Rezension zu "Weit weg zu mir zurück" von Sarah Keshtkaran
…die uns weit weg führen kann und doch auch zu uns selbst zurück. Genau das hat Sarah Keshtkaran erlebt, als sie mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern ins kalte Wasser sprang und nach Äthiopien zog, um dort Gemeindearbeit zu leisten. Dabei erlebt sie sehr intensiv alle Phasen, die eine solche Entscheidung mit sich bringt: Von der Aufregung und dem Gefühl des großen Abenteuers, über Angst, Zweifel, Fremdfühlen hin zum Loslassen und Heimatgefühlen. Von der großen Unsicherheit hin zur größeren Stabilität und Sicherheit in uns selbst.
Ich war mal wieder sehr positiv überrascht von einem Buch. Nachdem ich tatsächlich schon einmal angefangen hatte zu lesen, aber das Buch aus irgendeinem Grund wieder zur Seite gelegt hatte, weil es mir in dem Moment nichts zu geben schien, war ich jetzt völlig gefesselt und habe mich auf jedes weitere Kapitel sehr gefreut. Die Autorin schreibt wunderbar erfrischend offen und selbstkritisch und lässt uns an ihrer ganz persönlichen inneren Reise teilhaben. Dabei ist es erstmal genau das: IHRE Reise, aber es kann auch ein Teil unserer Reise werden, vielleicht ein Anstoß loszugehen, diesen oder jenen Schritt zu wagen. Viele der Gedanken und Probleme kamen mir bekannt vor: Die Angst, ich selbst zu sein, das Gefühl, mich fremd zu fühlen, aus welchen Gründen und in welchem Umfeld auch immer. Und was macht man, wenn man vertrauensvoll Gottes Plan gefolgt ist, zwischendurch auch Vertrauen verloren und sich zurückerobert hat, und dann auf einmal der ganze Plan wieder über den Haufen geschmissen wird? Wie geht man um mit dieser großen Unsicherheit, wie kann man daraus Sicherheit machen?
Allein schon die Aufmachung des Buches ist sehr schön, immer mal wieder mit farblichen, dezenten Unterlegungen des Textes, die das Lesen noch abwechslungsreicher machen. Und auch die Kapitelüberschriften fand ich teilweise wunderschön und unglaublich reichhaltig, etwa: Wieviel Angst darf Mut machen? Oder: Die Normalität des Andersseins. Denn wer kennt es nicht: Etwas, das als großes Abenteuer begann, also fast alles in unserem Leben, wird schneller als gedacht zum Alltag mit allem, was das eben so mit sich bringt. So ist es, wenn wir beispielsweise in eine andere Stadt umziehen, uns für eine Ausbildung oder ein Studium entscheiden, heiraten, Kinder kriegen oder uns erneut beruflich verändern wollen. Der Zauber verfliegt und nun muss man schauen, was man daraus und damit macht. Oft rückt dann auch die Beziehung zu Gott in den Hintergrund, werden andere Dinge wichtiger oder einfacher als ihm zu vertrauen.
Fazit: Ein Buch, das ich nur absolut weiterempfehlen kann. Nicht nur spannende und abwechslungsreiche Themen, die uns im Grunde alle betreffen, sondern das Ganze ist auch noch so geschrieben, dass das Lesen stets kurzweilig ist und Freude macht. Ich bin mir sicher, wer sich darauf einlässt, wird überrascht werden und vieles mitnehmen. Ich jedenfalls habe die Autorin staunend, mitfühlend, dankbar und nachdenklich begleitet und werde das Buch auf jeden Fall wieder zur Hand nehmen. Ich würde auch sehr gerne noch mehr von ihr lesen, denn sie schreibt so absolut authentisch und mitreißend, dass auch weitere Bücher nur ein Gewinn sein können.