Von der ersten Zeile an werden alle Sinne des Lesers angesprochen. Er fühlt sich in die Welt von 1001 Nacht hinein versetzt, wenn er dem aufregenden Lebensweg des kleinen Jungen mit dem herausragenden Geschmackssinn folgt. Auch wenn alle Sinneseindrücke opulent beschrieben werden, wird es niemals langatmig und ganz allmählich findet man sich in einem großartigen Abenteuer wieder, in dem ein junger Mann all sein Können, sein Wissen und seine Raffinesse einsetzt, um einen Weg zu der Liebe seines Lebens zu finden, die in einem Harem gefangen gehalten wird.
Es ist eine fantastische Geschichte, poetisch und aufregend zugleich. Sie hat meine Erwartungen übertroffen, denn etwas Vergleichbares hatte ich noch nie in Händen. Orientalische Erzählkunst unterscheidet sich doch sehr deutlich vom hiesigen Mainstream. Wenn man sich darauf einlässt, wird man in eine andere Welt hineinkatapultiert.
Saygin Ersin
Lebenslauf von Saygin Ersin
Quelle: Verlag / vlb
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Der Meisterkoch
Neue Rezensionen zu Saygin Ersin
Dieser Roman lässt sich etwas schwer in ein Genre einordenen. Er ist nicht wirklich ein historischer Roman, auch wenn er im Jahre 1600 spielt. Es ist mehr oder weniger eine (Märchen-)Erzählung mit einer kleinen Prise Magie und auch einer Spur Fantasy. Trotzallem spielt die Geschichte im Topkapi Palast Anfang des 17. Jahrhunderts.
Wie ein Märchen aus 1001 Nacht beschreibt der türkische Schriftsteller Saygin Esin die Geschichte des Küchenmeisters. Den Namen unseres Hauptprotagonisten erfahren wir erst ganz am Schluss, aber in Rückblenden erzählt uns der Autor vom Schicksal des Meisterkoches. Diesem gelang als kleiner Junge als Einziger die Flucht, als eines Tages der machthungrige Sultan anordnete, alle männlichen Verwandten zu ermorden. Der alte Küchenchef erkennt das große Talent des kleinen Jungen, der ein "Geschmacksbeherrscher" ist. Von nun an geht der angehende Küchenmeister in die Lehre angesehener Köche. Danach wird er zum Studium der Astrologie und der Heilkunst geschickt und erlernt das Geheimnis von Aromen und Gewürzen.
Mit seinem perfekten Geschmacksinn, dem exellenten Studium und ein bisschen Magie vermag er die Menschen zu verzaubern und mit seinem selbst zubereitetes Essen den Willen dieser zu lenken.
Das Ziel des Küchenmeisters ist es zurück ins Serail zu schaffen. Dabei hat er allerdings nicht die Macht außerhalb eines Kochtopfes im Auge, sondern er möchte seine große Liebe Kamer aus dem Tempel der Genüsse befreien. Wie er das schaffen will, bleibt bis zum Ende ein Geheimnis....
Beginnend mit der Gegenwart und einem besonderen Festessen im Hause eines Kaufmannes, erleben wir die Fertigkeiten des Küchenmeisters. Er verzaubert mit seinen Gerichten wichtige Staatsmänner und überzeugt sogar den gefürchteten Waffenmeister mit seinen Kreationen. Als er in den Palast des Sultans, als einer von vielen Küchenmeistern gelangt, ist er seinem Ziel näher gekommen.
Die Schilderungen der vielen Küchen und Angestellten im Serail und für wie viele Menschen hier gekocht wird, hat mich nur Staunen lassen. Während die Töpfe klappern und man die verschiedenen Gewürze riechen kann, wird immer wieder in die Vergangenheit zurückgeblendet. Dem Leser wird die beschwerliche Kindheit und die Reise des Küchenmeisters, die ihm schlussendlich zum Palast zurückführen wird, märchenhaft erzählt. Ich wähnte mich in einer der vielen Geschichten von 1001 Nacht. Man sollte diesen Roman auch nicht hungrig lesen, denn obwohl die meisten Speisen fremdländisch und mir unbekannt waren, läuft einem sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammen.
Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors ist blumig und voller Poesie. Obwohl der Roman im 17. Jahrhundert spielt ist die Sprache nicht historisch, wie in vielen Romanen dieses Genres, sondern wirkt eher modern. Dies störte mich hier allerdings gar nicht, wobei ich dies normaler Weise bei historischen Romanen gerne beanstande. Vermisst habe ich allerdings ein Glossar für die vielen Begriffe und fremdländischen Namen.
Fazit:
Ein außergewöhnlicher Roman voller Magie, der uns ins Reich der Sinne führt. Ein philosphisches Märchen, bei dem wir den Küchenmeister auf seiner abenteuerlichen Reise zu sich selbst begleiten, während man den Geschmack der Speisen auf der Zunge spürt und die Gerüche der Aromen riecht. Wie ein Märchen aus 1001 Nacht.
Saygin Ersin "Der Meisterkoch"
gelesen dank Netgalley als digitales Leseexemplar
Ein Mann mit dem perfekten Geschmackssinn, ein begnadeter Koch, trickst sich an die Hofküchedes Sultans zu einer ungenannten Zeit im Orient um jemanden aus dem Serail herauszuholen...
Der Name des Helden wird erst ganz am Ende des Buchs verraten, seine Vorgeschichte nach und nach in die Geschichte eingewoben. Ein zentraler Bereich des Buches sind die Beschreibungen der Speisen und der Zubereitung. Nicht so, dass man etwas nachkochen könnte, sondern einfach als sinnliches Lesevergnügen.
Die zentrale Liebesgeschichte hingegen ist das genaue Gegenteil. Tiefstes lebensbewegendes Gefühl gewachsen aus Blicken und wenigen Worten, einzelnen Berührungen.
Die Geschichte ist geschrieben in der Tradition orientalischer Erzählungen, Speisen sind elegisches Schwelgen, Beziehungen und Gefühle aller Art nur angedeutet, Personen bleiben in vielen Fällen Schattenrisse ohne Tiefgang. Manche Teile der Erzählung sind in allen Einzelheiten ausgeführt, andere nur leicht angedeutet, kaum erwähnt. Wer diese Art des Erzählens mag, kann sich in dieser Geschichte verzaubern lassen. Wer Handlung und Geschehen, nachvollziehbare Ereignisse und Personen mit Tiefgang sucht, ist hier eher fehl am Platz.
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Zum Autor
Saygın Ersin, 1975 in Manisa/Westanatolien geboren, studierte Soziologie und arbeitete anschließend als Journalist. Heute lebt er als Drehbuchautor und Schriftsteller in Izmir.
Wir möchten mit Euch gemeinsam und exklusiv vor Veröffentlichung am 5. Oktober Der Meisterkoch lesen und diskutieren. Dafür stellen wir Euch 20 Exemplare zur Verfügung.
Ihr könnt Euch bewerben, indem Ihr uns in einem Kommentar folgende Frage beantwortet:
Welche Zutat gibt deinen Gerichten eine Prise Wunder?
Viel Glück!
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