geworden, dass es bereits zwei Vorgängerbücher um die Privatermittler Marisa Greco und Bashir Berisha gibt. Man kann diesen Krimi also problemlos lesen, ohne die anderen Bücher zu kennen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und spielt sich an einem Tag und einer Nacht in Zurück ab. Nach und nach zeigt sich, wie die Erzählstränge miteinander verwoben sind und das ist sehr gekonnt gemacht. Dass sich einige Personen öfters über den Weg laufen mag ein großer Zufall sein, der Glaubwürdigkeit schadet es nicht und befriedigt den Unterhaltungswunsch und Gerechtigkeitssinn. Der Schreibstil ist sehr gut und liest sich schnell und flüssig. Mir hat der unterschwellige, ironische Humor gefallen, der sich in vielen kleinen Details versteckt, vor allem in der Erzählsicht des Auftragskillers. Eine sehr gelungene Umsetzung nach einem echten Motiv: von dem Social-Media-Star, der sich durch seine Kochvideos selbst ans Messer liefert, hatte ich schon mal gelesen. Sehr unterhaltsam!
Sunil Mann
Lebenslauf von Sunil Mann
Von Detektiven, Schutzengeln und anderen Helden: Sunil Mann wurde 1972 als Sohn indischer Einwanderer im Berner Oberland (Schweiz) geboren und lebt heute in Aarau. Als Schriftsteller erlangte er mit seinen Kriminalromanen rund um den indischstämmigen Privatdetektiv Vijay Kumar große Bekanntheit. 2016 legte er sein Kinderromandebüt vor, „Immer dieser Gabriel“, das von einem frechen Schutzengel handelt. Das Buch wurde von der Fachstelle Kultur des Kantons Zürich mit einem Anerkennungsbeitrag ausgezeichnet. Es folgten zwei weitere Kinderbücher und der Jugendroman "Totsch". Mit "Der Schwur" startete Mann eine neue Krimiserie mit dem Ermittlerpaar Marisa Greco und Bashir Berisha. Der Roman wurde 2020 mit einem Literaturpreis des Kantons Bern ausgezeichnet, im selben Jahr war Mann mit "Totsch" für den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis nominiert, für die Kurzgeschichte "Der Watschenmann" erhielt er den Friedrich-Glauser-Preis.
Neue Bücher
Alle Bücher von Sunil Mann
Uferwechsel
Das Gebot
Familienpoker
Fangschuss
Der Schwur
Faustrecht
Lichterfest
Gabriel und das große Tohuwabohu
Neue Rezensionen zu Sunil Mann
„An der Peripherie der Stadt gelten wohl andere Gesetze. Da wo die Lichter Zürichs nicht mehr ganz so hell leuchten, versinkt alles im Ungefähren.“ (Zitat Pos. 1473)
Inhalt
Es gibt Pläne und es gibt Zufälle – in dieser Nacht von Freitag auf Samstag treffen sie aufeinander, die geplanten Aktionen, die spontanen Entscheidungen, und plötzlich kommt der Zufall dazu in Form von Imponderabilien, den unvorhersehbaren Ereignissen, und alles sieht völlig anders aus – oder doch nicht?
Die Pandemie hat auch bei der aufstrebenden »Agentur für unliebsame Angelegenheiten« zu Auftragseinbrüchen geführt. Marisa nützt die freie Zeit für Ermittlungen in eigener Sache, sie will endlich Antworten auf die offenen Fragen, die sie seit dem tödlichen Autounfall ihres Ehemannes Antonio vor drei Jahren beschäftigen. Plötzlich muss sie sich fragen, ob und wie gut sie ihren Ehemann tatsächlich kannte. Herbert Russo lebt seit Jahren mit seiner Schweizer Ehefrau und den beiden Töchtern ein glückliches, gutbürgerliches Leben. Doch zuvor gab es ein völlig anderes Leben, das ihn jetzt einholt. Denn die „Familie“ ruft und diesem Ruf in Form eines heiklen Auftrags muss Herbert folgen. Mehrmals in dieser Nacht treffen er und die Privatermittler an verschiedenen Orten aufeinander, ohne einander zu kennen und mit unterschiedlichen Zielen. Was für eine Nacht!
