Rezension zu "Schwarze Tage, weisse Nächte" von Philippe Djian
Ich muss zugeben, dass ich hier schon ziemlich zwiegespalten bin. Das ist mitunter eines der seltsamsten Bücher, die ich bisher gelesen habe. Dennoch ist es auf eine eigene Art und Weise genial, vor allem der Humor. Manche Momente, Ansichten und Aussagen des Protagonisten sind einfach absurd komisch (ich sage nur: die Aktion vor dem viel zu kleinen Waschbecken oder Originalzitat: Patrick tauchte wieder auf, während ich Oliven mit einem hochmodernen Gerät entkernte, das die Kerne an die Decke schleuderte). Die detailreich geschilderten Sexszenen sind in der Tat gepfeffert, da hat keiner meiner Vor-Rezensenten übertrieben, aber man liest ja nicht solch ein Buch, wenn man das nicht ab kann. Diese sind in dem Buch zwar zahlreich vorhanden, dennoch bilden sie keineswegs den Schwerpunkt der Geschichte. Es geht um den 47-jährigen Schriftsteller Francis, der seine besten Schriftstellertage hinter sich hat und sich mit dem Verkauf von Spirulina-Tabletten, Bundeswehr-Hemdchen und chinesischen Shorts über Wasser hält, die er mit absoluter Überzeugung an seine zwar erfolgreichen aber ziemlich spleenigen Schriftsteller-Kollegen/innen verkauft. Was den Mann für die Frauen im Buch (und durchaus auch für die Leserin) so sexy macht, ist sein unerschütterliches Selbstbewusstsein. Im Windschatten seines gerade auf einer Erfolgswelle reitenden Kollegen Patrick (dessen Frau er ...) stolpert Francis von einer aberwitzigen Situation in die nächste. Dabei beginnt man als Leser zu verstehen, dass er in eine Art Wahn abrutscht. Seine bei einem Flugzeugabsturz umgekommene Frau und seine Kinder haben nach wie vor eine völlig normale Präsenz in seinem Alltag und in seinem den Freund betreffenden Verfolgungswahn, steigert er sich in immer absurdere Überzeugungen hinein. Die Szenen sind mitunter erstaunlich bis lächerlich komisch (mit Madonna im Brunnen *gröhl!*). Unbedingt zu erwähnen sei hier auch Olga :-D
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei der Bewertung zwischen 3 und 5 Sternchen hin- und herschwankte. Denn so wirr Francis´ Gedankengänge und die Sprünge im Geschehen manchmal auch sind - das, was dahinter steht, ist unglaublich tiefgründig und gut geschrieben und verdient aus meiner Sicht die volle Punktzahl.