Rezension zu "Gott wohnt im Wedding" von Regina Scheer
Regina Scheer lässt in diesem Roman ein Haus sprechen, welches zurück blickt. Das Haus wurde 1890 im Arbeiterbezirk Wedding errichtet und es knarzt, ächzt und Putz rieselt von den Wänden, keiner kümmert sich um die Instandhaltung. Es steht an der Utrechter Straße und war Zeuge vieler historischer Begebenheiten. 400 Seiten lang erzählt es über die Bewohner und über die Lokalgeschichte, bis es von chinesischen Inverstoren gekauft, leergezogen und in Flammen aufgeht.
Ich habe mich mit dem Roman etwas schwer getan, denn er las sich nicht schnell von der Hand. Viele Personen, viele Verknüpfungen, waren für mich etwas zu gewollt. Es geht um Ur-Berliner, eine Erbschaftsangelegenheit und um die Vergangenheit von Juden, Nazis, Sinti und Roma. Zwei Opfererzählungen von Verfolgung, Ermordung und Übergriffen. Von früher bis zur Gegenwart. Nicht einfach wegzulesen, die Geschichten überlagern und verweben sich. Dazu ein beklemmendes Buch mit traumatisierten Figuren, Generationenkonflikten und Tragödien. Für mich jedoch ein anstrengender Geschichtsdiskurs über den Schwerpunkt Nationalsozialismus. Mir hat der Spannungsbogen gefehlt bei der Flut der Personen und Ereignissen und deshalb zog sich der Roman zäh für mich.