Tiefe Einblicke in die Struktur des Königshauses und in eine Familie, die nichts weiter als eine hierarchisch sortierte Ansammlung von Menschen ist.
Inhalt: Prinz Harry berichtet über sein Leben, und wie es scheinbar den Bach runter gegangen ist. Als Aufhänger nutzt er hier die Beerdigung seines Großvaters, nach der es wohl ein Treffen zwischen Harry, seinem Bruder und seinem Vater gegeben haben soll, welches aber erfolglos im Sande verlaufen ist.
In jedem Fall nimmt er als Einstieg die Benachrichtigung, dass Diana bei einem Autounfall verstorben ist. Da war dieser kleine Junge, dem man die Nachricht vom Tod seiner Mutter an den Kopf geschmissen hat, und dann sollte er normal schlafen gehen. – Unmenschlich, auch wenn es nur sehr kurz und sporadisch beschrieben ist.
Ab dann berichtet Harry über das, was er erlebt hat, wie er es erlebt hat, wie er mit der Presse gekämpft hat, wie er nie die Chance hatte irgendetwas richtig zu machen und all die kleinen Lügen und Scharmützel im Königshaus und drumherum.
Besonders interessant waren hier die Begebenheiten mit Meghan. Vom ersten Kennenlernen, über die auftretenden Schwierigkeiten und wie er sie für seine kleine Familie gelöst hat. – Was dann zu diesem großen Missverständnis geführt hat, wo wieder er der Böse war. – Dieser Mann war mit seiner Geburt schon der Fehler an sich als solcher.
Fazit: Also was mich angeht, bin ich ja schon vom Titelbild komplett begeistert. Einfach nur das Konterfei von Harry. Ungeschnitten mit ernstem Blick schaut er in die Kamera. So wie er eben ist. Ein Mensch, nichts weiter als ein Mensch. Mit Fehlern behaftet, vor Irrtümern nicht sicher und doch er selber.
Die Lektüre musste ich einfach haben. Schon allein, was im Vorfeld für ein Wind um dieses Buch gemacht wurde. Bei dem Aufschrei aus dem Königshaus mussten da ja Skandale über Skandale drin sein. - Ich war also gespannt.
Als Aufhänger benutzt er das Treffen, welches nach der Beerdigung von Prinz Philipp gewesen sein muss. Hier erzählt er einfach das, was er eben in dem Moment erlebt hat. Nicht mehr und nicht weniger, aber eben unheimlich interessant.
Dann geht es so richtig rein, in die Materie. Es geht los mit dem Tod von Diana und der Gefühlswelt, die Harry in dem Moment gehabt hat. Ich war geschockt, wie bewusst den Jungs das Ding mit Camilla die ganze Zeit gewesen ist und wie wenig psychische Betreuung da war. Die Jungs haben sich da irgendwie durch gemogelt. Haben ein Leben gelebt, was ihnen vorgeschrieben wurde, und hatten dabei die ganze Zeit eine mehr als hartnäckige Presse im Rücken. Das war doch schon richtiggehend widerlich.
In jedem Fall wollte Harry doch nur sein Leben leben. Sich austoben, wie es nun mal so ist und ist dabei immer wieder der Presse auf den Leim gegangen. Der Begriff goldener Käfig hat hier eine ganz neue und eigene Bedeutung bekommen. – Und immer wieder hat sich hier herauskristallisiert, dass Harry nichts weiter als alterstypische Albernheiten gemacht hat, die die Presse dann zu dem Skandal an sich als Solchen aufgebauscht hat. Es war immer wieder die Presse, die alles so komplett verzerrt dargestellt hat und ihn so zu dem Ruf gebracht hat, den er heute genießt. Den eines dummen Schmarotzers.
Das Königshaus hat bei sämtlichen Skandalen einfach nur geschwiegen, ihn weder in Schutz genommen, noch irgendetwas dementiert. Er war eben irgendwie schon immer nichts weiter als die Reserve.
