Rezension zu "Das erste Horn" von Richard Schwartz
Da ist es nun, "Das erste Horn". Seit ich vor jetzt fast vier Jahren den ersten Band der Nachfolgerreihe auf einem Basar ergattert habe, wollte ich Askir lesen. Denn mit dem ersten Band einer Nachfolgereihe anzufangen - also quasi mittendrin - war irgendwie nicht passend für mich. Jetzt wird das von mir ergatterte Buch aber wohl wieder auf einem Basar landen - und zwar von mir ungelesen.
Denn "Das erste Horn" hat mir jegliche Vorfreude auf den Rest der Askir-Reihe, und allem was dazu gehört, genommen.
Unser Hauptcharakter Havald wird mit anderen in einem Gasthof eingeschneit und darf sich direkt die ersten Stunden des Hörbuchs darum kümmern, die Situation rund um einige lüsterne Banditen zu klären. Die wollen nämlich allesamt die Töchter des Wirts vergewaltigen. Ich mein, sind halt Männer, die müsen ja ihre Gelüste befriedigen. Und da die Frauen in dieser Geschichte sowieso nur als Sexobjekt betrachtet werden, kann man es ihnen ja kaum verdenken. Havald empfiehlt der ältesten Tochter sogar, sich freiwillig von den Banditen vergewaltigen zu lassen, damit ihre Geschwister davon kommen. Super.
Dieses Thema wird mir im Verlaufe des Buches viel zu oft angesprochen. Wann immer es um Siglinde (die älteste Wirtstochter) geht, geht es darum, dass irgendjemand sie sehr übergriffig behandelt - oder sie sich sogar selbst als Zentrum eines potenziellen Gangbangs darbietet. Auch eine Dunkelelfe ist lediglich als blutrünstig und sexgeil dargstellt, wenn sie am liebsten Menschen foltert und als Bezahlung für eine Heilung eine wilde Nacht mit einem Händler verlangt.
Zwischendurch geht es noch um einen Werwolf - der nach etwa der Hälfte des Buches kaum noch eine Rolle spielt. Irgendwann wird der Werwolf im Lager des Wirtshauses eingesperrt und nachdem man 20 andere Dinge getan hat, tötet man das Biest eben kurz.
Um das Wirrwarr noch zu vervollständigen, werden noch unterirdische Tunnel und ein uraltes Geheimnis mit eingeworfen. Die Geschichte rund um das, was an diesem Ort vor vielen Jahrhunderten geschehen ist, fand ich noch das spannendste. Das Wordlbuilding öffnet so viele Türen, man tritt aber durch keine so wirklich hindurch. Eliteeinheiten, Portale, Bannschwerter - alles coole Sachen, die leider nie wirklich im Fokus stehen, sondern eher Beiwerk sind. Wahrscheinlich werden sie in den Folgebänden größer ausgebaut.
Aber die werde ich nicht lesen, denn keiner der Hauptcharaktere ist mir igendwie sympathisch. Vor allem Havald, aus dessen Sicht wir ja lesen ist gelinde gesagt ein Arschloch. Aber hey, alles vergeben, denn immerhin findet er die große Liebe - innerhalb von wenigen Tagen, nachdem er zuvor selbst vermutlich schon hunderte von Jahren alt ist.
Vor allem aber werde ich die Folgebände auch nicht mehr hören, denn der Sprecher macht nicht nur keinen guten Job, er macht einen ganz miserablen. Bedeutungsschwangere Betonungen, keine Stimmenvielfalt und schon gar keine Spannung, die aufkommen will. In einer anderen Rezension habe ich gelesen, dass der Sprecher wohl in einem Video gesagt habe, er würde die Bücher zuvor nicht lesen, sondern einfach direkt ins Mikro sprechen. Wenn das wahr ist, wundert mich das Ergebnis nicht.
Alles in allem bin ich schwer enttäuscht von der Askir-Reihe. Manche Rezensionen meinen, dass der erste Band nicht repräsentativ für die Reihe ist. Aber warum sollte ich mir Band 2, 3 usw. geben, wenn ich Band 1 unterträglich fand. Vielleicht wird es ab Band 2 unfassbar gut, 5 Sterne in jedem Buch. Aber das rettet meinen ersten Eindruck des Autors und dieser Reihe im Gesamten auch nicht mehr. Sehr schade, aber: Tschüss Askir!