Shida Bazyar

 4 Sterne bei 256 Bewertungen
Autor*in von Drei Kameradinnen, Nachts ist es leise in Teheran und weiteren Büchern.

Lebenslauf

SHIDA BAZYAR, geboren 1988 in Hermeskeil, studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim und war, neben dem Schreiben, viele Jahre in der Jugendbildungsarbeit tätig. Ihr Debütroman Nachts ist es leise in Teheran (2016) wurde vielfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Drei Kameradinnen ist ihr erstes Werk, das als Hörbuch erscheint.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Shida Bazyar

Cover des Buches Drei Kameradinnen (ISBN: 9783462003543)

Drei Kameradinnen

 (159)
Erschienen am 08.09.2022
Cover des Buches Nachts ist es leise in Teheran (ISBN: 9783462050578)

Nachts ist es leise in Teheran

 (85)
Erschienen am 07.09.2017
Cover des Buches Neue Schule (ISBN: 9783546100076)

Neue Schule

 (0)
Erschienen am 29.11.2021
Cover des Buches Drei Kameradinnen (ISBN: 9783864847790)

Drei Kameradinnen

 (12)
Erschienen am 31.08.2022

Neue Rezensionen zu Shida Bazyar

Cover des Buches Drei Kameradinnen (ISBN: 9783462003543)
AQuas avatar

Rezension zu "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar

Über Ausgrenzung und rechten Terror
AQuavor einem Monat

Die Autorin begegnet den Lesenden mit Vorurteilen und steckt sie in Schubladen, gleich so, wie es ihr und ihren Freundinnen täglich widerfährt. Das fühlt sich unangenehm an, man möchte ihr widersprechen, was weiß sie schon über mich? Doch als Lesende haben wir keine Stimme. Das ist eine ziemlich raffinierte Spiegelung.

Auch bei der Story führt sie die Lesenden an der Nase herum, will unsere Vorurteile bedienen, um sie dann zu entkräften. Das gelingt ihr nicht so gut. Zwar hält sie damit den Spannungsbogen aufrecht, doch die Annahme, dass die Freundin der Erzählerin in einer schicksalhaften Nacht ins Gefängnis kommt, hat mich von vorneherein nicht überzeugt. Daher ist die Auflösung nicht verwunderlich und wirkt eher schwach. Doch das ist vermutlich Konzept: Die Autorin will keinen Krimi erzählen, bedient sich aber verschiedener Elemente, um ihrer Geschichte Gehör zu verschaffen. Am Ende bleiben Ohnmacht und Verzweiflung.

Kommentieren
Teilen
Cover des Buches Nachts ist es leise in Teheran (ISBN: 9783462050578)
Catastrophias avatar

Rezension zu "Nachts ist es leise in Teheran" von Shida Bazyar

Eine poetische Kampfschrift, die leider viel zu aktuell ist
Catastrophiavor 8 Monaten


"Das Evin-Gefängnis, ein Ort, der Menschen frisst, fast ein Ort, zu oft besprochen, um wahr zu sein."
In Iran gehen die Proteste noch immer weiter, werden Demonstrierende weiterhin verletzt, eingesperrt, droht das Regime mit Hinrichtungen.
Das Regime, das 1979 eigentlich die Monarchie beenden, den Shah absetzen und für Freiheit und Gerechtigkeit sorgen sollte.
Ziele, für die viele Menschen bereit waren, religiösen (An-)Führern zu vertrauen. Doch schon während des Umsturzes wurde vielen Iraner*innen die Gefährlichkeit (und Macht) dieses neuen Regimes bewusst.

Shida Bazyar erzählt in "Nachts ist es leise in Teheran" die Geschichte einer Familie, die Geschichte von Behsad, der 1979 nach der Vertreibung des Shahs für den Kommunismus kämpft, und der lebenslustigen, bücherliebenden Nahid, die sich verlieben. Die Geschichte eines Paars, das aufgrund seiner politischen Orientierung in ständiger Angst vor dem Regime lebt, schließlich mit den Kindern nach Deutschland zieht.