Aus den Erzählungen geht für mich auch hervor, dass diese Bruderliebe, die immer so propagiert wurde, von Anfang an nicht da war. Klar, William ist in dem Wissen erzogen worden, dass er der Thronfolger ist. Er war der Ältere, wer war der Wichtigere. Schon immer. Die Einzige, die diese Spaltung zwischen den Brüdern wohl nie gesehen hat, war Diana. – Was mir jetzt eben aber nicht in den Kopf geht, ist die Tatsache, dass Harry immer wieder zu William hin ist. Das er immer wieder die Aussprache, den Frieden, den brüderlichen Zusammenhalt gesucht hat. Der war doch aber nie da. Im Gegenteil. William hat seinen kleinen Bruder doch auch nur benutzt. Als Reserve, als unwichtig gesehen. – Das sind alles Sachen, die ich hier herauslese.
Harry hat seinerseits nichts weiter versucht, als seinen Platz zu finden, sein Leben zu leben und seine Familie zu gründen und zu beschützen.
Ich war jedenfalls bestürzt über das, was er berichtet hat. Ich war bestürzt, wie man eine Familie so gestalten und leben kann und ich kann nach wie vor nicht verstehen, was die Engländer an ihrer Monarchie finden. Die ist der absolute Müll.
Das ganze Buch ist in einem einfachen und sehr gut verständlichen Stil geschrieben. Hier und da sind mal ein paar hochtrabende Fachbegriffe eingebaut, aber das nimmt keine Überhand und Otto Normal kann sehr gut verstehen, was Harry hier erzählt und sagen will. In jedem Fall kommt sehr gut rüber, was für einen Zwiespalt dieser Junge hier gezwungen ist zu leben. Er wird von Anfang an in eine Form gepresst, die ihm schon immer nicht gepasst hat. Alles kommt so gefühlskalt und gewinnorientiert rüber. Fast so, als wäre Harry kein Mensch, sondern nichts weiter als ne Puppe, die einfach so zu sein hat, wie andere das wollen.
Die Kapitel sind angenehm kurz, sodass ich auch das Gefühl hatte, sehr schnell vorangekommen. Die 749 Seiten sind wirklich sehr schnell vergangen und kamen mir am Ende nicht so lang vor, wie sie vielleicht waren. – Was allerdings auch daran liegen kann, dass ich mich innerlich immer irgendwie über die Familie aufgeregt habe. Ich fand es die ganze Zeit hochgradig ungerecht, was Harry widerfahren ist und wie das mal einfach so abgetan wurde.
Jetzt, wo ich das ganze Buch durch habe, kann ich auch verstehen, warum das Königshaus so gar nicht begeistert war über das, was Harry hier einfach mal der breiten Öffentlichkeit erzählt hat. Er hat einfach alles erzählt, wie er es erlebt hat, wie er es sieht und was er eben getan hat, um aus dieser ewigen hochgradig ungerechten Tretmühle heraus zu kommen.
Prinz William ist mir noch einmal einen ganzen unsympathischer geworden. Der Vogel lebt für seine Macht und ist sich dessen auch bewusst. Seine Frau und seine Kinder können ihm nur leid tun, in was für einen Mist er diese armen Menschen da rein gezogen hat.
Nun ja, Prinz Lallaohr und sein Pferd können ruhig unerwähnt bleiben. Die beiden sind eh das verlogenste Stück irgendwas, was in dieser ganzen Monarchie da irgendwie rumgeistert.
Man muss sich nicht unbedingt fürs Königshaus interessieren, will man dieses Buch lesen. Ich habe es gelesen, weil ich wissen wollte, was Harry zu sich und seiner Situation zu sagen hat. – Und was das angeht, bin ich wirklich mehr als auf meine Kosten gekommen. Ob man das Geschriebenen jetzt glaubt oder auch nicht. Das hängt dann wohl von der Seite ab, auf der man steht. Fakt ist jedenfalls, dass einem diese Ansammlung von Menschen mit goldenem Arsch einfach nur leid tun kann und für mich steht fest, dass Harry mit seiner Flucht genau das Richtige gemacht hat. Für sich und seine Familie!