Rezension zu "Im Grunde gut" von Rutger Bregman
Ich glaube, in Zeiten, in denen man täglich von schlechten Nachrichten überrannt wird, kann dieses Buch wirklich helfen, ein wenig positiver ins Hier und Jetzt zu blicken - was vielleicht auch mit eine der Intentionen des Romans ist. Allerdings muss man vorneweg sagen, dass auch hier natürlich nur Ausschnitte aus der Realität dargestellt werden, kleine Schnipsel und Momentaufnahmen und viele Gedanken nicht zu Ende gedacht sind oder bestimmte Aspekte bewusst weggelassen werden (was, zugegebenermaßen in den meisten meinungsbasierten Texten der Fall ist). Es lässt sich nicht leugnen, dass wir definitiv in mancher Hinsicht positiver auf das gesamte Mensch-Sein blicken sollten, aber die Beschönigungen und exakt ausgewählten Beispielen machen dies meiner Meinung nach nicht sonderlich glaubhaft. Ich hatte ein gutes Gefühl beim Lesen (wer möchte nicht mal etwas Gutes von der menschlichen Spezies hören, gerade in bewegten Zeiten wie diesen), konnte mir jedoch nie ein „Aber“ verkneifen, das ich gerne den meisten Kapiteln hinzugefügt hätte. Sicher soll dieser Abriss der positiven Aspekte der Menschheit, wie es ja auch betitelt ist, auch zum Nachdenken anregen und ist keinesfalls als alleinige Darstellung gemeint. Für mich fühlt es sich jedoch irgendwie zu konstruiert an, als dass ich mich vollends auf die Argumentation einlassen konnte, sodass ich immer mit einem gemischten Gefühl dasaß. Dennoch finde ich die Idee sehr spannend und finde, dass der Roman definitiv lesenswert ist - auch im Sinne konstruktiver Debatten und einiger Streitpunkte, die Rutger Bregman hier aufwirft. Wie immer: jede*r sollte sich sein eigenes Bild machen, aber um es mal (ganz im Sinne des Autors) positiv zu formulieren: es schadet sicher nicht, einen Blick in dieses, doch etwas ungewöhnlich anmutende Buch, zu werfen. Diskutieren kann man danach ja immer noch. Ob es jetzt das neue How-To-Do der Menschheit ist, sei mal dahingestellt. Aber das war mit Sicherheit auch nicht die Intention des Autors und sollte auch nicht der Anspruch der Leser*innen sein.