Rezension zu "Geheime Tochter" von Shilpi Somaya Gowda
Ein weibliches Baby zählte Mitte der 80iger Jahre im ländlichen Indien nicht besonders viel. Nicht wenige wurden bald nach der Geburt aus den Händen ihrer Mütter gerissen und waren nicht mehr wieder gesehen.
Kavati ist arm und bringt schon ihr zweites Mädchen zur Welt. Eine Schande für sie und ihre Familie. Doch dieses Mal ist sie schneller als ihr Mann und rettet das kleine Bündel mit den großen Augen und bringt es zum einem Waisenhaus nach Mumbai. Ein gutes Jahr später wird Usha von Somer und Kris aus den USA adoptiert und wächst fortan behütet und in Wohlstand als Asha auf.
Als junge Frau macht sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln in Indien, zumal auch ihr Adoptivvater von dort stammt. Von dessen Familie wird sie herzlich aufgenommen und bekommt tatsächlich über das Waisenhaus die Adresse ihrer leiblichen Eltern heraus, die auch schon länger in Mumbai leben ..
Zwei Handlungsstränge aus unterschiedlichen Kulturkreisen, die jedoch kunstvoll Hand in Hand miteinander verwoben sind. Auf der einen Seite ein reiches amerikanischer Ärztepaar mit unerfülltem Kinderwunsch, auf der anderen Seite ein bitterarmes Paar in Indien mit dem „falschen“ Kindersegen. Diese Lebenswege kreuzen sich indirekt durch die Adoption und bieten dem unerwünschten Mädchen eine gänzlich neue Perspektive. Kris, der neue Vater von Asha stammt ebenfalls aus Indien, aber aus einer gänzlich anderen sozialen Schicht, als ihre leiblichen Eltern.
Interessant wird dann vor allem die Begegnung Ashas mit ihrer eigenen Kultur, aber auf einer völlig anderen Ebene, als in die, in die sie selber hineingeboren wurde.
Die Autorin Shilpi Somaya Gowda wurde in Kanada geboren, lebt heute in den USA und arbeitete eine Zeit lang in einem Waisenhaus in Indien, wo die Idee für diese Geschichte entstand.
Gelesen von Brit Gülland und Anne Moll im Wechsel, zwei routinierten Hörbuchsprecherinnen. Es handelt sich um eine bearbeitete Fassung auf 6 CDs mit über 7 Stunden Hörerlebnis. Es fehlte nichts für mich.
Fazit: Eine Geschichte über die Suche nach den eigenen Wurzel und über das Finden des eigenen Selbst.