Rezension zu "Brot und Spiele" von Siegfried Lenz
Ein Buch von einem und wie ein Zehntausendmeterlauf. Siegfried Lenz erzählt in seinem Sportroman von 1959 vom letzten großen Wettkampf des Läufers Bert Buchner aus der Sicht eines befreundeten Sportjournalisten auf der Tribüne. Ohne Absätze geschrieben, ein schneller Start, Phasen, in denen das Tempo rausgenommen wird, dann wieder kurze Spurts, die Atmosphäre im Leichtathletikstadion wird stilistisch wunderbar repräsentiert. In Rückblenden wird Berts Aufstieg zum Ruhm beschrieben und was er dafür zu opfern bereit ist, wie er sich charakterlich verändert. Währenddessen läuft Runde für Runde ein verzweifelter Kampf gegen das Scheitern an sich selbst. Kann Bert noch ein letztes Mal gewinnen? Ein Roman über eine Gesellschaft, in der nur Siege zählen, sobald diese ausbleiben, gerät der Sportler genauso schnell in Vergessenheit, wie er zuvor hochgejubelt wurde.
Das Buch lässt sich trotzt der fehlenden Absätze gut lesen, es erfordert dabei aber auch Aufmerksamkeit. Die dichte Erzählweise und die Satzstruktur, zum Teil mit Auslassungen, verleiten dazu kurze Stücke zu überlesen. An einigen Stellen springt die Handlung scheinbar mitten im Satz, nur durch ein paar Punkte getrennt. Und wichtige Entwicklungen werden immer wieder nur in Andeutungen vorgebracht. Die Beschreibung des Laufes ist spannend und sehr authentisch, die Läufer und das Umfeld um den Sportler sind detailliert gezeichnete Charaktere. Die Sprache harmoniert wunderbar mit der Handlung. Bei den Rückblenden hätten allerdings einige Episoden weggelassen werden können.