Inhalt
Hirka ist in Ymsland aufgewachsen. Mit fünfzehn findet sie heraus, dass sie ein Odinskind ist – ein schwanzloses Wesen aus einer anderen Welt. Von nun an ändert sich alles: Sie weiß weder, wer sie ist, noch, wohin sie gehört. Sie weiß nur, dass ihr Leben auf dem Spiel steht. Aber das ist nur der Anfang, denn Hirka ist nicht die einzige Fremde, die es durch die Steintore nach Ym verschlagen hat
Cover
Puristisch in einem hellen sandfarbenen Ton und auf dem Cover ist ein Schwanz abgebildet.
Ein Wort vorneweg
Meine Rezensionen können sowohl Spoiler enthalten als auch Analysen und Bewertungen, wobei der Schwerpunkt auf meinen persönlichen Eindrücken liegt.
Mein Eindruck
Odinskind ist für mich viel mehr als nur ein Jugendbuch, denn es enthält sehr viele High Fantasie Anteile und hier steht die nordische Mythologie im Mittelpunkt. Mir persönlich gefallen die Geschichten rund um Odin und seine Raben immer wieder sehr gut. Absolut gelungen war auch der Aufbau der Welt. Ein kleines Land stemmt sich gegen die Ausbreitung des Imperiums. Die Beschreibungen sowohl der Landschaft als auch zur Welt selber geben einen guten Eindruck über das Leben der Bewohner. Es gibt wie in jeder Gemeinschaft / Gesellschaft ein oben und unten.
Im Mittelpunkt steht Hirka, ein Odinskind, ein schwanzloses Wesen. Auch wenn sie anfangs noch unreif wirkt, so haftet ihr doch ein echtes Mitgefühl, eine Empathie für Schwächere und ein Gerechtigkeitssinn an. Sie ist zwar noch nicht in der Lage diese Gefühle zu steuern und zu kanalisieren, doch sie lernt recht schnell. Und mit ihrem Ziehvater, Rime und dem Steinflüsterer bekommt sie eine Unterstützung, die ihr für die Zukunft helfen kann. Als weiterer Protagonist steht Rime im Mittelpunkt, ein Mensch mit einer starken magischen Gabe der sich von der intriganten Hochgesellschaft abgewendet hat, um den wahren Zielen des Sehers zu dienen. Ein sehr mutiger Schritt, denn er lässt sich zu einem Schatten, einem Kämpfer ausbilden. Er ist ein angenehmer Charakter, der aus den Erfahrungen seiner Kindheit und dem Missbrauch als Seher im Rat in jungen Jahren gelernt hat. Er sieht die Nachteile des Systems, die Macht und die Gier der Menschen.
Sein Gegenspieler ist Urd, ein neues Ratsmitglied. Dieser ist nicht nur machthungrig, sondern offenbar auch durch etwas gezeichnet, das sich unter seinem goldenen Halsreif verbirgt. Er wirkt durchtrieben, finster, manipulativ und immer einen Schritt voraus denkend.
Aber es gibt nicht nur die internen Machtansprüche und Auseinandersetzungen, sondern auch einen Feind im Außen, verankert im Reich der Blinden.
Die Geschichte verdichtet sich zunehmend und es passieren viele unterschiedliche Dinge, die einerseits dafür sorgen, dass Hirka immer wieder in Gefahr gerät, andererseits ist sie ein wichtiges Glied in den Auseinandersetzungen der Ymsländer untereinander und gegenüber ihren Feinden, den Blinden.
Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Gabe – hierzu gibt es allerdings keine konkrete Definition von Seiten der Autorin, sondern lediglich Hinweise, Andeutungen und lose Gedankenbilder. Dadurch wird die Fantasie deutlich angeregt und man fragt sich immer wieder, was bewirkt die Gabe und wer hat sie usw..
Hirka entwickelt sich mit jeder besonderen Situation charakterlich weiter und wird zunehmend eine selbstbewusste Frau, die ihren Platz in dieser Gesellschaftsform einnimmt. Sie trifft für sich selbst die Entscheidungen.
Fazit
Es ist kein leicht und schnell zu lesendes Epos, sondern die Vielzahl der Verstrickungen wirken sich gerade zu Beginn stark aus. Viele fremdklingende Namen und eine Mischung aus High Fantasy Elementen sowie Bestandteilen der nordischen Götterwelt lassen zumindest am Anfang noch kein klares Bild entstehen.
Insgesamt ein sehr guter Auftaktband, der mir zumindest Spaß gemacht hat. Es war kein typischer Jugend–Fantasy Roman, sondern eine ausgefeilte Geschichte mit zahlreichen Facetten und Schwerpunkten. Diese Geschichte braucht Zeit und auch ein konzentriertes Lesen, denn die wesentlichen Informationen lagen teilweise gut versteckt in den weniger Aktionsreichen Passagen. Auch waren nur wenige Abläufe vorhersehbar und dadurch wurde der Spannungsbogen über lange Strecken aufrecht gehalten. Mir hat es sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf den zweiten Band.
230116