*Spoiler enthalten!
“Ich strecke die Hand in den Staub, der den Schrank bedeckt, und hole alle 6 Tagebücher aus der tiefen Dunkelheit hervor.“ (Seite 10)
OH MEIN GOTT, ich HASSE dieses Buch und kann es echt nicht fassen, dass ich es überhaupt fertig gelesen habe, denn gefühlt bin ich 1000x innerlich explodiert!
Elisa, 33 Jahre alt, hat den absoluten Knall und benimmt sich wie eine suuuper verrückte Stalkerin, die ein Manifest über 400 Seiten schreibt, warum jeder, absolut JEDER an ihrem verkorksten Leben schuld ist, nur sie selbst nicht. Allen voran ist ihre ehemalige Kinder- und Jugendfreundin Bea die bösartige und monsterhafte Täterin.
Krank, absolut KRANK, toxisch und manisch!
Elisa ist von Seite Eins an nicht in der Lage zur Selbstreflexion, Selbsteinsicht oder gar Eigenverantwortung zu übernehmen. Dafür ist sie fantastisch, nahezu Perfekt, andere zu Beschuldigen, Anzuklagen und die Rolle der Richterin & Henkerin zu übernehmen.
Absolut manisch und (über)dramatisch ist sie abhängig von der Vergangenheit und ihrer “Freundschaft“ zu Bea.
Die Story hat ganz wenig mit dem Klappentext zu tun und plätschert nur so vor sich hin, getrieben von wilden Vorwürfen und großem Gejammere.
Du, Du, Du und Du bist schuldig. Und Du und Du und Du auch!
Mimimimi, ich bin so toll und so intelligent und so schüchtern und so bescheiden und immer das arme Opfer, heute wie damals!
Herjehh, wie unsympathisch kann eine Figur eigentlich sein?
Elisa fängt über Bea und ihre Freundschaft zu schreiben an, dabei merkt man ziemlich schnell, dass die beiden Mädels vieles sein mögen, aber sicherlich keine Freunde.
Als 14jähriges ganz normales Mädchen, nebenbei wird dann nur mal so erwähnt wie intelligent und clever sie eigentlich ist und dass sie von allen missverstanden wird und IMMER nur ein Opfer der Umstände ist, lernt sie Bea kennen, die so toll ist und ja einfach alles hat und ihr einfach alllles zufliegt, was ja total unfair ist und sie nicht verdient.
Die tolle Bea, die nebenbei erwähnt keine Freunde hat, ein schwieriges familiäres Zuhause und von vielen verspottet wird, wird ihre neue beste Freundin und von da an beginnt erst recht das grausame (Drama) Leben der Intelligenten Allwissenden Elisa.
Denn was niemand weiß, Bea ist ein MONSTER!
Gut, als Leser*in könnte man meinen, dass Bea in der Kinderfreundschaft einfach nur gerne die Bestimmerin sein wollte und in der Jugendfreundschaft eben unabhängig ist und im jungen Erwachsenenalter das vermeintliche Glück hat, ihre Brötchen als Influencerin zu verdienen, aber NEIN, schnell wird man in jeder Einzelheit von Elisa korrigiert.
Denn Bea ist Egoistisch, ein Biest, sie bekommt alles, niemand außer Elisa kennt sie (ignorieren wir einfach, dass sie seit Jahren keinen Kontakt mehr haben) und niemals könnte Bea sich weiterentwickeln. NIEMALS!
Wow, noch nie fiel es mir so schwer, die Mentalität der Figuren zu greifen. Zugegeben, eine heilige ist Bea nicht, sie hat Egoistische und übergriffige Charakterzüge, aber damals war sie ein Kind, ein Teenager. Die “tolle Bea“ hat schon früh viel ertragen und obwohl es ausgerechnet Elisa selbst ist, die all das schildert, ist es auch sie, die Bea als egoistische B* abtut. Tatsächlich aber wurde Bea von anderen oft verspottet, sie hatte keine Freunde und ihre stinkreiche Familie erwartet von ihr immer Perfektion, wenn sie sich nicht gerade zerfleischen. Außerdem möchte Bea ihre Mutter gerne durch ihre Tochter ihren gescheiterten Modeltraum erneut verwirklichen. Später erkrankt diese an Krebs und während die ganze Familie Abstand nimmt, ist es ausgerechnet die “bösartige“ Bea, die ihrer Mutter den Krebszerfressenden Hintern abwischt. Nach dem Tod ihrer Mutter steht Bea verloren und allein da, verliert ihre Familie wegen Unstimmigkeiten und muss fortan neben der Schule noch für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Aber hey, IMMER fliegt Bea einfach alles zu und die arme, arme Elisa hat es soooo schwer. Schließlich hat sie 2 chaotische Elternteile, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten sie immer unterstützen und ihr Dinge kaufen. Das arme Ding ist ja sooo intelligent und Hallo?! Ein Job, ein Sohn, Familie, Freunde und Bekannte im Erwachsenenalter sind ja wohl nichts, denn BEA fliegt schließlich IMMER alles zu!
