Sophie Passmann

Ich finde sie hätte ihre Meinung eindeutig häufiger mit einbringen können. Vor allem bei manchen Männern fand ich sie zu ruhig und zu versöhnlich mit ihren Nachfragen. Interview Partner die sie als Feministen oder „auf dem richtigen Weg“ fand ich meistens langweilig, sie hätte mit ihnen viel tiefer ins Thema eintauchen können. Trotzdem hat es Spaß gemacht das Buch zu lesen, da sie einen sehr humorvollen und flüssigen Schreibstil hat. 

Sophie Passman, geboren 1994, lebt „in einer sorgfältig kuratierten Filterblase, in der sie nicht erklären muss, warum „die Länge von Röcken nicht schuld ist an Vergewaltigungen“. Sie hat es sich im Internet bequem gemacht und ist Satirikerin, Autorin und Moderatorin. Ihr Buch „Alte weiße Männer“ stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, sie schreibt eine monatliche Kolumne im ZEIT Magazin und war Ensemble-Mitglied beim Neo Magazin Royale. Sie twittert mehrmals täglich, ohne, dass sie jemand darum bittet.

In „Alte weiße Männer“ will Passmann nun ein Schlichtungsversuch hinlegen. Feminismus sollte nämlich lustiger, weniger verbissen, weniger unattraktiv, weniger hetzerisch und einfach besser gelaunt werden, damit es auch mal klappt, vom Patriarchat ernst genommen zu werden. Leider ist es für mich kein Schlichtungsversuch, sondern eher abstrus und will dem Zeitgeist gefallen. In meinen Augen werden schon die 15 Interviewpartner angefangen von dem Bundesvorsitzender der GRÜNEN, über einen ehemaligen BILD-Chefredakteur, einen ehemaligen Witze-Schreiber vom Dschungelcamp, einen hautberuflicher Modeblogger, ihren Vater, einen ZDF-Kabarettist, einen ehemaligen CDU-Generalsekretär, einen rbb-Fernsehmoderator, der WELT-Chefredakteur, einen Sportkommentator, dem Juso-Chef, einen alt68er-Kommunarden-Öko und einen Zwei-Sterne-Koch, der Sache nicht gerecht. Der Informationsgewinn hielt sich in Grenzen und ich war froh, dass Hörbuch geschafft zu haben. Wirklich dagegengehalten hat nur der alt68iger Rainer Langhans, der auch nur Passmann gewachsen war. Ansonsten haben mich die Aussagen der anderen „alten weißen Männer“ (haha) nicht wirklich interessiert. Höhepunkt war das Herabwürdigen des Nachwuchses, und sowas finden die meisten Deutschen gut laut Bestseller-Liste? Irgendwie hatte für mich das Hörbuch nicht zur Wahrheitsfindung gedient, sondern mehr der feministischen Medienpräsenz. „Alte weiße Männer“ liefert keine neue These, mich brachte Passmann nur über ihre Nebensächlichkeiten über die besuchten Restaurants mit den Interviewpartnern oder ihre eigene Filterblase als Kulisse, zum Schmunzeln. 

Dies ist mein erstes Buch von Sophie Passmann und bin leider etwas enttäuscht.

Das Buch fühlt sich an wie ein langer Gedanke, der immer weiter verfolgt wird ohne viele Pausen, was das lesen erschwert. Man vergisst schnell, was man im vorherigen Absatz noch gelesen hat.

Es gab einige Themen welche sehr interessant waren und Passmann gibt uns auch einen persönlichen Einblick in ihr Leben, allerdings diese extreme Überspitztheit und Ironie war leider nichts für mich.