Rezension zu "Einmal noch sterben" von Oliver Bottini
"Zwei Jahre nach 9/11: Die USA und ihre Verbündeten bereiten ihren Einmarsch in den Irak vor." Das steht auf der Buchumschlag hinten. In der heutigen Diktion, die natürlich nur für andere gilt, müsste es eigentlich heißen: "bereiten einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vor", für den sie noch einen erfundenen Anlass brauchten. Damals wurde von US-Außenminister vor der UNO erklärt, man hätte Beweise für irakische Massenvernichtungsmittel. Tatsächlich berief man sich dabei auf Informationen des BND. Das bildet den Ankerpunkt für diesen Agententhriller.
Frank Jaromir, Agent des BND und ausgebildeter Scharfschütze, soll in den Irak reisen und Beweise sichern, die den irakischen Besitz von B- und C-Waffen widerlegen. Deutschland möchte sich nicht am kommenden Krieg der USA beteiligen und ihn am liebsten verhindern. Doch bereits auf der Durchreise in Jordanien geht vieles für Jaromir schief. Er trifft spät in Bagdad ein, wo es schließlich zur Übergabe der Gegenbeweise kommen soll. Der Einsatz läuft völlig aus dem Ruder, weil er nicht nur vom BND gelenkt, sondern auch von US-Behörden überwacht und fehlgesteuert wird.
Danach gerät Jaromir zwischen die Mühlsteine verschiedener Interessen und muss um seinen Job, seine Freiheit und seine Zukunft fürchten. Seine dauernde Abwesenheit hat zudem seine Familie zerstört.
Auch in Deutschland verlaufen geheime Fronten. Im BND und auch außerhalb von ihm bewegen sich transatlantische Seilschaften, denen die politische Abstinenz der rot-grünen Bundesregierung in Sachen Irak gewaltig gegen den Strich gehen. Das Kanzleramt sucht Aufklärung und setzt eine BKA-Beamtin darauf an. Sie stößt bald in eine Blase, deren Platzen schließlich gewaltige Wellen im Inneren der geheimen Strukturen des Landes auslöst. Eine Gemengelage also, die komplex und explosiv, aber nicht ganz unwahrscheinlich ist, auch wenn sie natürlich für diesen Thriller konstruiert wurde.
Oliver Bottini gehört zweifellos zu den besten deutschen Autoren dieses Genres. Auch dieses Buch, für das er einen zweiten Preis eines Vereins bekam, unterstreicht seine außerordentliche Qualität. Man kann es kaum aus der Hand legen, weil die spannend beschrieben Verwicklungen bis hin zu einem Ende gehen, das man keinem wünscht. Mit ihm setzt das Buch auch einen Kontrapunkt zu den Heldengeschichten aus der Agentenwelt, die eher ins Reich der Illusionen gehören.