Wow, Wow, Wow!
Natürlich merkt man als Leser*in sofort, dass Elisa in diesem Konkurrenzkampf die Verliererin ist, NICHT.
Die beiden waren in jungen Jahren durch eine Zweckfreundschaft verbunden, in der es immer nur toxisch ablief. Missgunst und Neid waren Alltag. In späteren Jahren nimmt Bea davon Abstand, distanziert sich, wird erwachsen und findet ihren eigenen Weg, doch für Elisa gibt es keine Weiterentwicklung. Für sie nicht, für Bea nicht.
Obwohl sie keinen Kontakt haben, nimmt Elisa sich das Recht heraus, zu bestimmen was Bea denkt, was sie fühlt oder gar was sie verdient.
Wie leer muss eigentlich ihr Leben sein, dass sie so manisch einer Jugendfreundschaft nachhängt?
Elisa ist eine verrückte Stalkerin. Gefühlt hätte sie gerne die Rolle der Intelligenten schüchternen Beobachterin, tatsächlich passt sie aber in dieses Rollenbild überhaupt nicht rein, sie ist von Neid zerfressen und Missgünstig. Leider ist sie auch nicht Perfekt, aber das ist nicht ihre Schuld(!), das liegt an Bea, an ihrer Familie, an einfach jedem, nur an ihr nicht. Ok, man muss fair sein, NATÜRLICH hat sie auch Selbstzweifel und ist hart zu sich, dass die “negativen“ Alibi Zweifel zufällig positiv sind, ist purer(!) Zufall.
Schade!
Weil Elisa es nicht schafft Nein zu sagen und Rückgrat zu zeigen, sind immer alle anderen Schuld. Einen besonderen Kick bekommt sie nur dadurch, wenn es anderen Dreckig geht. Beispielsweise läuft es für Elisa zu Studienzeiten richtig gut, sie wohnt mit ihrem Freund und Bea zusammen in einer Wohnung. Bea, die zu diesem Zeitpunkt finanziell schlecht da steht, bekommt gnädigerweise ein Zimmer, welches super günstig ist. Seitenweise kotzt sich Elisa danach aus, wie zunehmend Depressiv Bea wird und lässt völlig außer acht, dass das Zimmer eher eine Abstellkammer gleicht und durch und durch von Schimmel benetzt ist. Sie kann sich kaum das essen leisten und lebt oft von den suuuper Resten des turtelnden Traumpaares. An ihrem Geburtstag hat sie dann einen völligen Durchhänger, bis ihre Professorin ihr eine fantastische Chance bietet. Kaum entschlüpft Bea ihrer Lebenskrise, bekommt Elisa einen Tobsuchtsanfall und Bea und selbst die Professorin sind wieder Böse und ruinieren ihr Leben. Als dann die suuuuper schlaue Elisa noch regelmäßig zu dumm ist, um die Pille zu nehmen und natürlich Schwanger wird (was nicht IHRE Schuld ist! Ich aber schon um einige Szenen früher vorausgesehen habe) habe ich endgültig fast das kotzen bekommen.
Ihren natürlich schlauen und begabten Jungen kann sie nicht viel Liebe entgegenbringen, aber das ist okay, er weiß ja, dass alles tippitoppi ist. Wohaaaaa, hunderte Seiten lang schimpft und schnerbelt sie über Bea und ihre eigene Familie und behandelt dann ihren Sohn exakt so, wie es für sie damals ja soooo schlimm war. Aber, wie soll sie sich auch um ihr Kind kümmern, schließlich muss sie ja Bea im Internet Stalken, ein Manifest über sie schreiben und ihrer schlimmen, SCHLIMMEN Vergangenheit nachtrauern.
Jede Figur ist so unglaublich kaputt. Beim lesen bin ich regelmäßig unglaublich frustriert gewesen und ich habe Ewigkeiten gebraucht um es zu Ende zu lesen. Warum ich mir das überhaupt komplett angetan habe, kann ich mir nicht anders erklären, als dass der Wahnsinn ansteckend ist!
Der Schreibstil ist ziemlich holprig, wobei ich mich nach einer Weile doch daran gewöhnt habe, oder aber ich so angefressen von Elisa war, dass ich es einfach nicht mehr bemerkt habe.
Dieses Buch ist keine Geschichte über Freundschaft und ich verstehe trotzt Erklärung nicht, warum Elisa über Bea schreiben muss. Hier wird absolut nichts aufgeklärt und die verschrobene Weltsicht bleibt bestehen. Viel mehr fühlt sich ihr Manifest über Bea wie ein riesiges Fxxx You an selbige an.
Den Endgültigen Gnadenschuss hat sich dieses Buch dann gegeben, als es auf den letzten 50 Seiten die Klappentextstory in einer 10 Minuten Szene präsentiert hat.
Wow, welch unfassbare Zeitverschwendung!
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn auch Bea mal zu Wort gekommen wäre und die Geschichte mehr als einen Blickwinkel bekommen hätte, aber so war es für mich ein unglaublicher Flop!
Den einen Stern gibt es nur Zwangsweise!