Rezension zu "Klub Drushba" von Rebecca Maria Salentin
Die Schriftstellerin Rebecca Maria Salentin hat ihr Leben soweit im Griff. Sie ist 39 Jahre alt, die Söhne sind erwachsen und ob dieser neuen Freiheit sucht sie nach persönlichen Herausforderungen. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten plant sie, den "Weg der Freundschaft" von Eisenach nach Budapest zu gehen. Doch alles kommt anders. Vor den Trümmern ihres Privatlebens stehend muss und will sie die 2700 Kilometer allein meistern, doch ihre Freunde lassen sie nicht im Stich.
Was als "Wutzidee" begann wird ein Weg zu einem neuen Blick auf die wichtigen Dinge im Leben.
Es ist ein sehr persönliches Buch, denn die Autorin schreibt viel über ihre Kindheit, über ihre Entwicklung, ihre Familiengeschichte, ihr Café in Leipzig und ihre Freundschaften. Während sie unterwegs ist, lässt sie ihr Leben Revue passieren und lässt uns teilhaben an Erinnerungen und Gedanken. Rebecca Maria Salentin ist ganz allein gestartet und hat zumeist draußen übernachtet, im Zelt. Diese körperliche und mentale Leistung, dieser Mut ist unglaublich.
Was mir außerordentlich gut gefallen hat, waren die vielen wissenswerten Kleinigkeiten zu Land und Leuten, zur Kultur und Geschichte, zu regionalen Speisen und Getränken. Salentin bereiste in diesen Monaten des Jahres 2019 insgesamt 5 Länder, hat sich vorher gut informiert und mir in ihrem Buch einiges vermittelt.
Im Vordergrund steht, vor allem zu Beginn der Wanderung, natürlich die Verarbeitung ihrer gescheiterten Beziehung, die Enttäuschung und Trauer. Es ist schon beeindruckend, sich aus Wut und Frust 2700 km notfalls mutterseelenallein durch die Pampa zu schlagen. Man erfährt nicht so richtig, was der namenlose Ex nun eigentlich genau getan oder nicht getan hat. Ich hätte mir gewünscht, statt vieler Andeutungen über das Beziehungsaus lieber in einem Satz abgespeist zu werden. Ganz sicher musste sie hier irgendwas loswerden um sich Luft zu machen, durfte sich aber verständlicherweise aus rechtlichen Gründen nicht klar ausdrücken, was nichtsdestotrotz für mich als Leserin ein Drumherum-reden war. Ich habe meine Mutter, die das Buch ja vor mir gelesen hat, darauf angesprochen, sie störte das keineswegs.
Es ist eine echte, eine wahre Geschichte, mitreißend erzählt und durch den Erzählstil hat man das Gefühl, man läuft direkt mit. Rebecca Maria Salentin schreibt nämlich nicht rückblickend, sondern im Präsens. Vieles ist sehr ausgeschmückt und detailliert beschrieben, wortwörtlich auch, das schien mir persönlich weniger authentisch, da man sich so explizit und an beispielsweise Gespräche auch nach kurzer Zeit nicht mehr erinnern kann. Auch wenn es das Leseerlebnis nahbarer macht, man mit dabei ist, aber es hat mich tatsächlich irritiert. Meine Mutter hat auch diesen Punkt als überhaupt nicht störend empfunden, fand das sogar grade gut, so unterschiedlich ist die Wahrnehmung, und ich bin möglicherweise manchmal kleinlich bei Kleinigkeiten.