Rezension zu "Duddits - Dreamcatcher" von Stephen King
Wie jedes Jahr gehen die Freunde Henry, Jonesy, Biber und Pete auf die Jagd. Als sie einen verirrten Mann aufnehmen, der sich zunehmend seltsam verhält, endet ihr Ausflug in einer Katastrophe.
Ich hatte vor Jahren bereits die Verfilmung zur Hälfte gesehen und war bereits von dieser ersten Filmhälfte so abgeschreckt, dass ich das Buch eigentlich nie lesen wollte. Doch wir Buch-Fans wissen: Bücher sind doch (fast) immer besser. Also habe ich mich doch noch an die Romanvorlage gewagt und war zumindest vorbereitet, was den Einstieg betrifft. Denn es geht hier, nett ausgedrückt, um Magen-Darm-Beschwerden.
Und sowas wirkt in einem Film einfach immer albern, egal, um welches Genre es sich handelt. Ob es nun daran lag, dass ich schon wusste, auf was ich mich einlassen würde oder ob es Stephen King einfach gelungen ist, dieses Thema halbwegs würdevoll zu beschreiben, ich weiß es nicht. Den Einstieg in die Geschichte fand ich jedenfalls absolut gelungen, genau wie die komplette erste Hälfte des Buches.
Man lernt nicht nur die Hauptfiguren einzeln kennen und ihre Freundschaft, wie sie heute, als sie alle in ihren späten 30ern sind, ist, sondern in Rückblenden auch, wie sie als Kinder und junge Teenager miteinander umgegangen sind. Und wenn Stephen King etwas kann, dann ist es, eine Freundesgruppe zu beschreiben. Die ganze Atmosphäre war großartig, und es erinnert nicht nur an solche bedeutenden Freundschaftsgeschichten wie in "Die Leiche", sondern auch an die in "Es" - natürlich nicht zuletzt, weil die Männer in Derry aufgewachsen sind.
Was mir in der ersten Hälfte (und auch später im Verlauf) etwas sauer aufgestoßen ist, ist die Beschreibung der Behinderung, die der Fünfte im Bunde hat - der titelgebende Duddits - wird nicht schön beschrieben. Er hat Trisomie 21 und allein, dass der eigentlich Douglas heißende Junge ständig Duddits genannt wird, weil er seinen eigenen Namen nicht korrekt aussprechen kann, hatte einen faden Beigeschmack. Und ja, das Buch ist über 20 Jahre alt, aber das Wort "Schl**auge" war 2001 auch schon unnötig.
Gerade als die vier Jäger irgendwann beginnen, in ihren jeweiligen Kapiteln mehr und mehr innere Monologe zu führen, gesellt sich eine zweite Perspektivgruppe hinzu, die wieder etwas Dynamik in die ganze Situation bringen, und den/die Leser*in endgültig aus dem gemütlichen Jagdwochenende rausreißen. Das Ganze mochte ich auch sehr gerne.
Doch dann, ab ungefähr der Hälfte, saust die Qualität des Buches dermaßen plötzlich und schnell in den Keller, dass die zweite Hälfte für mich kaum noch erträglich war.
Es gibt kaum noch richtige Dialoge, immer mehr und mehr innere Monologe, die Abstecher in die Vergangenheit werden anstrengend. Das ganze Buch zu lesen, wird anstrengend und fühlt sich wie richtig harte Arbeit an. Zudem gibt es eine Fähigkeit, die die Figuren erlangen, die ich extrem schlecht umgesetzt fand.
Insgesamt ging es so weit, dass ich nach gut 600 Seiten einfach keine Lust mehr hatte, weiterzulesen, dann aber natürlich auch nicht mehr abbrechen wollte. Also habe ich mir als Kompromiss, die restlichen über 200 Seiten als Zusammenfassung im King-Wiki durchgelesen, und auch hier hörte sich das, was da noch passierte, absolut unsinnig an (und die Zusammenfassungen im King-Wiki sind sehr schön und liebevoll ausgearbeitet).
Fazit: Die erste Hälfte top, die zweite Hälfte ist kaum lesbar. Jedenfalls nicht für mich. So gut es anfing, so sehr habe ich mich durch den Rest gequält und vergebe entsprechend 2,5**.