Rezension zu "Ich bin Virginia Woolf" von Pola Polanski
‚Die Worte hingen herum wie zerrissenes Papier und wollten sich nicht zu Sätzen formen lassen.‘ (Seite 16)
Inka Ziemer ist seit zehn Jahren für die Fächer Germanistik und Philosophie eingeschrieben, langweilt sich in den Vorlesungen jedoch fast zu Tode und verbringt ihre Tage und Nächte mit Alkohol, Cannabis und Virginia Woolfs Büchern.
Immer wieder versucht sie zu schreiben, denn sie ist davon überzeugt, die Reinkarnation der berühmten Schriftstellerin zu sein, sieht überall Parallelen. Doch sie schafft es nicht, die vielen Worte, die sie im Kopf hat, auf Papier zu bringen. Immer wieder reißen die Gedanken ab oder sie wird von äußeren Reizen abgelenkt.
Um die Schreibblockade los zu werden, beginnt sie schließlich eine Therapie.
Ich habe eine große Leidenschaft für die Schizophrenie, habe sehr viel darüber gelesen und bin immer auf der Suche nach neuer Lektüre zum Thema.
Hier ist der Funke leider nicht recht übergesprungen, auch wenn sich die Geschichte zu Beginn sehr interessant entwickelte und mich sehr neugierig auf den Roman gemacht hat.
Auf den ersten Seiten hatte ich durchaus das Gefühl, dass die Autorin sehr gelungene Einblicke in die Schizophrenie ermöglicht. So werden Symptome wie Wahn, Halluzinationen und formale Denkstörungen beschrieben, und die Protagonistin mutete tatsächlich wie eine Person mit Schizophrenie an.
Später empfand ich das nicht mehr so, ich habe dann emotional überhaupt nicht mehr mitgeschwungen, obwohl mir das bei Schilderungen über Schizophrenie immer sehr gut gelingt, und ich habe die Protagonistin nicht als an Schizophrenie erkrankt empfunden.
Auch den Schreibstil fand ich im Verlauf weniger ansprechend, oft zu hölzern, aber vor allem wenig stimmungsvoll, eher erklärend als erzählend.