Rezension zu "Blutgrund" von Peter Glanninger
Radu Tirla denkt sich normal nichts dabei, abends alleine unterwegs zu sein. In letzter Zeit aber fühlt er sich dabei nicht mehr wohl. Ob das mit den Interviews zusammenhängt, welche er diesem linken Parteiangehörigen gegeben hat? Heute aber weiß er, dass es ein Fehler war, sich für seine Kollegen einzusetzen. Für Kollegen, die immer zu wenig Geld erhalten. Für Kollegen, die ausgebeutet werden und sich dagegen nicht zur Wehr setzen können. Jetzt kann er sich selbst nicht zur Wehr setzen, denn seine Gegner sind zu dritt…
Thomas Radek hat ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Radu Tirla scheint das Opfer eines Raubüberfalls geworden zu sein. So ganz glauben will er das aber nicht. Irgendetwas scheint nicht zu passen. Als dann auch noch ein junger Journalist ermordet wird, ergeben sich bald Zusammenhänge und die Aussagen zu Radu Tirla stellen sich als falsch und äußerst verdächtig heraus. Was also ist da los in St. Pölten und welche gewerbsmäßigen Betrügereien stehen hinter all den Bauvorhaben, die derzeit in der Stadt im Gange sind?
Der Autor Peter Glanninger hat in seinem Buch ein Thema aufgegriffen, welches kein neues Phänomen darstellt sondern seit Jahrzenten unter der Oberfläche des Baugewerbes schwillt. Wanderarbeiter aus dem Osten, die für einen Hungerlohn und oft unter Lebensgefahr am Bau barabern, sind nicht die Ausnahme sondern die Regel in diesem Gewerbe. Subfirmen und Sub-Subfirmen, deren Konstrukte nicht zu durchschauen sind, da sie ihre Firmensitze in Ländern haben, in denen den heimischen Behörden keine Einsicht möglich ist, beherrschen dieses Gewerbe.
Verbrüdert sich mit solchen Konstruktionen noch die österreichische Freunderlwirtschaft – sprich Korruption – gibt es schnell einiges zu vertuschen.
Ein Thema, das in unserer Gesellschaft nur am Rande Beachtung findet, oder wie im Fall der „Freunderlwirtschaft“ sogar gesellschaftsfähig scheint, wurde vom Autor in einem spannenden und kurzweiligen Roman auf den Punkt gebracht. Leider ist die Geschichte an manchen Stellen etwas langatmig und vorhersehbar. Dennoch hat er sich 4 Sterne verdient.