Bei machen Büchern fällt es mir leichter eine Rezension zu schreiben, als bei anderen. Bei diesem hier war es fast unmöglich. Es ist ein so unglaublich gutes, vielschichtiges und ergreifendes Buch über eine so schreckliche Thematik. Es machte mich wütend und traurig und berührte zugleich mein Herz.
Das Buch wird abwechselnd aus Julians und Adams Sichtweise erzählt. Der Leser erfährt langsam durch Rückblenden, was in Julians Leben passiert ist und von seiner komplexen und vielschichtigen Beziehung zu Adam.
Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen doch gleichzeitig unglaublich tief. Sowohl bei Adam, als auch bei Julian hatte ich das Gefühl, als würden ich tatsächlich die Worte der beiden lesen und nicht die der Autorin. Ich hatte das Gefühl die Charaktere wirklich zu kennen. Nicht nur Adam und Julian, sondern auch Adams Freunde Emerald und Charlie. Alle Charaktere sind authentisch und bringen ihre eigenen Motive und Gefühle mit in die Handlung. Viele von ihnen machen eine Entwicklung durch, die ich nachvollziehbar und glaubhaft empfand.
Der 14-jährige Julian ist ein sehr stiller, schüchterner Junge, der Schwierigkeiten hat sich auszudrücken und oft wäre er am liebsten unsichtbar, nicht weil er das tatsächlich gerne wäre, sondern weil er sich nicht sicher fühlt.
Der 18-jährige Adam dagegen ist wie die Sonne. Alle scheinen um ihn zu kreisen. Jeder kennt und mag ihn. Und wer ihn nicht kennt, mit dem schließt er innerhalb weniger Minuten Freundschaft. Wie z.B. mit dem Museumswächter, der ihn erst anblafft und ihm 10 Minuten später eine Waffensammlung zeigt, die für Besucher nicht zugänglich ist. Mit Adam erleben wir auch ein paar sehr lustige Szenen, die die Handlung auflockern.
Die Szene, die mir am besten die Unterschiedlichkeit zwischen Adam und Julian vor Augen geführt hat, war die Beschreibung von Julians Versteck in der Schule. Während es in Julians Worten sicher, gemütlich und toll anhörte, erfahren wir von Adam, wie stickig, winzig und gefährlich Julians Versteck auf ihn wirkt.
Aufgrund des Klappentexts hatte ich schon erwartet, dass dies kein fröhliches Buch sein würde. Ich hatte viele Dinge erwartet, die passierten. Vieles allerdings auch nicht. Es hat mich geschockt, wütend und traurig gemacht. Nicht nur wütend auf Julians Onkel, sondern auch auf seine Lehrer, auf seine Mitschüler und auch auf die Polizisten. Mir hat es fast das Herz zerbrochen, als der Koffer, den Julian zu seinem neunten Geburtstag von seinen Eltern bekam – der Gegenstand, der Julians sicher Hafen war, zu seinem Gefängnis wurde.
Auch wenn ich das Buch beendet habe, hat es mich noch nicht losgelassen und ich denke, das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben.