Rezension zu "Das Paradies der Assassinen" von Peter Berling
die von der nahegelegenen Burg Montmor beobachtet werden. Dort wohnt Roger du Ferbac, der aus dem Johanniterorden ausgeschlossen worden war, weil er bei einer Vergeltungsmaßnahme des Ordens (gegen jeden Befehl) ein Mädchen aus den Flammen gerettet hatte. Weniger aus Liebe, denn aus Trotz nahm Roger dann die von ihm Gerettete Aziza zur Frau. Diese schenkte dem "Mönch", wie er fortan noch genannt wurde, vier Kinder. Während Gernot in den Templerorden eintritt und sich sein Zwillingsbruder Valerian den Johannitern (!) anschließen will, begeben sich die Protagonisten Viktor und Melusine, gleichfalls gegen den Willen ihres Vaters, auf die Festung Masyaf, wo sie mit Shirin und Kira, den Töchtern des Wesirs, sowie Sayf, dem Adoptivsohn des Haremsoberaufseher und dritten Romanprotagonisten Freundschaft schließen. Während Melusine Aufnahme in den Harem von Sinans "Paradies" findet, wachsen Sayf und ihr Bruder Viktor, der fortan El-Mansur genannt wird, als Fida'i heran, die ihre erste Mission herbeisehnen. Alle drei werden schließlich mitten in die Geschehnisse, die schließlich zum 3. Kreuzzug führen sollen, hingezogen....
Peter Berling entwickelt einmal mehr ein faszinierendes Szenario in dem z. B. die Ritterorden weniger edel dargestellt werden. So wird der Tribut Masyafs an die Templer von dem Orden unter dem Deckmantel eines Schutz- und Freundschaftsvertrages kassiert. Eine originelle Namensschöpfung Berlings ist die Gestalt der Thamar, einer zum Islam konvertierten georgischen Christin, denn zur selben Zeit herrschte eine Königin gleichen Namens aus der Bagratiden-Dynastie über das kaukasische Königreich. Daneben macht der Leser u. a. die Bekanntschaft mit dem zwielichtigen (von Alamut) "Geschickten" Husain Ad-Din Marzuban, den skurillen Jaluddin, alias Jaludinus, einem Gaukler und Waffenmeister, Ritter "Kyr du Lac" (alias Kira), die sich an den Königshof von Jerusalem begibt. Auch die Zusammenkünfte der rätselhaften, in weiße Gewänder und spitze Kopfbedeckungen mit schwarzen Sehschlitzen gehüllten Mitglieder des interkonfessionellen "Priorats der heiligen Magdalena" sorgen für Spannungsmomente. Diese Bruderschaft und ihr rätselhafter, mit schnarrender Stimme sprechender Magister venerabilis haben sich die Schaffung eines eigenen Ordenstaates mit Glaubensfreiheit zum Ziel gesetzt.....
Ergänzend zur Romanhandlung erfährt der Leser weitere historische Fakten aus den in gotischer Schrift eingefügten "Berichten des An-Nasir an- Daula" und den Auszügen aus dem "Diarium Itineris der Saida Thamar". Z. B. die tatsächlichen Begebenheiten um Balian d'Ibelin, insbesondere die Hintergründe seiner Verteidigung Jerusalems. Die Darstellungen von Sultan Saladin, dem "Raubritter" Raynald de Chatillon, dessen Stiefsohn Humfried von Toron, König Guido de Lusignan und seiner Frau Sybille, Graf Raimund von Tripolis und Templergroßmeister Gerard de Ridfort, sowie der anderen historischen Gestalten sind in überzeugender Weise, wie auch ihr Zusammenspiel mit den fiktiven Akteuren, gelungen! Gleiches gilt u. a. auch für das Gefecht bei den Quellen von Cresson und die Katastrophe bei den Hörner von Hattin.