Die Geschichte eines Paars, dessen politische Ideale und Lebensbejahung von Jahr zu Jahr schwinden, während es darauf wartet, zurückkehren zu können, in Deutschland entweder auf Ablehnung oder klischeebehaftete Exotisierung stößt, während die Kinder immer älter werden in dem Land, das eigentlich nur kurze Zuflucht sein sollte. Und als die Kinder Jahre später das Land ihrer Geburt besuchen, als die Aufstände im Jahr 2009 Hoffnung auf einen Sturz des Regimes machen, erkennen sie das Land aus den Erzählungen kaum wieder.

Bazyars Debüt ist so anders als "Drei Kameradinnen", viel subtiler, aber deshalb nicht weniger eindrücklich. Ich hatte nicht nur beim Lesen selbst Gänsehaut, ich hab' sie auch beim Schreiben dieser Rezension. Der Roman ist aktuell, viel zu aktuell, und er macht über die unterschiedlichen Generationen die zeitliche Dauer der Mullah-Herrschaft wahnsinnig deutlich. Er macht wütend, mich zumindest, und er vermeidet es, bloßes Mitleid zu wecken.

"Nachts ist es leise in Teheran" ist eine poetische, leise Kampfschrift, die ich im Dezember gelesen habe, die mich immer noch beschäftigt und die unbedingt lesenswert ist.

Kommentieren
Teilen
Cover des Buches Drei Kameradinnen (ISBN: 9783462003543)
Elenchen_hs avatar

Rezension zu "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar

Drei Kameradinnen
Elenchen_hvor 8 Monaten

Zur Hochzeit einer ehemaligen Freundin aus der Siedlung, in der sie aufgewachsen sind, finden sich die drei besten Freundinnen Hani, Kasih und Saya wieder zusammen. Während Hani und Kasih in der Großstadt nur ein paar Ecken entfernt voneinander entfernt wohnen, reist Saya extra aus der fernen Metropole an. Die gemeinsamen Tage beginnen vermeintlich harmlos, mit Bier und guten Gesprächen über den Dächern der Stadt - doch in den drei jungen Frauen brodelt es. Sie können nicht abschütteln, was zu ihrem Alltag gehört: Die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihr Zusammenhalt untereinander scheint für sie wie ein Schutzschild - bis am dramatischen Abend der Hochzeit alles auseinanderbricht.


Shida Bazyar erzählt in ihrem 2021 für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman "Drei Kameradinnen" in außergewöhnlicher Form von bedingungsloser Freundschaft, von Rassismus und rechtem Terror in Deutschland, von Resignation und Aufbegehren. Kasih, ihre Erzählerin, allein kennt dabei alle Fakten und Details, sie spricht die Lesenden direkt an, geht mit ihnen ins Gericht und bringt sie in Berührung mit ihren eigenen Vorurteilen und Ressentiments. Im Laufe der Geschichte wird klar, dass Kasih dabei eine höchst unzuverlässige Narratorin ist. Sie schreibt die Geschehnisse, die zu einem Hochhausbrand geführt haben, innerhalb einer Nacht auf und wartet dabei auf ihre Freundin Saya. Die Autorin lässt das Buch so mit einem Knall beginnen, sie wirft die Lesenden durch einen voranstehenden Boulevard-Artikel direkt ins Geschehen, bevor alles Stück für Stück durch vor Kurzem Geschehens und weit in der Vergangenheit Liegendes aufgedröselt wird.


Mich konnte Shida Bazyar mit ihrem harten, aufwühlenden und brandaktuellen Roman sehr begeistern. Sie wirft im Buch die Spotlights an, richtet sie auf alles, was in Deutschland enorm schief läuft, so schief, dass es Menschenleben kostet: Das immerwährende Misstrauen gegen alles vermeintlich Fremde, das so schnell in Hass umschlägt, rechten Terror und wie wir damit gesamtgesellschaftlich umgehen, Täter-Opfer-Umkehr, unmenschliche Debatten um Geflüchtete - ich kann gar nicht alles nennen, was die Autorin so furios und gekonnt anspricht. "Drei Kameradinnen" ist gegenwartsnah, bewegend und hochspannend zugleich - unbedingt lesen!

Kommentieren
Teilen

Gespräche aus der Community

Starte mit "Neu" die erste Leserunde, Buchverlosung oder das erste Thema.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks