Rezension zu "Eine Frau schaut auf Männer, die auf Frauen schauen" von Siri Hustvedt
U.a. schreibt Hustvedt ausgerechnet über Mapplethorpe, den ich in meiner letzten Lektüre durch die Augen von Patti Smith (siehe "Just kids") grade "von innen heraus" kennenlernte, und über Louise Bourgeois (die ich während meiner Heidi Furre-Lektüre (siehe "Macht") googelte betreff Parallelen zu Niki de Saint Phalle). Mein Erstaunen über eine gewisse Oberflächlichkeit oder Unfertigkeit dieser Essays hält an. Im Vergleich zu Despentes ("King Kong Theorie"), Evaristo ("Mädchen, Frau, etc.), Streeruwitz (aber eben auch Patti Smith) wirkt Hustvedt wie ein Wohlstands-Mädchen in einer sehr lückenhaft belassenen intellektuellen Ritterrüstung.
Im Verlauf der weiteren Lektüre nehme ich mein hartes Urteil immer auch wieder demütig zurück. Das Problem ist aber wohl, dass das vermutlich Auftragsarbeiten, Rezensionen für Zeitschriften oder dergleichen waren, sie müssen kurz sein, erlauben keine wissenschaftliche Tiefe. Der erste wirklich gründliche Text erscheint mir der über die Haare zu sein. Das ist sehr neu und interessant. Und den Text über Anselm Kiefer mochte ich auch. Den Pornographietext (über Sontags Vortrag verstehe ich nicht im "Ansatz". Wollte sie einfach Sontags Kompliment für ihren Great Gatsby-Text unterbringen oder was genau ist jetzt der Ansatz von Hustvedt?
So allmählich wiederholen sich dann auch die Themen, bleiben trotz hundert zitierten Studien schwammig, immer wieder zitiert sie aus ihren eigenen Romanen, worauf will sie eigentlich hinaus? Auf die Intersubjektivität zwischen Kunstwerk und Betrachtendem, das ist ihre Obsession. Ich verliere die Lesegeduld und breche auf S. 422 leider vorerst ab.