Rezension zu "Der Himmel über Appleton House" von S. E. Durrant
- Zuerst noch kurz zum Inhalt:
Quelle: Verlag / vlb
Die Sehnsucht nach einem Zuhause…
Das Mädchen Ira und ihr kleiner Bruder Zac leben seit einiger Zeit in dem Kinderheim „Skilly House“ – sie gehören mit zu den längsten Bewohnern, da sie unbedingt zusammenbleiben wollen. Sie haben schon in vielen Häusern gelebt, doch bisher hat sich noch keine passende Familie gefunden – dabei wünsche sich die beiden nichts sehnlicher, als endlich ein richtiges Zuhause zu haben. Doch dann schöpfen Ira und Zac neue Hoffnung: Sie werden in den Ferien von Martha Freeman ins „Appleton House“ eingeladen – staunend bewundern die beiden Geschwister das alte Haus mit dem großen, verwunschenen Garten. Zuerst noch unsicher, aus Angst gleich weder weggeschickt zu werden, fasst Ira langsam Vertrauen zu der gutmütigen Frau. Doch als sie anfängt, sich im Appleton House und bei Martha heimisch zu fühlen, geschieht etwas, das die Träume der beiden Geschwister in Frage stellt…
„Und jetzt schläft er und sieht aus wie ein Engel und ich wünschte, Martha könnte ihn sehen, denn dann würde sie verstehen, dass er ganz verschiedene Seiten hat. Er ist tollpatschig und gerät immer in Schwierigkeiten und tut so, als wäre ihm alles egal, aber gleichzeitig ist er unheimlich liebenswert.“ – Seite 96
„Der Himmel über Appleton House“ erzählt die Geschichte zweier Geschwister, die schon früh bei mehreren Pflegefamilien gelebt haben und dann schließlich ins Kinderheim kamen. Das Mädchen Miracle, das von allen nur „Ira“ genannt wird, wünscht sich nichts sehnlicher, als das Zac und sie endlich ein Zuhause finden – und bleiben dürfen. Dann verbringen sie die Ferien bei Martha im Appleton House, das bei den beiden sofort einen Zauber auslöst. Doch dann geschieht etwas, was alles infrage stellt…
Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus Sicht der zehnjährigen Ira geschrieben, die hier anfangs von kleinen Momenten aus ihrem bisherigen Leben erzählt und dann ausführlich von der Zeit, als sie und ihr Bruder Zac das Appleton House besuchen. Die Geschichtespielt Ender 1980er Jahre und ist sehr einfühlsam und auch mal traurig – besonders Ira kommt sehr erwachsen rüber, da sie sich ständig um ihren jüngeren Bruder sorgt. Dabei hat sie auch eigene Träume. Die Schreibweise ist sehr angenehm und zieht den Leser trotz der eher leisen Töne in ihren Bann.
„Ich wünschte, wünschte wirklich von ganzem Herzen, wir wüssten, warum unsere Mutter uns verlassen hatte und wer und wo sie war. Denn nichts zu wissen bedeutet, dass alles Mögliche passiert sein könnte und alles, was Zac und ich uns ausdenken, wahr.“ – Seite 134
Mein Fazit: Ein wundervoller und berührender Roman, der die Geschichte zweier Geschwister erzählt, die sich endlich ein richtiges Zuhause wünschen. Die Charaktere, besonders die Hauptfigur Ira, sind stark dargestellt und auch die Schauplätze, die oft etwas verwunschen wirken, runden diese Geschichte perfekt ab. Mir hat dieses Buch mit seiner einfühlsamen, ruhigen und besonderen Art sehr gut gefallen und kann es nur weiterempfehlen.
Da ich über den Königskinder Verlag erst kürzlich gestoßen bin und dieser bald nicht mehr sein wird, habe ich mir noch einige Schätze gekauft. Gerade dieses Buch hat mich durch sein Cover und den Klappentext sehr angesprochen. Die Geschichte selbst wird aus Iras Sichtweise erzählt, wir lernen beide Kinder und ihr bisheriges Leben besser kennen. Aber nicht nur das, sie stellt auch zahlreiche Vermutungen über das Land oder die Menschen die ihr begegnen an. Durch ihre kindliche Art und Weise wirkte es teilweise ziemlich glaubhaft. Wer hier große Action sucht ist falsch am Platz, dies ist eher ein ruhiges und emotionales Buch das einen auf eine unvergessliche Reise mitnimmt. Es geht viel mehr um die Hoffnung und die Zuversicht das alles anders kommt und man das Glück findet.
Da ich selbst einen kleinen Sohn habe ist es für mich sehr schwer nachvollziehbar wie Kinder ohne Eltern, feste Bindungen sowie Ritualen und Geborgenheit aufwachsen müssen. Das ist gerade in diesem Buch das Thema. Hier geht es um die beiden Geschwister Ira und Zac, die schon einige Pflegefamilien besucht haben. Sie wurden sehr früh zu Waisenkinder dennoch sind sie nun in einem gewissen Alter wo sie nur noch schwer vermittelbar sind. Das sich beide nach einer Familie mit Mutter und Vater sehnen ist wohl verständlich, wer würde dies nicht tun?
So übernimmt Ira für ihren Bruder dementsprechend die Mutterrolle, dadurch wirkt sie schon ziemlich erwachsen für ihr Alter. Trotzdem hat sie den sehnlichsten Wunsch nach Beständigkeit, ein Teil einer Familie zu sein und nicht weiter herumgereicht zu werden. Ich mochte Ira echt gern, sie ist so ein schöner und facettenreicher Charakter den man nur ins Herz schließen kann. Gerade deswegen wirkte sie auf mich ziemlich Authentisch. Zac dagegen ist ist ganz anders. Er ist mehr derjenige der sich zurückzieht und für sich ist. Aber mit der Zeit taut auch er langsam auf und kommt aus sich heraus. Wenn man überlegt was die beiden Geschwister bis jetzt alles durch gemacht haben ist das nur allzu verständlich das er sich so verhält. Ich denke viele würden dies tun um nicht noch mehr Verletzungen davon zu tragen.
„Der Himmel über Appleton House“ ist eine schöne, emotionale und gefühlvolle Geschichte die einen nicht mehr loslässt. Gerade bei dem Thema Kinder reagiere ich sehr emotional. Die Charaktere wirkten auf mich alle sehr authentisch und die ruhige Stimmung passte perfekt. In diesem Buch geht es um die Suche nach Beständigkeit und Glück, das mit jeder Zeile spürbar war. Ich kann euch diese tolle Geschichte nur empfehlen!
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