Rezension zu "Anything for Love" von Sarah Dessen
Anything for Love
von Sarah Dessen
Während des Lesens war ich sehr angetan. Ich fand die Geschichte toll, das Thema abwechslungsreich, den Stil modern und erfrischend jugendlich und ich fühlte mich emotional mitgerissen. Ich konnte (durch die Ich-Perspektive fiel es leicht) in die Gefühlswelt der 17-jährigen Protagonistin Sydney Stanford eintauchen, von ihrem Gefühl des Ausgegrenzt- und Unsichtbarseins bis zum ersten Glücksmoment. Der Schreibstil ist gut, nur die Rückblicke empfand ich als störend (...wenn der Moment vor dem Moment erzählt wird...). Die Figuren fand ich besonders, zumindest die Chathams. Sie waren ein positiver Kontrast zu Sydneys Familie und Ames.
Das Kernthema ist der Teil, dass Sydneys Bruder im Gefängnis sitzt, und Sydneys Auseinandersetzung damit, außerdem ihre Rolle in der Familie und in der Gesellschaft (Schule etc.). Dabei ist mir die Eltern-Kind-Beziehung besonders im Kopf geblieben. Das Verhalten der Eltern gegenüber Sydney ging über grenzwertig hinaus, ich hatte sogar den Begriff Eltern-Mobbing im Kopf. Ein weiterer Aspekt war ebenfalls die Krankheit/Gesundheit von einigen Figuren.
Freundschaft und Liebe sind natürlich auch Kernthemen, wobei ich die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen von Sydney fast noch interessanter/wichtiger fand. Rückblickend waren es vielleicht zu viele Themen, da nicht alle dieselbe Aufmerksamkeit erhalten haben.
Was mir am besten gefallen hat, ist der Spannungsbogen - zumindest bis kurz vor Ende. Und da setze ich auch mit meiner Kritik an, die mich selbst überrascht.
Trotz der Spannung, die in Kapitel 24 und 25 auf dem Höhepunkt liegt, kam diese dann bei mir persönlich zum Erliegen. Der Höhepunkt war kein richtiger Höhepunkt, weil etwas fehlt. Als Leserin fühlte ich mich überrumpelt vom nahenden Ende der Geschichte und dann langsam, aber sicher, ins Abseits gedrängt, was sich in Kapitel 26 - welches sich wie ein Epilog anfühlte; es fasst alle offenen Aspekte zusammen, anstatt die Ereignisse in langsam ausklingen lassen und jedem Thema seinen eigenen Raum zu geben; schade, dass das nicht der Fall war - bestätigte. Und es musste natürlich ein allumfassendes Happy End geben, auch wenn die Autorin sich Mühe gegeben hat, es realistisch zu formulieren. In einem Satz: das Ende war zu konstruiert.
Die letzten Kapitel hinterlassen einen bittersüßen Nachgeschmack bei mir, vorallem weil ich dann anfing darüber nachzudenken, was noch fehlt... die Antwort fand ich traurig, da ich der Auffassung war, dass es hier um eine Liebesgeschichte geht. Ja, es fehlte mir Liebe.
Trotzdem ist der Titel des Buches "Anything for Love" (zu Deutsch "Alles für die Liebe") sehr treffend.
Tatsächlich spielt sich die Beziehung von Sydney und Mac (die nicht so überraschend kommt, dass ich es als Spoiler bezeichnen würde) hauptsächlich im Lieferwagen des Seaside (das Pizza-Restaurant der Chatham-Familie) und über das Handy ab. Mir gefällt zwar der Umgang der beiden und es fallen auch Küsse hier und da, aber das war's auch schon. Mir fehlen emotionale oder romantische Höhepunkte (für eine 17jährige!) und eine kleine Entwicklung. Ich hatte auch erwartet, dass Macs Beschützerrolle nochmal zum Tragen kommt, aber in der entscheidenden Szene (beim "Höhepunkt") war es dann Sydneys Dad, der sie einnahm.
Kapitel 7 hat mir am besten gefallen, das war mein "Höhepunkt".
Ich tue mich schwer mit der Bewertung. Ich stehe im Grunde bei 3,5 Sternen, habe mich hier aber für 4/5 Sterne entschieden.