Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein typisches Taschenbuch aus dem Genre Fantasy. Bilder gibt es keine, allerdings findet man im Buchumschlag eine Karte des Landes, die bei der Orientierung hilft.
Inhalt
Ana, die Tochter des reichen Fürsten Somerstorm, feiert ihren 17. Geburtstag. Was als Fest begann endet in einem Blutbad – ihre Familie und alle anderen Gäste werden ermordet. Durch das beherzte Eingreifen ihres Leibwächters Jonan kann sie entkommen. Die zwei machen sich auf den Weg zu ihrem Verlobten nach Westfall, um Hilfe gegen die Angreifer zu erbitten. Verfolgt von den Nachtschatten ahnen sie nicht, dass die Eroberung der Festung nur der erste Schritt in ihrem Plan war. Und auch Jonan birgt ein düsteres Geheimnis…
Umsetzung
Der Schreibstil gefällt mir sehr gut. Als zum Beispiel Jonan, Anas Leibwächter, in die Geschichte eingeführt wird, passiert dies mit nur einem Satz:
"Der Schatten ihres Leibwächters glitt über die Wände, lautlos und dunkel, so wie er." - Claudia Kern: Sturm (Der verwaiste Thron 1), Seite 20 Z.1f., 2008
Auch im Folgenden lernt man zuerst seinen Schatten und erst später Jonan selbst kennen. Anstatt alles zu beschreiben oder direkt zu benennen, wird vieles zuerst angedeutet. Als Leser erhält man immer wieder Eindrücke, die sich nach und nach zusammensetzen. Mir selbst gefällt diese Herangehensweise sehr gut.
Zur Fantasy gehört für mich ein mittelalterliches Umfeld dazu. Sprachlich wird es durch wenige Worte vermittelt, wenn die Herrschaften mit „Mefrouw“, „Minher“ oder „Melordd“ angesprochen werden. Durch den sparsamen Gebrauch solcher Begriffe wirkt die Sprache natürlich und nicht künstlich auf alt getrimmt.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Man lernt Ana kennen, ebenso ihren kleinen Bruder Gerit, Anas Verlobten Rickard und dessen Freund Craymorus. Jede dieser Figuren hat eine wichtige Rolle in der Geschichte. Jede Figur kennt Fragmente aus der Geschichte, die sich aus den verschiedenen Blickwinkeln für den Leser als ein Großes zusammensetzt.
Die Figuren entwickeln sich im Verlauf der Geschichte, so wie sich jeder Mensch verändert. Oft beginnt dies mit kleinen Andeutungen oder kurzen Momenten, in denen eine charakterliche Eigenschaft aufblitzt. So kann der Leser bereits im Vorfeld erahnen, wohin die Reise geht, ohne sich dessen wirklich sicher zu sein. So ist der Magier und Gelehrte Craymorus von der Folter angewidert und fasziniert. Welche Seite obsiegt bleibt offen.
"Er spürte seinen Herzschlag in der Kehle. Ihm war nicht mehr übel. Etwas regte sich in ihm, etwas, das er noch nie gefühlt hatte. Wie ein Geschmack, süß und bitter zugleich, lag es auf seiner Zunge. Es schmeckte nach Blut, nach Macht, nach Größe. Es schmeckte nach mehr." - Claudia Kern: Sturm (Der verwaiste Thron 1), Seite 254 Z.1ff., 2008
Beim Lektorat wurde leider nicht immer aufgepasst. Es gibt etliche Fragen, die nicht mit einem Fragezeichen, sondern mit einem Punkt enden. Und auch der Diener Oso wird an einzelnen Stellen zu Oto.
