Allein der Untertitel des Buches ist vielversprechend: „Verstehe deine Vergangenheit, ordne deine Gegenwart, gestalte deine Zukunft“. Klingt nicht nach großartigen Illustrationen, sondern nach großer Veränderung, oder? Schon gleich im zweiten Kapitel, welches „Das Versprechen“ heißt, geht es darum, dem Leser näher zu bringen, was das Bullet Journal alles verändern wird und wieso man eines pflegen sollte. Dazu möchte ich gerne ein Zitat auf diesem Kapitel zeigen, da es meiner Meinung nach für sich spricht.
„Mit Hilfe der Bullet-Journal-Methode werden Sie mit weniger Arbeit mehr erreichen. Sie werden das wirklich Wichtige identifizieren und beherzigen lernen, indem Sie sich von allem Unwichtigen frei machen.“
Das klingt schon sehr hoch gegriffen, wenn man bedenkt, dass es eigentlich darum geht, ein Notizbuch zu pflegen, oder? Doch ohne zu sehr vorgreifen zu wollen, kann ich sagen, dass hier nicht zu viel versprochen wird!
Der Autor: Ryder Carroll
Der Erfinder der Bullet Journal Methode wurde in Wien geboren und spricht fließend Deutsch (wenn man den Informationen auf Amazon glauben kann). Er suchte nach einer Lösung für sich persönlich und entwickelte so mit der Zeit die Bullet Journal Methode, die mittlerweile wohl unzählige Leben verändert hat. Heute lebt er in New York und ist Digital Product Designer.
Meine Meinung zu „Die Bullet Journal Methode“
Wie schreibt man ein Bullet Journal?
Diese Frage wird im Buch definitiv beantwortet. Zu meiner Erleichterung ist alles sehr minimalistisch und gar nicht so schnörkelig, bunt und aufwändig gestaltet. Es wird erklärt, wieso man ein Notizbuch verwenden und mit der Hand schreiben sollte. Danach wird das gesamte System erklärt, vom Rapid Logging, Bullets, Aufgaben, Ereignisse, Notizen und mehr, über Collections bis hin zum Übertragen. Alles was man aufschreiben möchte, findet einen Platz. Dennoch muss man sich dafür keine tausend verschiedenen Zeichen oder ähnliches merken, sondern kann die wenigen Methoden super flexibel anwenden. Besonders spannend finde ich hier, dass man sich an vielen Techniken aus der Programmierung und den agilen Methoden bedient. Das hatte beim Lesen bei mir diesen Aha-Effekt, wo ich dachte: Wieso bist du da nicht selbst drauf gekommen? Das macht so Sinn!
Warum schreibt man ein Bullet Journal?
Diese Frage ist fast noch interessanter und wird ebenfalls im Buch beantwortet. Nach dem Versprechen und einer kleinen Anleitung geht es auch schon gleich um das Warum. Doch neben Erklärungen werden auch viele Fragen an den Leser gerichtet, so zum Beispiel: „Wenn Intentionalität bedeutet, den eigenen Vorstellungen entsprechend zu handeln, dann hieße das Gegenteil, dass wir auf Autopilot laufen. Anders formuliert: Wissen Sie, warum Sie tun, was Sie tun?“ Man kann daher sagen, dass „Die Bullet Journal Methode“ schon fast ein Arbeitsbuch ist. Es regt zum Nachdenken an, stellt den Leser vor Fragen und Herausforderungen und leitet ihn natürlich auch zu den ersten Einträgen in seinem Bullet Journal an.
Tiefe Einblicke
Dabei erklärt der Autor das Alles super greifbar und verständlich. Die Bullet-Journal-Methode wurde von ihm erschaffen, weil er persönlich den Bedarf dafür hatte. Und an diesem Bedarf lässt er den Leser hautnah teilhaben, indem er erklärt, wie es zu all dem kam und welche Situationen er erlebt hat, bevor und nachdem er mit dem Journal gearbeitet hat. Dabei ist er absolut authentisch und glaubhaft. Schon nach dem ersten Kapitel war ich total begeistert und diese Begeisterung hielt auch bis zur letzten Seite. Doch neben den Erfahrungen des Autors, darf der Leser auch an den Erfahrungen anderer Bullet Journal Begeisterter teilhaben, die ihre Berichte zur Verfügung gestellt haben. Auch hier wird dem Leser schnell klar, welchen Mehrwert diese Methode für sein Leben haben kann.
Die Kunst und der Minimalismus
Natürlich geht der Autor auch auf die riesige Bullet Journal Community ein, die teilweise unglaublich schöne, aber eben auch sehr aufwendige Illustrationen für ihr Bullet Journal entworfen haben. Hier gilt: Es ist erlaubt, was hilft. Wem es gut tut, die Zeit in die Gestaltung zu investieren, der kann und soll das tun. Aber man kann auch durchaus minimalistisch an die Sache ran gehen und schnörkelfrei einfach seine Aufgaben und Notizen festhalten. Für mich war das sehr beruhigend, denn auch wenn ich sehr gerne Letterings entwerfe, so wollte ich mir nichts anfangen, was mich zeitlich noch mehr einengt. Der Autor selbst ist übrigens auch eher der Minimalist, was seine Bullet Journals angeht.
Fazit
Für mich war das Buch ein Weg von Erkenntnis zu Erkenntnis. Ich hatte viele Momente des Kopf-Nickens, sowie große und kleine Aha-Effekte. Und ich habe das Gefühl, dass es mir nur schwer gelingt, meine volle Begeisterung in diesem Bericht festzuhalten. Seit nun fast einem Monat pflege ich mein Bullet Journal. Die Routinen sind noch nicht ganz drin, aber mindestens einmal am Tag nehme ich mir die Zeit für alles. Gerade in der aktuellen Situation hilft mir das ungemein. Ich habe das Gefühl, dass ich in diesem ganzen Chaos ein Stück Struktur für mich zurück gewonnen habe. Ich liebte ToDo-Listen schon vorher, doch nie hatte ich so einen guten Überblick über alles, wie jetzt. Und ich bin Themen angegangen, die schon viel zu lange auf einer meiner Listen stehen. Gerade mein Autorenleben und auch mein Bloggerleben haben im letzten Monat sehr von meinem neuen Bullet Journal profitiert.
Doch es gibt tatsächlich auch einen Negativpunkt. Ich gehe seit Beendigung des Buches vielen Menschen damit auf den Geist, dass sie es unbedingt lesen müssen! Für mich ist es wohl das beste Buch, das ich bisher je gelesen habe und ich bin mir sicher, dass jeder etwas Positives für sich aus dem Buch herausholen kann, selbst wenn er danach nicht zu einem Teil der Bullet Journal Community wird. Daher eine klare Leseempfehlung von mir!
Diese Rezension ist auch auf meinem Blog weltenschmie.de zu finden.