P. L. Travers

Viele von euch werden Mary Poppins bestimmt kennen. Mary Poppins kommt als Kindermädchen zu der Familie Banks. Sie ist aber anders als alle Kindermädchen vor ihr, denn mit ihr erleben Jane und Michael viele spannende Abenteuer.

Das Buch ist natürlich schon etwas älter und zudem ein Kinderbuch, aber für mich ein echter Klassiker weshalb ich es unbedingt lesen wollte. Auch wenn ich das Gefühl hatte, dass das Buch generell keinen roten Faden hat und sich einfach ein verrücktes Abenteuer an das nächste reiht, stelle ich es mir für Kinder sehr lustig und spannend vor. Ich würde aber definitiv empfehlen ein neueres Exemplar Kindern vorzulesen, da meines an einigen Stellen kritische Äußerungen aufzuweisen hatte.

Meiner Meinung nach aber ein Klassiker, den man auf jeden Fall gelesen haben muss!

Das Buch fängt so wunderbar an, mit der Beschreibung des Hauses an der 17, Cherry Tree Lane. Leider verliert der Roman schnell an dieser liebevollen Art des Erzählens. Es muss daran liegen, dass Mary Poppins als Kindermädchen ins Haus einzieht und sowieso nichts von sich preisgibt. Überhaupt finde ich sie etwas unsympathisch. Dafür mochte ich den Match-Man umso mehr.

Es mag komisch klingen, aber der Roman wäre schöner ohne Mary Poppins. Bloss macht das wenig Sinn :-)

Bei einem Ausflug im Park lassen Michael, Jane und ihre Zwillingsgeschwister John und Barbara Banks einen Drachen steigen, der in einer plötzlich erschienenen Wolke verschwindet. Als Michael ihn mühsam wieder zu Boden zu bringen versucht, entdecken die Kinder etwas Anderes am Ende der Drachenschnur... Mary Poppins hängt daran und hat ihr Versprechen am Ende des ersten Romans wahr gemacht: Sie hatte den Kindern eine Nachricht mit den Worten "Au revoir!" hinterlassen...

Nicht nur die Kinder sind überglücklich, die etwas harsche, distanzierte aber auch geheimnisvolle Nanny zurückzuhaben, sondern auch Mr. und Mrs. Banks atmen auf.

Mary Poppins übernimmt sofort erfolgreich das Kommando in dem Banks-Haushalt, der ohne einen Hinweis weiteren Zuwachs erhält... Gegen Ende des Buches bekommen Jane und Michael und die Zwillinge noch ein Geschwisterchen: Annabel. Das Ganze passiert en passant - in Kinderbüchern wird wohl nicht auf Schwangerschaften eingegangen...

Und wie es nicht anders zu erwarten war, erleben die vier Banks-Kinder allerlei Seltsamkeiten mit Mary Poppins: Sie lernen die ängstliche Miss Andrew kennen, genießen eine verrückte Tee-Party bei Mr. Turvy und seiner Haushälterin Miss Tartlet, bei der alles auf dem Kopf steht. Sie besuchen einen Zirkus in den Lüften und Jane erlebt ein spannendes Abenteuer in der gemalten Szenerie einer Royal Doulton Schüssel. Es gibt faszinierende Begegnungen mit einer alten Frau, die Ballons verkauft und auch mit Bert, dem Straßenmaler. Am Schluss des Romans besteigt nach einer fulminanten Fahrt der Kinder auf einem Karussell Mary Poppins selbiges und als sich dieses immer wilder und wilder zu drehen beginnt und schlußendlich abhebt und in den Wolken verschwindet, wissen die Banks-Kinder, dass ihre Zeit mit der unvergleichlichen Nanny vorbei ist... vorläufig.

In diesem zweiten Roman der Kinderbuchreihe wirkt Mary Poppins etwas weicher und zugänglicher... doch als Leser kann man ebensowenig wie die Banks-Kinder konkret sagen, ob die Erlebnisse stattfanden oder geträumt waren. Mary Poppins bleibt rätselhaft und in der Distanz und doch scheint ihre Zuneigung zu den Banks-Kindern aufrichtig und warmherzig. Die Abenteuer sind fesselnder und amüsanter als im Erstling und viele beschriebene Abenteuer dieses Romans finden sich - wenn auch leicht verändert - im entzückenden zweiten Kinofilm über diese Nanny wieder.