Und hier die Kurzzusammenfassung
+ Spannend
+ Ansprechende Erzählweise
+ Interessante Charaktere, mit ganz eigenen Zielen
- Fehler bei Rechtschreibung und Zeichensetzung
Fazit
Die Lektüre hat sich gelohnt. Die verschiedenen Figuren sind interessant und jede hat ihre eigenen Ziele und Geheimnisse. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir. Vieles wird angedeutet. Manche Vorahnung wird bestätigt, bei anderen Ereignissen erkennt man erst hinterher, dass es schon vorher Anzeichen gab. Auch auf eine schwarz-weiß Sicht wird verzichtet. Menschen und Nachschatten sind sich ähnlicher, als man zuerst vermuten mag. Und beide haben ihre Stärken und Schwächen.
Originalausgabe
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Die Signatur des Mörders
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Rezension zu "Die Tochter der Seherin" von Stefanie Kasper
Wir lernen Emma von Eisenberg und Marzan von Hohenfreyberg kennen. Im 16. Jahrhundert waren diese beiden, von Kindesbeinen an, unzertrennlich, schworen sich ewige Treue und liebten sich. Doch so schön dies jetzt auch klingen mag — sie wurden 6 Jahre getrennt. Marzan ging zu Jakob Fugger nach Augsburg.
Emma reift in dieser Zeit zu einer jungen Frau heran und als sich die beiden Adelskinder wiedersehen, gewährte ihr Glück nur für kurze Zeit! Ihr Vater Richard von Eisenberg will die Vermählung mit dem Graf Darius von Ravensberg, kurz darauf wird Richard ermordet.
Kurze Zeit später kommt Emma ins Kloster, soll die Keuschheit über sich ergehen lassen, lernt aber ganz andere Dinge. Und anstatt das Marzan in ihren Träumen auftaucht, ist es ein anderer…! Ein Wirrwarr an Gefühlen bricht über die Adelstochter herein und das soll bei weitem nicht das Letzte sein, was sie in Erfahrung bringen soll…
Rezension zu "Sturm" von Claudia Kern
"Schroff und grau sind die Gesichter der Menschen von Somerstorm, so schroff und grau wie die Berge, die das Land von allen Seiten umschließen." (S.13)
Inhalt: Anas siebzehnter Geburtstag sollte eigentlich ein wundervolles Fest werden. Doch eine Gauklergruppe, die für Ana auftreten soll, schleust Mörder mit in die Festung - die Mörder ihrer Familie. Durch Zufall entkommt Ana mit ihrem Leibwächter Jonan, den sie kaum kennt. Ihr Bruder Gerit bleibt zunächst in der Burg, versteckt sich. Beobachtet die Besatzer, bis er erkennt, dass es Nachtschatten sind - üble Gestalten, die sich des Nachts in Bestien verwandeln. So denkt er zumindest.
Während Ana mit Jonan noch immer auf der Flucht ist, wird Gerit immer mehr in den Bann der Nachtschatten gezogen, die anscheinend nicht nur dunkle Seiten haben...
Sprache & Aufbau: Die Autorin schreibt gut und flüssig, man kann alles sehr leicht lesen und gerät auch kaum ins Stocken. Dennoch bin ich mit den Protagonisten nicht immer warm geworden bzw konnte ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen. Am Anfang ging mir alles ein wenig zu rasch voran, am Ende erschien mir alles einerseits absichtlich gestreckt, andererseits doch wieder viel zu kurz. Die kleinen Einführungen am Anfang jedes Kapitels lassen einen viel über die Welt in Erfahrung bringen, was eigentlich recht gut gelöst ist. Manchmal aber kamen mir die Zitate aus einem fiktiven Werk über die Welt dennoch zu gewollt passend vor.
Persönliches Fazit: Nachdem ich viel Gutes über das Buch gelesen habe, wollte ich es mir selbst einmal ansehen. Ja, wie unten bereits geschrieben, es mangelt diesem Buch eigentlich an nichts. Aber irgendwie konnte es mich trotzdem nicht vom Hocker hauen - sei es wegen meiner Distanz zu den Personen oder wegen der Handlung, die sich eigentlich recht wenig von anderen High-Fantasy-Werken unterscheidet; wenngleich auch mit der ein oder anderen interessanten Wendung. Ich bereue es nicht, das Buch gelesen zu haben und es hat sich auch die vier Sterne verdient.