Rezension zu "Drei Fälle für Adam Dalgliesh" von P. D. James
Als ausgewiesener Nicht-Krimi-Fan verwundert es mich inzwischen selbst, wie viel Freude ich an solchen Hörbüchern habe. Während meiner starken Erkältung - ich musste einfach mehr Ruhe halten - und auch abends vorm Einschlafen war diese leichte Kost anscheinend das Richtige für mich.
In dieser Box gibt es 3 Krimis des Autors P.D. James als Hör-CDs. Alle vorzüglich gelesen von Frank Stieren. Ich glaube es ist die Stimme dieses brillanten Sprechers, die mich vor allem so begeistert.
Bei diesen CDs handelt es sich um Unterhaltungsliteratur, von der man sich am Abend vorm Einschlafen gut berieseln lassen kann mit dem sicheren Gefühl, während der Nachtruhe nicht von Albträumen heimgesucht zu werden. Die Romane sind ohne Grusel-Effekt, in etwa des Stils von Agatha Christie. Angesiedelt sind die Krimis in der englisch-versnobten Society.
Der Kommissar, der in allen 3 Fällen ermittelt ist Adam Dalgliesh, eine etwas skurrile Persönlichkeit, der in seiner Freizeit selbst Kriminalromane schreibt.
Herausgreifen möchte ich, "Eine Seele von einem Mörder".
Dieser Roman spielt in einer psychiatrischen Klinik. Die Verwaltungschefin wurde ermordet und Kommissar Dalgliesh ermittelt vor Ort. Wir treffen auf die unterschiedlichsten Mitarbeiter der Klinik, von denen jeder seinen eigenen Grund für diesen Mord haben könnte. Was mir an diesen Krimis gefällt ist, dass sie recht unblutig und ohne solche Aussagen wie: "Das ist das grausamste Verbrechen, das der Kommissar je gesehen hat" und dann ergeht sich der Autor in einer blutrünstigen Beschreibung dieses Horror-Szenarios, auskommt. Nein, all das ist nicht P. D. James Stil. Auch da drückt er sich aus wie ein Gentleman.
Was für mich bei diesem Krimi heraussticht ist die Beschreibung der unglücklichen Ehe des Arztes und Psychiaters, als sich dieser nach Feierabend auf den Heimweg macht, in seine vornehmen Wohngegend der Upper Class. Seine Gedanken über dieses Villenviertel mitsamt seinen Bewohnern: "Eine Siedlung durch gemeinsame Vorurteile und snobistische Ansichten geeint."......"Das anspruchslose gesellschaftliche Leben gab ihr (seiner Ehefrau) wenigstens den Anschein von Sicherheit."
Als er zu seiner Villa beschreibt beschreibt er seine Gedanken so: "Ein Hort für verlorene Hoffnungen".
"Dass sich alle unglücklichen Ehen im Grunde ähnelten. Sie blieben zusammen, weil sie hofften weniger unglücklich zu sein als alleine". ....
"Wenn die Mühsal und Pein der Ehe größer werden als Kosten und Unbequemlichkeiten, das Trauma einer gesetzlichen Trennung, würden sie sich trennen. Kein vernünftiger Mensch setzte sich dem Unersetzlichen ewig aus. Eine Ehe erdulden, die wenigstens die angenehme Illusion des Gebrauchtwerdens vermittelt"
Vielleicht liegt es an dem hervorragenden Sprecher Frank Stieren, der diese Passage so eindrucksvoll liest, dass einem beim Zuhören bewusst wird, wie schwer die ganze Last dieser unglücklichen Ehe auf den Schultern des Arztes liegt.
Ich finde, besser kann man das eheliche Unglück des Arztes gar nicht in Worte fassen und umschreiben.
Ansonsten sind die Krimis dieses Dreierpacks eher leichte Unterhaltung.