Rezension zu "Der Tod ist schwer zu überleben" von Sebastian Niedlich
Der erste Teil hat mich vollends begeistert, Teil II hat einen Bonus wegen der lieb gewonnen Charaktere. Das Wiedersehen macht Freude.
Martin hat mit Hilfe von Thanatos und Bibi seinen eigenen Tod überlebt. Damit bringt er allerdings das Weltgefüge ganz schön durcheinander. Es verläuft nicht mehr alles nach Plan. Menschen sterben, die noch nicht hätten sterben sollen und Menschen werden nicht geboren, die geboren werden sollten. Außerdem tauchen immer mehr potentielle Nachfolger des Todes auf, die ihn sehen können. Martin hat währenddessen eine Sinneskrise und möchte kein Arzt mehr sein, sondern geht als Landschaftsgärtner in die Lehre. Eine Sinn befreite Entscheidung? Auf den ersten Blick, Ja! Er drückt sich schon wie zuvor davor die Nachfolge des Todes anzutreten und vor Verantwortung.
In Teil 2 fand ich die Diskussionen - von Martin losgetreten - manchmal ziemlich ermüdend. Er wirkt nicht nur besserwisserisch in dem er dem Tod seinen eigenen Job erklären will, er argumentiert auch oft ziemlich dümmlich.
Es ist lächerlich die Existenz Gottes (von Martin respektlos Tante Gerda genannt) immer noch in Frage zu stellen, wenn der leibhaftige Tod vor einem steht und es offensichtlich ist das Leben und Sterben nach einem Art göttlichen Plan verlaufen. Da kann man noch so sehr Atheist sein, das Offensichtliche lässt sich nicht verleugnen. Genauso wie ein Leben nach dem Tod und/ oder Reinkarnation nur die logische Konsequenz dessen sind. Insofern ging mir Martin mit seinem rumgeeiere auf die Nerven.
Martin hat Angst und Martin sucht nach Ausreden. Ausreden für sein weiter leben und Ausreden um nicht zu sterben. Einerseits verständlich. Im Grunde feilscht er nur um sein Leben und spielt um Zeit.
Der Autor Sebastian Niedlich schreibt im Nachwort, dass er niemals eine Fortsetzung geplant hatte. Das Gefühl hatte ich am Anfang des Romans auch. Erstaunlicherweise nimmt die Geschichte im Verlauf dermaßen Fahrt auf und bietet so viel Ideenreichtum, dass sie locker mit ihrem großen Bruder Teil l mithalten kann und mindestens genauso gut ist. Es wäre schade gewesen, gebe es diese Fortsetzung nicht, denn sie macht die Geschichte von Martin und Thanatos komplett. Außerdem was wäre „The Dark Knight ohne all seine Fortsetzungen? Der Held muss weiter machen und die Welt retten.
Den „Nachfolgern“ wird im Buchrückentext mehr Bedeutung beigemessen als sie es im Roman inhaltlich haben. Eigentlich geht und ging es immer nur um Martin und Thanatos. Außerdem, wer könnte eine fast 30 Jahre anhaltende Freundschaft auch übertreffen? Ihre Verbindung ist ganz besonders. Es ist Martins Frau Anja, die den Anstoß gibt nach der Frage ob Thanatos ein Verwandter ist? Und ich halte diese Idee für herausragend und am Wahrscheinlichsten. Es würde auch ihre besondere Verbindung zu einander erklären.
Anja war schon immer nicht sehr beliebt beim Tod. Er hat seine Antipathie ihr gegenüber oft zum Ausdruck gebracht. In der Fortsetzung kommen Martin und Anja wieder zusammen und es wird Dank ihr und Sohn Tobi sehr emotional. Martins Familie wird sehr in die Handlung einbezogen. Ich vergoss mit seiner Frau viele Tränen. Die Fortsetzung zeigt 2 Dinge: Anja war schon immer die richtige Frau für Martin und er hätte keine bessere haben können. Ihre Liebe geht weit über den Tod hinaus. Und Martin ist ein sehr guter Vater für seinen Sohn, wie auch er einen sehr guten Vater hatte.
Liebe macht den Unterschied. Liebe misst dem Leben Bedeutung bei. Liebe ist der Grund fürs nicht loslassen können. Liebe ist der Grund für die Freude, die das Leben bringt (bringen kann).
Als Martin sich dazu entscheidet Gärtner zu werden, dachte ich fast Anjas Eltern hatten recht ihn nicht zu mögen, weil sie vermuteten, dass sie ihn immer würde durchbringen müssen. Doch dann stellt Thanatos fest, dass Martin als Gärtner im Grunde nur das macht was der Tod vollbringt. Thanatos war in seinem menschlichen Leben ein Bauer gewesen. Was ist ein Gärtner im Grunde als ein Bauer? Punktlandung Thanatos
Die Fortsetzung bietet wieder viele herzerwärmende Erklärungen und zumindest für mich mehr Antworten als Fragen. Ob-La-Di, Ob-La-Da.