Thema und Genre
Dieser Zürich-Noir-Kriminalroman ist Band drei einer Serie, enthält jedoch genügend Hinweise, um als eigenständiger Roman gelesen zu werden. Es geht um große Finanzgeschäfte im Graubereich, organisiertes Verbrechen, Beziehungen, Familie und das gefährliche Schattenleben der Sans Papiers, billige Arbeitskräfte ohne Aufenthaltsbewilligung.
Charaktere
Marisa Greco und Bashir Berisha sind ein erfolgreiches Team geworden, auch wenn es in diesen Monaten an größeren Aufträgen mangelt. Dennoch ist Aufgeben keine Option für die beiden. Ihre Eigenheiten und Handlungen, wie auch die der anderen Hauptfiguren, sind sehr gut nachvollziehbar und glaubhaft.
Handlung und Schreibstil
Die Geschichte spielt in einem straffen Zeitrahmen von nur einer Nacht und wird durch erklärende Rückblenden ergänzt, welche zusätzliche Details und Bezüge zur Vergangenheit aufdecken. Die einzelnen Kapitel tragen als Überschrift jeweils Uhrzeit und Adresse, sodass man beim Lesen direkt am jeweiligen Geschehen teilnimmt. Dieser Kriminalroman ist eine interessante und packende Mischung aus aktuellen Themen, spannenden, gefährlichen Recherchen, Action und Figuren in allen menschlichen Grauschattierungen, wobei es dem Autor gelingt, dass man beim Lesen im Laufe der Ereignisse dieser Nacht sogar Sympathien für einen Auftragskiller entwickelt. Großartig jedoch wird die Kreativität des Autors, wenn es um die wirklich unvorhersehbaren Wendungen und plötzlichen Situationen geht, überraschend, teilweise so skurril und komisch, dass man sie mehrmals liest und immer wieder laut dabei lacht. Dennoch gelingt es ihm, auch hier immer im Bereich des auch im realen Leben Möglichen, Nachvollziehbaren zu bleiben. Das ist Lesevergnügen.
Fazit
Ein spannender Kriminalroman, der in der facettenreichen Stadt Zürich spielt. Es geht um eine einzige Nacht, in der Verbrechen aufgeklärt und vielleicht auch verhindert werden und Zufälle für Verwirrung und Überraschungen sorgen.
Rezension zu "Der Kalmar" von Sunil Mann
In diesem 3. Fall für das Zürcher Privatermittler-Duo Marisa Greco und Bashir Berisha kreuzen sich ihre Wege nicht nur abermals mit Joy (der Prostituierten aus dem ersten Fall) sondern auch mit dem Auftragskiller Herbert „Kalmar“ Russo. Der soll nämlich, nach Jahren des „Schläfertums“ den Mafioso Lorenzo Sposato, der in der Schweiz untergetaucht ist, eliminieren. Doch Russo scheint ein wenig aus der Übung zu sein, denn der umtriebige Sposato, der ohne sein Gesicht zu zeigen, in einer Kochshow auf You Tube kocht, entwischt ihm gleich mehrmals. Also Pleiten, Pech und Pannen für Russo, der um seine Familie fürchten muss, wenn es ihm nicht gelingt, seinen Auftrag auszuführen.
Es scheint, als hätte der Chef von Antonio Greco, Gelder der Mafia in Schweizer Immobiliengeschäften gewaschen und Marias Mann ist ihm auf die Schliche gekommen. Doch dann stirbt Antonio bei einem Autounfall und hinterlässt ein veritables Schlamassel. Marisa steht nun mit dem gemeinsamen Sohn Luca alleine da und muss die Scherben aufsammeln. Ihr zur Seite steht wie immer Bashir Berisha, ihr verlässlicher Partner der „Agentur für unliebsame Angelegenheiten“.
Werden sie Herbert Russo, dem Kalmar entkommen und schießt sich der Pechvogel selbst ins Knie?
Wer die Auflösung wissen will, muss diesen Krimi lesen.
Meine Meinung:
Wie es der geneigte Leser schon erahnen kann, war Antonio Greco den Mafia-Millionen auf der Spur. Es folgen mehrere Handlungsstränge, von denen einer den Umgang der ach so korrekten Schweizer mit illegalen Einwanderern pflegen: Ausgebeutet, zur Prostitution gezwungen und der Willkür der Besitzenden ausgeliefert - so sieht die „glamouröse Zukunft“ der Immigranten aus, die aus aller Herren Länder nach Europa kommen, um ein besseres Leben zu finden.
Manchmal musste ich schon recht schmunzeln, wenn dem „Kalmar“ sein Opfer wieder entwischt ist. Da klauen bekiffte Girlies sein Auto oder ein Partygast fuchtelt mit Russos Pistole herum. Doch angesichts der Lage von Joy und ihrer Schwester bleibt einem das Lachen im Hals stecken.
Ich werde mir noch die beiden Vorgänger („Der Schwur“ und „Das Gebot“) besorgen, denn dieser 3. Fall macht neugierig auf den Beginn der Reihe.
Fazit:
Ein Zürich-Krimi, bei dem man Schmunzeln kann, der aber auch ernste Töne beinhaltet. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.
Gespräche aus der Community
Terror in Zürich oder wenn Fanatismus zur tödlichen Waffe wird ...
Marisa Greco und Bashir Berisha erhalten einen neuen Auftrag: Sie sollen Erich Bodmer suchen, der nach Syrien gereist ist, um dort für den Islamischen Staat zu kämpfen. Während einer seiner Freunde unter fragwürdigen Umständen hingerichtet wurde, führt Erichs Spur zurück in die Schweiz, wo er angeblich ein Attentat plant.
Herzlich willkommen zur Leserunde zu meinem neusten Roman "Das Gebot"!
Keine leichte Kost, umso mehr freut es mich, dass Ihr Euch auf die Lektüre einlassen wollt. Wie bereits im Vorgängerband "Der Schwur" geht es mir auch in diesem Roman darum, möglichst nahe an die Figuren heranzukommen und zu ergründen, was sie zu ihrem Handeln treibt. Weshalb man sich als junger Mann einer Terrororganisation wie dem Islamischen Staat anschliesst, hat mich schon länger beschäftigt, doch erst bei der Recherche zu diesem Projekt habe ich begonnen, mich intensiv mit der Psyche von IS-Anhängern zu beschäftigen (hauptsächlich mithilfe von Sachbüchern und Dokumentarfilmen). Die gewonnenen Einsichten waren hochspannend. Es war mir aber auch - wie immer - ein Anliegen, einen rasanten Kriminalroman zu verfassen, der zu unterhalten weiss. Und trotz der ernsten Thematik kommt der Humor nicht zu kurz.
Diejenigen, die Zürich nicht kennen, lernen in diesem Roman auch das älteste Volksfest der Stadt kennen, das Sechseläuten. Mit diesem Brauch, auf dessen Höhepunkt ein mit Sprengstoff gefüllter Schneemann aus Styropor (der war früher natürlich aus anderem Material) auf einem Scheiterhaufen verbrannt wird.
Unterstützung habe ich auch diesmal von Annegret Seeberger von der Stadtpolizei Zürich erhalten, die mir polizeiliche Abläufe und Vorgehensweisen erklärt hat. Beraten hat mich auch Simon Amman, der nicht nur mit mir das Gymnasium in Interlaken besucht hat, sondern sich jetzt beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten unter anderem mit IS-Rückkehrern beschäftigt und die Lage in Syrien bestens kennt.
Dies ist mein neunter Kriminalroman und der zweite mit dem Ermittlerteam Marisa Greco und Bashir Berisha. Mehr Informationen zu mir und meinen Büchern (auch zu den drei Kinderbüchern und dem Jugendroman) gibt es auf www.sunilmann.ch.
Ich freue mich auf einen regen Austausch, auf Lob (natürlich), aber auch auf Kritik. Ich werde mich bemühen, alle Fragen zu beantworten, die im Verlauf dieser Leserunde auftauchen.
Herzlich
Sunil Mann
Junge Engel auf himmlischer Rettungsmission
Am Fr, 8., und Fr, 15. Juni 2018 im Theater Rigiblick, Zürich.
https://www.theater-rigiblick.ch/spielplan/projekt/6-zuercher-kriminalnacht-im-zweifel-fuer-den-angeklagten
Zusätzliche Informationen
Sunil Mann wurde am 21. Juni 1972 in Zweisimmen (Schweiz) geboren.
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